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  • 02. Januar. 2014
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Wenn beide Geschlechter an einem Strang ziehen, wird vieles einfacher. Ein ausgeglichen besetztes Gremium muss nicht lange forschen, was sich Frauen wünschen – weil sie mit am Tisch sitzen. Doch geht es nicht nur um die speziellen Interessen von Frauen. Der ganze Verein gewinnt, wenn die Stärken beider Geschlechter zusammen wirken. Das erhöht seine Attraktivität – und sichert seine positive Entwicklung. Er handelt deshalb nicht nur gemein-, sondern auch eigennützig, wenn er Chancengleichheit im Verein zwischen Frauen und Männern schafft.

Vereint gewinnt auch der Verein – Chancengleichheit im Verein

Zwei Fragen für gleiche Chancen

Zwei Vereinsmitglieder – der eine Schachspieler, der andere Basketballer – unterhalten sich angeregt über ihre raffiniertesten Spielzüge. Eine realistische Vorstellung? Ist es nicht wahrscheinlicher, dass beide aneinander vorbeireden, wenn sie von Läufern und Springern sprechen? Jeder Mensch ordnet seine Wahrnehmungen vor dem Hintergrund seiner persönlichen Erfahrungen ein. Mit anderen Worten: Menschen, die von unterschiedlichen Erfahrungen ausgehen, benutzen zwar dieselben Worte, sprechen aber nicht immer dieselbe Sprache.

Auch Männer und Frauen sehen in mancher Hinsicht die Welt mit verschiedenen Augen. Unterschiedliche Lebenssituationen und Bedürfnisse prägen ihre Sichtweisen. So entstehen Missverständnisse und aus ihnen missliche Resultate. Am Anfang der Gleichberechtigung steht deshalb Aufklärungsarbeit. Sie setzt voraus, dass Frauen und Männer sich gegenseitig zuhören – und hinterfragen, was wirklich gemeint ist.

Immer wenn es um Chancengleichheit im Verein geht, solltest du zwei Fragen prüfen:

  • Worin unterscheiden sich die Lebensbedingungen und Wünsche unserer weiblichen und männlichen Mitglieder?
  • Welche Folgen hätte eine bestimmte Entscheidung für die jeweiligen geschlechtsspezifischen Lebensbedingungen und Wünsche?

Geld und Gleichberechtigung

Formal gleiche Rechte führen nicht automatisch zu gleichen Chancen. Oft hängen sie vom Geld ab, das zur Verfügung steht. Jeder Euro kann nur ein Mal ausgegeben werden – aber für wen?

Ein erfundenes, aber kein realitätsfernes Beispiel: Eine Kommune ersetzt einen Hartplatz durch einen teuren Kunstrasen. Kurze Zeit später muss sie ihr Hallenbad vormittags schließen – aus Kostengründen. Wer knappes Geld zu verteilen hat, muss Prioritäten setzen. Da gibt es leicht Gewinner und Verlierer. Wessen Interessen erhielten in diesem Fall Vorrang?
Vielleicht stellt sich folgendes heraus: Auf dem Kunstrasen spielen vor allem Jungen und Männer Fußball. Das Hallenbad wird stärker von Frauen mit Kindern aufgesucht – am liebsten am Vormittag! Weder der Sportausschuss der Kommune, noch die Vereinsvertreter haben das bei ihren Entscheidungen bedacht. Keine böse Absicht. Aber sie haben sich die beiden Ausgangsfragen für Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern nicht gestellt: Wie unterscheiden sich die Lebensbedingungen und wie wirkt sich die Entscheidung darauf aus? Gerade bei der gerechten Verteilung von Geldern gehören sie nach ganz oben auf die Tagesordnung – sei es im Freizeit- oder Leistungssport.

Du kennst jetzt die Grundgedanken des Gender Mainstreamings und einige konkrete Probleme von Frauen im Verein. Doch wie realisierst du nun Chancengleichheit im Verein?

 Zum Glück geht’s Stück für Stück 

Hauruck-Aktionen, mit denen das Steuer herumgerissen wird, führen öfter in die Irre als ans Ziel. Gerade eine Herausforderung wie Gender Mainstreaming, die Fingerspitzengefühl erfordert, sollten Vereine Schritt für Schritt angehen. Dabei helfen dir zum Beispiel die Instrumente des Kontinuierlichen Verbesserungsprozesses.

