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  • 01. Januar. 2014
  • Administrator
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Weniger ist oft mehr! Diese Regel solltest du dir auch beim Verfassen von Texten für deinen Verein merken. Wörter gibt’s in Hülle und Fülle aber nicht alle sind von Wert für deinen Text. Besonders auf Füllwörter und Worthülsen aber auch auf viele Adjektive solltest du oft besser verzichten. Die richtige Wortwahl ist essentiell für den Erfolg deines Textes.

Erfolgreich texten – die richtige Wortwahl treffen

Die wahren Hauptwörter sind Verben!

Verben treiben das Spiel an. Sie sind die Stars im Team. Wo nichts geschieht, da gibt es auch nichts zu berichten. Und wenn etwas geschieht, fangen es nur Verben ein, kurz, knapp, knackig.

Lass es den Leser spüren

Leser lieben Verben, die den Stier bei den Hörnern packen. „Er begab sich auf schnellstem Weg nach Hause.“ Warum so umständlich? Schreibe: „Er rannte!“ Da hört man die Anstrengung, die Hast, das Keuchen heraus. Auch nicht gut: „Die Presse wartete mit bohrenden Fragen auf.“ Besser: „Die Presse bohrte.“ Am meisten lieben Leser Verben, die Farbe ins Spiel bringen. Besonders effektvoll sind die mit eingebautem „Klangeffekt“. Donnern ist solch ein lautmalerisches Verb – man hört es förmlich. Flüstern, summen, blitzen, das sind andere. Wer sie braucht und findet, zieht den Leser in Bann.

Verben, die die Welt nicht braucht

Aber auch ohne solche Treffer ist dein Text auf der sicheren Seite, wenn du ausreichend Zeit einplanst, um über alternative Formulierungen nachzudenken.

Hat dir gefallen, was du gerade gelesen hast? Die Aussage stimmt, der Stil nicht. Es ist ein Beispiel dafür, wie schlecht sich oft liest, was uns spontan einfällt. Also noch mal auf gut Deutsch: „Der Autor sollte so lange grübeln, bis er die schlappen Verben vom Blatt vertrieben hat.“ Das mag, je nach geistiger Fitness, mal besser und mal schlechter klappen. Aber auch an schlechten Tagen solltest du auf folgende Verben nicht mehr hereinfallen:

  1. Verben auf -ieren, wie verbalisieren (etwas ansprechen) oder kontaktieren (anrufen, ansprechen, anschreiben). In deutschen Texten ist besonders gern etwas „vorprogrammiert“ – vor allem die Unlust des Lesers. Erstens sagt und schreibt man besser zum Beispiel: „Und damit begann das Übel“ oder „die Bombe tickte bereits“ (wenn das Geschehen eine so dramatische Formulierung trägt). Zweitens wird immer vorher programmiert, weshalb das „vor“ nicht davor gehört.
  2. Blasse Verben, wie aufweisen, beinhalten, erfolgen. Der Dichter Jean Paul hat sie „Luftwörter“ genannt, vielleicht, weil sie groß daher kommen, aber nichts darin steckt. Den Leser lassen sie kalt. Sie ermüden ihn. Finde, wo immer möglich, dynamischere Verben. Schreibe nicht: „Das Programm umfasst nach der Diskussionsrunde ein geselliges Beisammensein“. Schreibe zum Beispiel: „Wir wollen erst miteinander reden und dann miteinander feiern.“
  3. Verben, die sich umständlich mit einem Hauptwort gepaart haben, wie „unter Beweis stellen“ (beweisen), „Bericht erstatten“ (berichten), „einen Besuch abstatten“ (besuchen) oder sich Mühe geben (sich anstrengen). Nicht immer kann man solche Paare aus Hauptwort und Verb umgehen (zum Beispiel Partei ergreifen oder Erfolg haben) – versuchen sollte man es immer!
  4. Verben im Passiv, also zum Beispiel „Das Spiel wurde verloren“ statt aktiv „Die Mannschaft hat das Spiel verloren“ oder (besser noch, weil es die Aktiveren in den Vordergrund stellt): „Der Gegner hat gesiegt.“ Passiv wird in der Grammatik auch die Leidensform genannt. Es unterschlägt, wer handelt. Genau das will der Leser aber wissen. Erfährt er es nicht, leidet auch er.

Hauptsache Hauptwörter?

„Der Trainer hatte der Mannschaft bedingungslose Offensive aufgegeben.“ Wer so schreibt, kann selbst aufgeben – und den Leser abschreiben. Hauptwörter braucht man für Dinge oder Zustände. Für Tätigkeiten braucht man sie nicht! Dafür gibt es die Verben. Die Tat ist dein Revier: „Der Trainer hatte die Mannschaft aufgefordert, bedingungslos zu stürmen.“ Wie soll der Leser die Bewegung spüren, wenn der Autor sie in ein schwerfälliges Hauptwort packt?

