Degressive Abschreibung

Fast wäre sie in Vergessenheit geraten. Doch dann kam Corona und bescherte ihr ein fulminantes Comeback: Die degressive Abschreibung (AfA). Für Anschaffungen in 2020 und 2021 gibt es die Qual der Wahl. Doch wie funktioniert die degressive AfA überhaupt? Und welche Abschreibungsmethode beschert das meiste Geld?

Kurz & knapp

• Die degressive AfA ist zeitlich befristet für Anschaffungen in den Jahren 2020 und 2021 möglich
• Sie wurde zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie eingeführt
• Die degressive AfA beträgt das 2,5-fache des linearen AfA-Satzens, maximal aber 25 Prozent
• Es empfiehlt sich ein Wechsel von der degressiven zur linearen AfA, wenn der Abschreibungsbetrag größer ist

Was bedeutet Abschreibung?

Abschreibungen, genauer gesagt „Absetzung für Abnutzung“ (kurz: AfA) betrifft abnutzbare Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens. Damit sind solche Gegenstände gemeint, die man beruflich oder für den Betrieb über einen längeren Zeitraum hinweg nutzt. Zusätzlich wird davon ausgegangen, dass diese Gegenstände üblicherweise einer gewissen Abnutzung unterliegen.

Grundsätzlich darfst du berufliche oder betriebliche Ausgaben von der Steuer absetzen. Das nennt man dann Werbungskosten oder Betriebsausgaben. Handelt es sich aber um Anlagevermögen, müssen die Ausgaben über die Nutzungsdauer des Wirtschaftsguts (also den Gegenstand) verteilt werden. Als Anlagevermögen gelten die Gegenstände, die du langfristig nutzen möchtest, also zum Beispiel Einrichtungsgegenstände, EDV-Geräte oder Maschinen. Der Gedanke hinter der AfA ist, den zeitlichen Wertverlust durch Abnutzung eines Wirtschaftsguts widerzuspiegeln.

Steuerlich bedeutet das, dass du jedes Jahr einen Teilbetrag des Kaufpreises von der Steuer abziehen kannst. Welche Regeln und Ausnahmen hierfür gelten, liest du in unserem Beitrag zur AfA.

Macht Schluss mit nervigem Papierkram

Mit WISO Steuer lässt du deine Steuer automatisch ausfüllen und sendest sie digital mit einem Klick ans Finanzamt. Probiere es gleich heute aus:

Jetzt kaufen Jetzt kaufen Kostenlos testen Kostenlos testen

Bisher: Abschreibung wird linear berechnet

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Beträge zu ermitteln, die du jährlich für die Abnutzung des Wirtschaftsguts ansetzt. Steuerlich war aber lange Zeit nur die lineare AfA zugelassen. Also die Abschreibung in gleichmäßigen Jahresbeträgen über die Nutzungsdauer. Vereinfacht gesagt, wird hierfür der Preis durch die Nutzungsdauer geteilt. Das Ergebnis setzt du jährlich in deiner Steuererklärung an.

Beispiel

Stefanie kauft sich am 01.01.2020 einen Schreibtisch für 2.500 Euro. Die Nutzungsdauer von Schreibtischen beträgt 13 Jahre. Der jährliche AfA-Betrag ergibt sich also durch die Rechnung: 2.500 Euro / 13 Jahre = 193 Euro / Jahr (gerundet).

An dieser Handhabung hätte sich vermutlich auch erstmal nichts geändert, wäre da nicht die Corona-Pandemie.

2020 und 2021: Steuerliche Entlastung durch degressive AfA

Durch den Lockdown aufgrund der Corona-Pandemie gerieten viele Unternehmen und Privatpersonen in eine finanzielle Notlage. Um den damit einhergehenden Konjunktur-Einsturz aufzufangen und Investitionsstau vorzubeugen, hat die Regierung zahlreiche Maßnahmen auf den Weg gebracht. Eine Maßnahme beinhaltet die Einführung der degressiven Abschreibung für betriebliche Anschaffungen. Diese Maßnahme wird zeitlich befristet eingeführt und gilt zunächst nur für Investitionen,  die in den Jahren 2020 und 2021 anfallen.

Die degressive AfA geht in die Verlängerung

Mit dem 4. Corona-Steuerhilfegesetzt verlängert sich die degressive AfA bis 2022. Sie ist also noch für bewegliche Wirtschaftsgüter möglich, die bis zum 31.12.2022 gekauft oder hergestellt wurden. Für Anschaffungen nach dem 31.12.2022 gibt es die Option auf degressive AfA aber nicht mehr.

Was bedeutet degressive Abschreibung?

Bei der degressiven Abschreibung wird der Abschreibungsbetrag nicht linear, sondern prozentual zu den Anschaffungskosten ermittelt. Das sorgt dafür, dass du vor allem in den ersten Jahren nach der Investition steuerlich hohe Beträge ansetzen kannst. Vor allem in und nach Krisenjahren soll das für Liquidität sorgen und den nötigen Wirtschaftsaufschwung unterstützen.