  1. Ein klares Bekenntnis der Vereinsspitze

    Gender Mainstreaming ist nicht bei jedem beliebt. Männer, aber auch Frauen, haben Vorbehalte gegenüber sich wandelnden Rollenbildern. Warum, das sei dahingestellt. Entscheidend ist, dass ein Verein auf dem Weg zu mehr Chancengleichheit nur mit Rückendeckung des Vorstands vorankommt. Er sollte Stellung beziehen, für Zukunftsprojekte werben und sie aktiv unterstützen.

  2. Die Selbstverpflichtung kommt in die Satzung

    Alles Wichtige gehört in die Satzung. Wenn es einem Verein also ein Anliegen ist, die Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern zu fördern, dann sollte er sich diesem Ziel in seiner Satzung verpflichten. Dabei ist Gender Mainstreaming keine isolierte Aufgabe: Wenn euer Verein Zukunftspläne schmiedet, gehört das Thema Chancengleichheit im Verein mit auf den Tisch!

  3. Beauftrage einsetzen

    Aber Papier ist geduldig. Und die Aufgabe, geschlechtsspezifische Benachteiligungen zu erkennen und zu beseitigen, ist herausfordernd. Wer übernimmt dafür die Verantwortung in eurem Verein? Hier könnte die „Frauenbeauftragte“ ins Spiel kommen – zugegeben, ein Titel, der nicht nur Freunde gewonnen hat. Vielleicht fällt euch eine Bezeichnung ein, die solche Vorurteile umgeht? Vielleicht macht ihr euch auch folgende Überlegung zu Eigen: Da es um die Interessen beider Geschlechter geht, nehmen je eine Frau und ein Mann gemeinsam die Aufgabe wahr.
    Entscheidend ist, dass die Beauftragte(n) in die gesamte Arbeit des Vorstands permanent einbezogen werden. Wer als „Spezialist für Chancengleichheit“ abgekoppelt wird, landet auf dem Abstellgleis. Hinzu kommt: Viele Themen lassen auf den ersten Blick gar nicht erkennen, dass sie geschlechtsspezifische Auswirkungen haben. Sie aufzudecken, ist gerade Aufgabe der Beauftragten.

  4. Frauen in die Führung 

    Eine einzelne Person kann natürlich nicht die ganze Verantwortung tragen. Erst wenn genügend Frauen im Vereinsvorstand und anderen Gremien mitentscheiden, werden ihre Interessen wirksam vertreten. Es ist wie beim Volleyball: Nur wer selbst aufschlägt, kann auch punkten. Wie gesagt: Die Umstände müssen stimmen, damit Frauen sich für solche zeitaufwändigen Positionen zur Verfügung stellen. Aber welche genau? Das ließe sich zum Beispiel durch eine Befragung der weiblichen Mitarbeiter herausfinden.

  5. Zieldefinition

    Wer etwas verändern will, braucht zuallererst klare Vorstellungen von seinen Zielen. Chancengleichheit im Verein ist ein umfassendes Thema. Gliedere es in einzelne, überschaubare Ziele. Definiere Erfolgskriterien, die du später überprüfen kannst. Was also bedeutet Chancengleichheit konkret in deinem Verein? Womit willst du beginnen?

  6. Problemanalyse

    Zielbestimmung und Problemanalyse lassen sich nicht voneinander trennen. Entweder du analysierst zuerst die Probleme, und leitest aus ihnen Verbesserungsziele ab. Oder du bestimmst zuerst einen angestrebten Zustand, und überlegen dann, welche Probleme überwunden werden müssen, um ihn zu erreichen.

