Doping hat nicht nur bei Sportlern großen Schaden angerichtet. Es hat auch ganze Sportarten in Verruf gebracht. Nehmt als Beispiel den Radsport, der so tief in den „Dopingsumpf“ geraten war, dass sich die Medien gezwungen sahen, die Übertragungen und die Berichterstattung auf ein Minimum zu beschränken beziehungsweise teilweise ganz einzustellen.
Auch Sport insgesamt leidet unter dem Doping-Einsatz. Spitzenleistungen werden von der Öffentlichkeit kritisch beurteilt, weil man – ohne Beweise – argwöhnt, dass die Leistung nur durch Doping erbracht werden konnte. Frei nach dem Titel des Buches von Ulrich Wickert „Der Ehrliche ist der Dumme“.
Hier wird übrigens deutlich, wie widersprüchlich das Verhalten in der sportinteressierten Öffentlichkeit ist. Auf der einen Seite wird Doping grundsätzlich als etwas Schlechtes angesehen – auf der anderen Seite erwartet man aber von den Sportlern immer neue Spitzenleistungen, die häufig ohne unnatürliche Hilfsmittel nicht erreichbar sind.
Nun könntet ihr argumentieren, dass dies ein Problem des Leistungssports ist und im Amateurbereich keine Rolle spielt. Dies ist aber ein fataler Irrtum. In vielen Sportvereinen wird gedopt. Meist ohne Wissen der Verantwortlichen, leider aber auch – in Ausnahmefällen – mit deren Einverständnis. Dort wo Doping vom Vorstand akzeptiert oder gar unterstützt wird, ist es leider meist sehr schwer, einzugreifen. Den Vorstandsmitgliedern ist in dieser Situation bewusst, dass sie etwas Verbotenes fördern. Entsprechend vorsichtig agieren sie auch gegenüber den eigenen Vereinsmitgliedern, die sich dem ehrlichen Sport verpflichtet fühlen. Sollten solche Fälle bekannt werden, gibt es nur eine Möglichkeit: Es muss ein neuer Vorstand her.
Glücklicherweise sind die meisten Amateursportvereine nicht nur nach außen Gegner des Dopings. Aber auch hier besteht die Gefahr, dass einzelne Trainer oder auch Sportler einen falschen Ehrgeiz entwickeln und im wahrsten Sinne des Wortes den Erfolg um jeden Preis erzielen wollen. Hier muss der Verein von vorneherein eingreifen. In diesem Beitrag wollen wir das Thema Doping in seiner Breite erörtern und gleichzeitig Hilfestellungen geben, wie ihr in eurem Verein Doping von vorneherein verhindern könnt.
Wo fängt Doping an?
Es ist gar nicht so einfach festzustellen, wo Doping beginnt. In der Medizin kennt man beispielsweise auch die sogenannte Substitutionstherapie. Hierbei werden dem Körper Substanzen zugeführt werden, die er normalerweise selbst produziert. Beim Patienten werden diese Stoffe nicht oder nicht im ausreichenden Maße zur Verfügung gestellt. So stellt sich bei manchen Präparaten oder Nehrungsergänzungsmitteln zunächst die Frage, ob diese zur Substitution oder zur Leistungssteigerung (und damit zum Doping) genutzt werden. Es gibt Verantwortliche, die diese Grauzone gerne nutzen, um das Doping in den eigenen Reihen zu verschleiern.
In der Broschüre „Sport ohne Doping!“ der Deutschen Sportjugend im DOSB wird Doping folgendermaßen definiert:
„Doping ist sinngemäß alles, was jenseits der „natürlichen“ Möglichkeiten liegt und meistens mithilfe von Medikamenten und Aufputschmittel folgendes bewirkt:
- den entscheidenden Kick ermöglicht,
- über Ermüdung und Überlastung hinwegtäuscht,
- Schmerz unterdrückt,
- die Muskelkraft erhöht,
- die Sauerstoffversorgung der Muskulatur und die Ausdauer verbessert und
- das Selbstvertrauen ins unermessliche erhöht.“
Vom ethisch moralischen Standpunkt aus ist Doping grundsätzlich Betrug in mehrerer Hinsicht:
- Betrug an sich selbst: Dem eigenen Körper wird eine Leistungsfähigkeit vorgegaukelt, die er nicht erbringen kann. Dadurch entsteht eine permanente Überforderung, die aber in ihrer Wahrnehmung unterdrückt wird – bis es zu körperlichen Schäden kommt, die nicht wieder gutgemacht werden können. Hinzu kommen psychische Schäden, die mindestens genauso schwerwiegend und zerstörend wie die körperlichen Schäden sind.
- Betrug an den Mitsportlern: Der Sportler, der auf den Einsatz von Dopingmitteln verzichtet, ist natürlich im Moment gegenüber seinem gedopten Sportskameraden im Nachteil. Dies kann dazu führen, dass Sportler an sich selbst zweifeln und im Extremfall sogar aufhören, weiter Sport zu treiben.
- Betrug an Fans und Zuschauern: Den „Konsumenten“ wird ein Leistungsbild gezeigt, dass auf natürlichem Weg gar nicht zu erreichen ist. Da aufgrund dieses falschen Leitbildes die Anforderungen der Zuschauer und Fans immer weiter steigen führt dies im Übrigen dazu, dass Doping immer mehr um sich greift.