Wo bitte geht’s zum Verb?

Sätze, in denen Hauptwörter dicht auf dicht stehen, überfordern die Augen. Die Großbuchstaben am Anfang versperren die Sicht auf das Wichtigste: „Als der Vorsitzende auf der Jahreshauptversammlung den Mitgliedern das Programm des Jugendausschusses zur Abstimmung vorstellte…“ war der Leser längst davon gelaufen – er hatte vor lauter Hauptwörtern die Hauptsache nicht mehr gefunden: das Verb!

Schreibe „anspruchsvoll“: einfach und verständlich

Und schließlich: Bleibe konkret! Mit abstrakten Hauptwörtern kann man zwar viel einfangen, nur nicht den Leser. Meide weit ausholende Begriffe, die gern mit folgenden Endungen aufwarten:

  1. -keit oder -heit (Begehrlichkeit, Bescheidenheit)
  2. -ung (Anmaßung)
  3. -ion (Kapitulation)
  4. -ät (Komplexität)
  5. –ive (Initiative)

Da ist einer, den die Komplexität der Angelegenheit zur Kapitulation zwang? Das ließe sich so sagen: „Die Sache war schwierig und er wusste sich nicht mehr zu helfen. Da gab er auf.“

Und wenn das Thema „anspruchsvoll“ oder gar wissenschaftlich ist? Dazu der englische Physiker und Nobelpreisträger Ernest Rutherford: „Eine gute wissenschaftliche Theorie sollte einer Bardame erklärbar sein.“

„Man spricht deutsch“

Wer so denkt, meidet Fremdwörter fast von selbst. Aber Du bist „en vogue“ (in Mode). Was locker oder wichtig klingen soll, wird gern in fremder „Mundart“ dargeboten, zum Beispiel in Stellenanzeigen. Statt mit Geld klimpern die Unternehmen mit Worten, und dann steigt der Hausmeister zum „Facility Manager“ (Anlage-Manager) auf. Wenn er etwas auf sich hält, kommt er mit „Tools“ (Werkzeugen) zum Klempnern – und das ohne jede Ironie. Der Mann ist eben „up to date“ (auf dem neuesten Stand).

Ist dann jedes Fremdwort ein „Foul“?

  1. Nein; der englisch Begriff „foul“ zum Beispiel lässt sich nur umständlich ins Deutsche übersetzen (Duden: „regelwidriges, unfaires Spiel“ – zu dumm, dass „fair“ schon wieder aus dem Englischen stammt und genauso schwer zu übertragen ist). Um zu erklären, was genau „Ironie“ bedeutet, braucht der Duden sogar zwölf Zeilen. Und auch „Manager“ mag sich nennen, wer denn einer ist (Duden: „mit weitgehender Verfügungsgewalt, Entscheidungsbefugnis ausgestattete Persönlichkeit“).
  2. Häufig aber sind Fremdwörter wie Unkraut, das die deutsche Sprache überwuchert. Texter mögen sie, weil die Einfuhr nichts kostet, vor allem kein Nachdenken. Englisch besitze nun einmal mehr „Drive“ (Schwung), meinte wohl die Deutsche Bahn, als sie ein Angebot „Rail and Fly“ nannte. Das Deutsche zu behäbig? „Zug zum Flug“! Texter, die darauf nicht gekommen sind, haben ihr Geld nicht verdient. Bekommen haben sie es aber doch; die Rechnung zahlt der Leser.

Jedes Füllwort ist zuviel

„Texten ist ein in die Zukunft gerichteter Prozess“, schreibt der Autor eines Handbuchs. Was sonst? Gibt es Prozesse, die in die Vergangenheit gerichtet sind? Warum also nicht, wenn man schon einen abstrakten Begriff verwenden will (was man aber nicht wollen sollte): „Texten ist ein Prozess“? Weil das nicht wichtig genug klingt? Willkommen bei den Füllwörtern und Worthülsen. Ramsch, der an jeder Ecke feilgeboten wird. Man sollte ihn geflissentlich meiden, aber er drängt sich immerfort auf. Siehst du, schon ist es geschehen. Also noch einmal: Man sollte ihn meiden, aber er drängt sich auf. Der Rest war Füllstoff, den der Text nicht braucht. Da helfen nur der Rotstift und eine eiserne Hand. Und noch etwas. Vertrauen in die Kraft der Worte! Meist drückst du auch ohne Anhängsel alles aus, was zu sagen ist.