    Folgende Fragen helfen dir, dir einen Überblick über die Ausgangslage zu verschaffen:

  • Hierarchie: Wie hoch ist der Frauen-Anteil der Mitglieder? Und wie hoch ist er im Vorstand oder sonstigen Entscheidungsträgern? Entsprechen sie sich?
  • Betätigung: Welche Angebote und Anlagen stellt der Verein zur Verfügung? Werden sie von Männern und Frauen in gleichem Umfang genutzt oder sind geschlechtsspezifische Ungleichgewichte zu erkennen?
  • Geld: Für welche Aktivitäten wird das meiste Geld ausgegeben? Wem kommen sie vor allem zugute? Gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede bei Honoraren, Aufwandsentschädigungen und Gehältern?
  • Ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiter: Wie viel ehrenamtliche Arbeit leisten die Frauen, wie viel die Männer? Wie sind die haupt- und ehrenamtlichen Aufgaben im Hinblick auf die damit verbundenen Kompetenzen auf die Geschlechter verteilt?
  • Ursachenforschung: Wenn du an einem der genannten Punkte unterschiedliche Gewichtungen zwischen den Geschlechtern gefunden hast: Wie lassen sie sich erklären?
  1. Lösungen entwickeln

    Hast du Hindernisse entdeckt und analysiert? Dann kannst du nun beginnen, sie zu beseitigen. Entwickle deine Lösungsstrategien zusammen mit so vielen Mitgliedern wie möglich, Frauen wie Männern – es geht um ihr gemeinsames Anliegen. Umso mehr mitmachen, desto größer ist der Rückhalt und die Motivation.

    Die folgenden Überlegungen solltest du auf deinem Lösungsweg beachten:

  • Chancengleichheit beginnt mit einem Bewusstseinswandel. Informiere deine Mitglieder deshalb nicht nur über die Ziele, sondern auch über die Motive deines Handelns. Wirb für gegenseitiges Verständnis! So gewinnst du möglichst viele Mitglieder für die Veränderungsprozesse.
  • Geld bewegt die Welt. Die Haushaltsplanung und die Geldverteilung im Verein solltest du stets im Auge haben, wenn aus Gleichberechtigung Chancengleichheit werden soll.
  • Es ist leichter, durch neue Projekte Veränderungen zu bewirken, als gegen alte Besitzstände anzukämpfen. Überlege deshalb vor allem, welche Zukunftsprojekte mehr Chancengleichheit im Verein herbeiführen könnten.
  1. Umsetzung

    Ein Trainingsplan, der sich aus vielen einzelnen Schritten zusammensetzt, ist leichter umzusetzen. Das gilt für jedes Zukunftsprojekt. Setze konkrete Leistungsziele für jede Trainingseinheit. Überprüfe: Welche Fortschritte haben wir gemacht? Was hat sich bewährt, was weniger? Wo sollten wir unsere Strategie ändern, um schneller ans Ziel zu gelangen?

  2. Erfolgskontrolle 

    Gender Mainstreaming ist wie ein Orientierungslauf: Sie brauchen einen langen Atem und einen Kompass, um die Richtung zu bestimmen. Vor allem im Verlauf größerer Projekte stellen sich immer wieder zwei Fragen: Sind wir schon am Ziel? Oder noch irgendwo zwischen Startschuss und Endspurt? Vorab bestimmte Etappenziele und nachprüfbare Erfolgskriterien erleichtern dir zwischendurch die Wegbestimmung. Vielleicht droht dir unterwegs, die Luft auszugehen. Dann gibt es nur ein Erfolgsrezept: Tief durchatmen – und weiterlaufen!

Frauen – eine interessante Zielgruppe

Im Schnitt kommen auf drei Männer in einem Verein nur zwei Frauen. Wieso? Sind Männer einfach engagierter? Oder finden Frauen die Vereine nicht attraktiv genug? So oder so – Frauen sind eine Zielgruppe mit Wachstumspotenzial. Aber wie gewinnst du sie für deinen Verein?

Die weibliche Seite der Werbung

Das ist eine klassische Marketing-Aufgabe. Fitness-Studios machen es vor: Sie bieten Frauen häufig maßgeschneiderte Angebote und umwerben sie engagiert. Mit Erfolg. Davon können auch Vereine lernen!
Vielleicht stehen einem Fitness-Studio mehr finanzielle Mittel zur Verfügung. Aber dafür hat dein Verein die besseren Argumente. Er hat zu bieten, woran es kommerziellen Angeboten gerade mangelt: Eine Gemeinschaft, die nicht zum passiven Konsum, sondern zum lebendigen Miteinander einlädt.

Entwickle als deinen Verein fort. Gender Mainstreaming liefert dir das größte Entwicklungspotenzial frei Haus: die Hälfte der Menschheit.



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