Gleichzeitig soll sichergestellt werden, dass Unternehmen notwendige Investitionen durchführen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Andernfalls laufen sie aufgrund veralteter Gerätschaften Gefahr, auch nach der Krise einen wirtschaftlichen Aufschwung nicht mitnehmen zu können.

Wer darf die degressive Abschreibung nutzen?

Die gesetzlichen Bestimmungen sehen vor, dass du die degressive AfA nur nutzen darfst, wenn du Gewinneinkünfte erzielst. Gewerbetreibende, Land- und Forstwirte und Freiberufler profitieren von der befristeten Regelung.

Arbeitnehmer und Vermieter sind also von dem Steuervorteil ausgeschlossen

Ersetzt die degressive die lineare AfA?

Nein. Du hast für Anschaffungen in den Jahren 2020 und 2021 die Qual der Wahl, welche der Abschreibungsarten du nutzt.

Formel: Wie hoch ist die degressive Abschreibung?

Der degressive Abschreibungssatz darf das 2,5-fache der linearen AfA, jedoch höchsten 25 Prozent betragen. Die etwas verwirrende Regelung erklären wir in folgendem Beispiel:

Beispiel: Degressive Abschreibung

Stefan kauft sich am 01.01.2021 eine neue Maschine für 25.000 Euro. Die betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer beträgt 8 Jahre.
Linearer Abschreibungsbetrag:
25.000 Euro / 8 Jahre = 3.125 Euro / Jahr

Aus dem linearen AfA-Betrag wird der lineare AfA-Satz errechnet:
3.125 Euro / 25.000 Euro = 0,125 = 12,5 Prozent oder einfacher: 1/8 = 12,5 Prozent

Der degressive AfA-Satz beträgt das 2,5-fache des linearen AfA-Satzes, also:
12,5 Prozent x 2,5 = 31,25 Prozent

Allerdings darf der degressive AfA-Satz höchstens 25 Prozent betragen, deswegen müssen wir prüfen, ob unser Ergebnis diesen Höchstbetrag übersteigt:
31,25 Prozent > 25 Prozent

Für die Ermittlung der degressiven AfA müssen wir mit 25 Prozent rechnen.

Content des Modules

Wann lohnt sich die degressive Abschreibung?

Anhand des Beispiels lässt sich deutlich erkennen, dass sich die degressive Abschreibung selbstverständlich nur lohnt, wenn sie höher ausfällt als die lineare AfA. Das lässt sich bereits anhand der Nutzungsdauer eines Wirtschaftsgutes erkennen. Beträgt die Nutzungsdauer 4 Jahre, so ist der lineare AfA-Satz gleich dem degressiven Höchstbetrag – nämlich 25 Prozent. Beträgt die Nutzungsdauer beispielsweise 3 Jahre, so ist der lineare AfA-Satz mit 33,33 Prozent deutlich über dem Höchstbetrag der degressiven Abschreibung. In diesen Fällen ist die lineare Abschreibung vorteilhafter.

Formel: Wie berechne ich die degressive Abschreibung?

Für die degressive Abschreibung werden im Anschaffungsjahr die Anschaffungskosten mit dem AfA-Satz multipliziert. Das Ergebnis ist der Abschreibungsbetrag im ersten Jahr.

Fortsetzung Beispiel: AfA im Anschaffungsjahr

Der degressive AfA-Betrag für das Jahr 2021 beträgt:
25.000 Euro x 25 Prozent = 6.250 Euro

Hierfür gilt es, die monatsgenaue Abschreibung zu beachten. So darf man die Abschreibung nur für die Monate des Jahres ansetzen, in denen das Wirtschaftsgut schon zu zum Betrieb gehörte.

Abwandlung Beispiel

Stefan kauf die Maschine erst am 01.07.2021.
Den Abschreibungsbetrag darf er nur für 6 Monate (Juli-Dezember) ansetzen. Er rechnet also:
6.250 Euro x 6/12 = 3.125 Euro

Für das Folgejahr berechnet er die Abschreibung nicht mehr anhand der Anschaffungskosten, sondern anhand des Restwerts.

Fortsetzung Beispiel: AfA im Folgejahr

Der Restwert zum 31.12.2021 ergibt sich nach Abzug der Abschreibung vom Kaufpreis, also:
25.000 Euro – 6.250 Euro = 18.750 Euro

Der AfA-Betrag für das Jahr 2022 beträgt:
18.750 Euro x 25 Prozent = 4.678 Euro

Und so wird die degressive Abschreibung fortgeführt. Eine Nutzungsdauer, wie sie für die lineare Abschreibung maßgeblich ist, gibt es nicht. Da die Abschreibung prozentual vorgenommen wird, werden die Abschreibungsbeträge immer kleiner und kleiner und können nie 0 werden. Um eine „unendliche Abschreibung“ zu vermeiden und um dir das steuerlich bestmögliche Ergebnis zu bescheren, kannst du wieder zur linearen AfA wechseln.