Adjektive: Sparsamer Einsatz bereichert den Leser

Warum zum Beispiel „attraktive Chancen“ schreiben, wo Chancen doch von Haus aus attraktiv sind? Häufig sind Adjektive eine Unterart überflüssiger Wörter. Nützlich sind sie, wenn sie die Eigenschaft eines Hauptwortes bestimmen oder eine Wertung oder einen Eindruck auf den Punkt bringen. Immer vorausgesetzt, das Hauptwort enthält diesen Sinn nicht schon, so wie in „offensiver Stürmer“ oder „massiver Druck“. Das Adjektiv kann aber noch mehr: dem Text Würze geben. Vor allem, wenn es den Leser verblüfft, zum Beispiel, weil der Autor es in einem überraschenden Zusammenhang benutzt (Der unwillige Ball landete schon wieder beim Gegner). Aber Vorsicht: Wer zu viel würzt, richtet Ungenießbares an.

Dahingegen wird manches, was einmal erfrischend war, mittlerweile abgestanden, die „goldene Mitte“ zum Beispiel, der Wald, den man „vor lauter Bäumen“ nicht sieht oder der „große Bahnhof“ zum Empfang. Das gilt übrigens auch für Verben und Substantive, die durch jahrelangen Gebrauch ihren Glanz verloren haben. Die „Spitze des Eisbergs“ zum Beispiel, stachelt keine Neugier mehr an. Der Autor ist im Gegenteil „in höchster Gefahr“, beim Leser seinen „Kredit zu verspielen“.

Zeichen setzen

Die Gliederung gibt das Gerüst vor, die Wortwahl steuert die einzelnen Bausteine bei. Die Satzzeichen schließlich sorgen für Ordnung. Punkt, Doppelpunkt, Gedankenstrich, Semikolon und Komma: Sie trennen oder verbinden, was zusammen gehört oder nicht; und sie machen Musik! Buchstaben auf dem Papier erzeugen einen Klang? Ja – wenn der Autor zu komponieren versteht. Wir heben die Stimme vor dem Fragezeichen, Doppelpunkt und Komma. Wir senken sie vor dem Punkt. Vor dem Semikolon und dem Ausrufzeichen bleibt sie in der Schwebe. Der Leser hört es, selbst wenn er leise liest. Der Autor sollte laut lesen: Das Stakkato abgehackter Sätze oder die Monotonie gleichförmiger Satzmelodien – horche, ob sich dein Text hören lassen kann!

Kabinettstücke

Rhythmus, starke Sprachbilder, einprägsame Begriffe – rhetorischer Feinschliff verleiht deinem Text Eleganz und Kraft. Wer solche Stilmittel verwendet, kann viel gewinnen – aber auch verlieren. Je höher Du hinaus willst, desto tiefer kannst Du stürzen. Hier helfen dir Testleser herauszufinden, was ankommt und was nicht.

Das Repertoire an rhetorischen Stilmitteln ist groß. Hier eine kleine Auswahl:

  1. Der Stabreim schafft durch gleichen Anlaut eine eingängige Melodie. Werber arbeiten oft damit. Berühmt geworden ist zum Beispiel:
    „Milch macht müde Männer munter“.
  2. Ähnliche Wirkung hat der Endreim:
    „Klein, aber mein“, „Sport ist Mord“
  3. Auch die Wiederholung von Wörtern am Anfang oder Ende eines Satzes (oder Satzteils) prägt sich ein:
    „Investieren Sie nicht ins Gesundheitssystem. Investieren Sie in Ihre Gesundheit!“
    „Ende gut, alles gut.“
  4. Die Wiederholung von Schlüsselbegriffen vermag die Neugier des Lesers zu wecken: Was kommt jetzt?
    „Die Bundesliga. Sie ist eine Legende. Eine Legende allerdings…“
  5. Botschaften lassen sich gut durch erläuternde Wiederholungen verankern:
    „Das Spiel zu gewinnen, fordert Mut, Ehrgeiz und Zähigkeit. Mut, weil … Ehrgeiz, weil… Zähigkeit, weil…“
  6. Für Spannung und Lebendigkeit sorgen kurze (ironische) Einschübe, solange der Satz übersichtlich bleibt:
    „Jeder, der sich äußerte, ob Fachmann oder nicht – aber im Grund war jeder Fachmann – hatte ein Rezept, wie das Spiel zu gewinnen wäre.“
  7. Die Auslassung eines Wortes (Ellipse) baut Spannung auf und wirkt lebendig:
    „Ein Training reduziert auf das Wesentliche. Und auf 30 Minuten.“


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