Warum wird gedopt?
Im Amateursport gibt es letztlich zwei Gründe, die zum Einsatz von Dopingmitteln führt: Zum einen, ein falsch entwickelter Ehrgeiz nach dem Motto „der zweite Platz ist Verloren“. Zum anderen ist es aber auch eine generelle Unzufriedenheit mit der eigenen Leistung (was sehr eng mit dem ersten Grund verbunden ist).
Doping ist auch sehr eng mit dem Leistungsanspruch der Vereine verknüpft. Der Spaß am Sport wird nur zu oft durch ein übertriebenes Leistungsdenken zerstört. Wenn Sportvereine ihre Ziele definieren, endet dies leider nur zu oft in Aussagen wie „unsere A-Jugend soll in der nächsten Saison eine Klasse höher spielen“ oder „unser Bodenturner XYZ soll mindestens die Landesmeisterschaften gewinnen“. Nur selten wird als Zielsetzung beispielsweise angestrebt den Spaß am Sport zu erhalten und auszubauen.
Um hier einem Missverständnis vorzubeugen: Dies heißt nicht, dass wir uns hier gegen den Leistungsgedanken im Sport wenden. Aber die Leistung darf immer nur bis an die eigenen, natürlich gegebenen Grenzen gehen. Wer diese Grenzen überschreitet, verlässt die Welt des „fair Play“.
Was ihr tun könnt
In Sportvereinen gehört die Bekämpfung des Dopings zu den zentralen Aufgaben. Die Aufklärung sollte deshalb auch als Aufgabe im Jugendkonzept des Vereins festgehalten werden. Die wichtigste Voraussetzung, um Doping zu vermeiden ist es, schon den jüngsten Sportlern im Verein eine Zufriedenheit mit der eigenen Leistung zu vermitteln. Die Trainer sollen helfen, die Leistung der Spieler zu steigern. Sie können die Leistung aber nicht als Forderung in den Raum stellen. Wichtig ist deshalb, dass
- die Trainer ihre Spieler herausfordern, ohne dass dadurch der Druck entsteht, mehr leisten zu wollen, als man körperlich und psychisch kann.
- nach einem verlorenen Spiel nicht einzelne Spieler oder gar die ganze Mannschaft gemaßregelt wird. Die Ergebnisse des Wettkampfes sollen dann sachlich analysiert werden und den Teilnehmern auch signalisiert, dass man anerkennt, wenn sie das Beste gegeben haben.
- das Training sich immer nach den Möglichkeiten der Spieler richtet und sich nicht an einem falschen Ehrgeiz orientiert, ein bestimmtes Ziel zu erreichen, das aber außerhalb des Leistungsspektrum der Fähigkeiten der Teilnehmer liegt.
- die Freude am Sport immer im Vordergrund steht. Nur wer Spaß dabei hat, wird auch an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit gehen – und mit dem Ergebnis zufrieden sein.
Wichtig: Es gibt immer wieder Eltern, die ihre Kinder unter Druck setzen. Leider kommt es sogar immer wieder zu Fällen, in denen schon die jüngsten Spieler von ihren Eltern leistungssteigernde „Nahrungsergänzungsmittel“ erhalten, ohne dass sie sich darüber bewusst sind, dass die der Einstieg ins Doping ist. Hier sollten so früh wie möglich Gespräche mit den Eltern geführt werden. Bei Elternbesprechungen solltet ihr das Thema ebenfalls ansprechen.
Gerade im Kinder- und Jugendsport gilt der Grundsatz „Währet den Anfängen“.
Tipp: Informationen und Unterstützung für Aktionen zum Thema „Doping“ findet ihr auf der Internetseite der „Gemeinsam gegen Doping“. Hier gibt es auch Informationsbroschüren für Eltern, Trainer, Betreuer und Vereinsverantwortliche. Wenn auch hier der Schwerpunkt auf dem Leistungssport liegt, ist die Seite auch für Vereine des Breitensports sehr interessant.
Darauf müsst ihr bei Wettbewerben achten
Auch wenn ihr klare Regeln gegen Doping aufgestellt und durch die Mitgliederversammlung für verbindlich erklärt habt, bedeutet das nicht, dass diese Regeln auch für externe Sportler gelten. In einem Urteil vom 18.10.2016 hat das Landgericht Kiel die Sperre eines Boxers aufgehoben, der wegen Dopings in einem Wettkampf für neun Monate vom Sport ausgeschlossen wurde (Aktenzeichen 9 O 283/13). Die Begründung des Gerichts: Der Sportler habe sich mit seiner Anmeldung nicht automatisch dem Regeln des veranstaltenden Verbandes unterworfen. Es gibt zwei Möglichkeiten, dafür zu sorgen, dass so etwas bei eurem Wettbewerb nicht passiert:
- Ihr übernehmt eure vereinsinternen Regeln in die Anmeldung, mit der sich der Sportler durch seine Unterschrift einverstanden erklärt.
- In der Anmeldung wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Wettkampf- und Disziplinarordnung eures Vereins für den Wettbewerb verbindlich und gültig sind. Die Wettkampf- und Disziplinarordnung sollte auch am Wettkampfort ausgehängt werden. Außerdem sollte sie auf eurer Homepage zu finden sein und in der Anmeldung hierauf verwiesen werden.