Wann lohnt sich der Wechsel von der degressiven zur linearen Abschreibung?

Die degressive Abschreibung ist vor allem in den ersten Jahren nach einer Investition vorteilhaft gegenüber der linearen AfA. Da die Abschreibungsbeträge aber mit jedem Jahr kleiner werden, passiert es irgendwann, dass die lineare Abschreibung zu einem steuerlich vorteilhafteren Ergebnis führen würden.

Die gute Nachricht: Das darfst du dir voll und ganz zunutze machen! Da es sich bei der degressiven Abschreibung um ein Wahlrecht handelt, darfst du jederzeit wieder zur linearen Abschreibung wechseln. Und das lohnt sich eben dann, wenn diese für dich vorteilhafter ist als die degressive Abschreibung.

Wir setzen das Beispiel von oben fort und stellen die (fiktive) lineare mit der degressiven Abschreibung gegenüber.

Fortsetzung Beispiel

Maschinenkauf am 01.01.2021, Anschaffungskosten: 25.000 Euro, Nutzungsdauer: 8 Jahre
AfA-Satz degressiv: 25 Prozent

In der Tabelle sieht man, dass im Jahr 2025 der lineare AfA-Betrag erstmals gleich groß wäre wie der degressive. Deswegen lohnt es sich, ab dem 1.1.2025 auf die lineare Abschreibung umzusteigen.

Für die Überprüfung, wann sich der Umstieg zur linearen Abschreibung lohnt, kannst du auch folgende Formel nutzen:

x = ND +1-(100/p)

x beschreibt das Jahr, in dem der Wechsel vorteilhaft wird
ND ist die gesamte Nutzungsdauer des Wirtschaftsguts
p ist der AfA-Satz der degressiven AfA

Im Beispiel rechnen wir: x = 8 + 1 – (100/25) = 5 -> im 5. Nutzungsjahr sollte die Abschreibungsmethode gewechselt werden. Der Abschreibungsbetrag für die Jahre 2025 bis 2028 beträgt dann konstant 1.977 Euro.

Fazit

In beiden Fällen ergibt die Summe aller Abschreibung die Anschaffungskosten. Einen „Gewinn“ macht man also weder mit der einen noch der anderen Abschreibungsmethode. Allerdings spielt die Verteilung der einzelnen Beträge eine entscheidende Rolle. Solange die degressive Abschreibung die höheren Beträge ausweist, ergeben sich für dich sogenannte Zinseffekte. Das Finanzamt tritt mit der Steuererstattung nämlich im Vergleich zur linearen AfA in „Vorleistung“. Du kannst also in den ersten Jahren nach der Anschaffung aufgrund der Steuerersparnis mit mehr Liquidität rechnen.

Fortsetzung Beispiel

Stefan hat einen Steuersatz von 42 Prozent. Im ersten Abschreibungsjahr beträgt die steuerliche Wirkung bei der linearen Abschreibung: 3.125 Euro x 42 Prozent = 1.313 Euro.

Im Vergleich hierzu die degressive Abschreibung im ersten Jahr: 6.250 x 42 Prozent = 2.625 Euro

Der steuerliche Vorteil der degressiven zur linearen AfA beträgt hier also 1.312 Euro, also doppelt so viel. Im Laufe der Jahre wird sich dieser Effekt zwar relativieren, sorgt kurzfristig aber für ein ordentliches Plus auf dem Konto.

Abschließend lässt sich – wie immer im Steuerrecht – nur betonen: Es kommt ganz darauf an. Prüfe genau, welche Abschreibungsmethode für dich die günstigste ist und welche steuerlichen Effekte du erwarten kannst. Bedenke auch den buchhalterischen Aufwand, der mit dem Abschreibungswechsel einhergeht und berücksichtige in jedem Fall auch die unterschiedlichen Abschreibungsverläufe in deiner Unternehmensplanung.

Degressive Abschreibung in der Steuererklärung 

Nutze für deine Steuererklärung doch einfach WISO Steuer! Welche Abschreibungsart ist die beste? Wann muss ich umsteigen und welchen Effekt hat das? Alle Berechnungen, die wir in diesem Artikel gezeigt haben, führt WISO Steuer automatisch durch. Du siehst jederzeit, wie sich die Änderungen auf deine Steuerrückerstattung auswirken.

Hol dir dein Geld zurück

Lass deine Steuererklärung automatisch ausfüllen, gib sie digital ab und hol dir im Schnitt 1.674 € Rückerstattung vom Finanzamt. Ganz einfach mit WISO Steuer.

Jetzt kaufen Jetzt kaufen Kostenlos testen Kostenlos testen

Quelle: BMF