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Disagio, Damnum und Abgeld

Kleiner Helfer bei der Geldleihe und Steuererklärung?

Disagio? Was sich anhört, als käme es aus der italienischen Oper, hat seinen Ursprung tatsächlich ganz woanders: und zwar in der Finanzwelt. Einige kennen den Begriff vielleicht auch als „Damnum“ oder „Abgeld“ und sind bei der Aufnahme eines Kredites oder beim Kauf von Anleihen darauf gestoßen. Doch was genau bedeutet das eigentlich? Was hat es mit der Steuererklärung zu tun?

Kurz & knapp

  • Disagio ist ein Anteil, der vom sogenannten Nennwert abgezogen wird
  • Das kann Vorteile für dich haben, aber auch zu höheren Zinsen führen
  • In der Steuererklärung kannst du es nur angeben, wenn du vermietest
  • Mit WISO Steuer steht der perfekte Partner für die Steuererklärung an deiner Seite

Was ist Disagio?

Leiht man sich Geld oder kauft man Wertpapiere, dann haben sie einen vereinbarten Wert, den man zum Beispiel im Vertrag nachlesen kann. Ähnlich wie bei einem Geldschein, auf dem der Wert draufgedruckt ist. Der Fachausdruck ist der Nennwert.

Das Disagio ist ein prozentualer Wert, der vom Nennwert abgezogen wird. Sehr stark vereinfacht lässt sich sagen, dass ein Teil des tatsächlichen Wertes einer Sache einbehalten wird oder wegfällt. Für dich kann das in manchen Fällen von Vorteil sein, manchmal aber auch von Nachteil.

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Das Gegenstück zum Disagio

Dem Disagio gegenüber steht das Agio, auch „Aufgeld“ genannt. Hier wird zum tatsächlichen Wert ein prozentualer Anteil obendrauf gepackt.

Wo kommt Disagio vor?

Über das Disagio wirst du stolpern, wenn du mit Finanzen zu tun hast. Ob das bei einem Darlehen, Kreditkarten oder Wertpapieren der Fall ist – überall kann es vorkommen. Wir möchten uns erstmal dem wohl bekanntesten Bereich widmen: dem Darlehen.

Wie funktioniert Disagio beim Darlehen?

Manche Banken bieten – vor allem bei hohen Immobilienkrediten – ein Disagio an. Auf diese Weise können sie einen verhältnismäßig niedrigen Nominalzins anbieten. Das funktioniert dann so:

Beispiel Rentner

Beispiel: Disagio beim Darlehen

Stefan nimmt bei seiner Bank einen Kredit über 100.000 Euro auf, mit einem Disagio von 10 Prozent. Das bedeutet, dass ihm nur 90.000 Euro ausgezahlt werden. Die übrigen 10.000 Euro behält die Bank als eine Art Zinsvorauszahlung. Stefan muss aber trotzdem den vollen Betrag von 100.000 Euro zurückzahlen.

Was für einen Vorteil habe ich davon?

Durch das Disagio kann die Bank dir einen günstigeren Nominalzins bieten. Das heißt, dass der vertraglich festgelegte Zinssatz pro Jahr kleiner ist. Das führt dazu, dass auch deine monatlichen Rückzahlungen geringer sind. Wenn du also unsicher bist, ob dein Einkommen auch in den nächsten Jahren gleich hoch bleibt, könnte das eine gute Lösung sein.

Welchen Nachteil gibt es?

Auch wenn der günstige Nominalzins häufig sehr verlockend ist – durch das Disagio fällt dein Kredit häufig teurer aus. Immerhin nimmst du einen höheren Kredit auf, als es für den Kaufpreis nötig wäre und zahlst Zinsen auf den vollen Bruttokredit. Und auch, wenn der Nominalzins vergleichsweise niedrig ausfällt – wie teuer dein Kredit am Ende ist, hängt vom Effektivzins ab. Die Berechnung des Effektivzinses mit Disagio ist relativ komplex und für den Laien kaum verständlich.

Stark vereinfacht kann man sagen: Alles, was für den Kredit anfällt, wie etwa Bearbeitungsgebühren, Nominalzins und das Disagio, spiegelt sich im Effektivzins wider. Der Effektivzins wird höher, je höher das Disagio ist. Das erschwert den Kredit-Vergleich enorm. Im Zweifel ist ein Kredit ohne Disagio also immer die sichere – und oft auch die günstigere – Variante.

Vorzeitige Kündigung eines Darlehens

Du möchtest deinen Kreditvertrag vorzeitig kündigen? Auch mit einem Disagio ist das möglich. Was genau mit der vorzeitigen Zinszahlung passiert, hängt von der jeweiligen Situation ab.

Vertragsauflösung nach Ablauf der Laufzeit

Endet die Kreditlaufzeit und du entscheidest dich dazu, den Restbetrag mit einem neuen Kredit abzubezahlen, hast du keinen Anspruch auf das Disagio mehr. Wie auch bei herkömmlichen Zinsen muss die Bank das Disagio nicht zurückzahlen. Das Abgeld ist in diesem Fall der Betrag, der deiner Bank nach Ablauf der Vertragslaufzeit zusteht.

Vertragsauflösung vor Ablauf der Laufzeit

Anders sieht es aus, wenn bei einer Kündigung die Darlehenslaufzeit noch nicht verstrichen ist. In manchen Fällen muss die Bank dir zumindest einen Teil des Disagios erstatten. Wann genau hängt von dem Grund der Kündigung ab.

Der Kreditnehmer kündigt den Vertrag fristgerecht

In diesem Fall muss die Bank dir einen Teil des Abgelds erstatten. Wie viel, hängt von der restlichen Laufzeit ab. Je länger die verbleibende Laufzeit ist, desto größer fällt auch die Erstattung aus. In der Regel verrechnet die Bank das Disagio mit der anfallenden Vorfälligkeitsentschädigung.

Die Bank kündigt den Vertrag fristlos

Das ist nur in Ausnahmefällen möglich. Und zwar dann, wenn der Kreditnehmer seinen Teil der Vereinbarung nicht erfüllt – den Kredit also nicht wie vereinbart zurückzahlt. In diesem Fall entsteht der Bank ein Schaden durch die vorzeitige Vertragsauflösung und sie kann das Disagio als Schadensersatz behalten.

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Disagio bei vermieteten Immobilien

Kaufst du ein Eigenheim, ist ein Kredit ohne Disagio oft die günstigere Variante. Hast du jedoch vor, die Immobilie zu vermieten, kann das Abgeld durchaus sinnvoll sein. Denn du kannst das Disagio in voller Höhe bei der Steuererklärung als Werbungskosten absetzen – und zwar in dem Jahr, in dem die Zahlung fällig war. So kannst du von einer ordentlichen Erstattung profitieren.

Achtung Icon

5-Prozent Grenze

Voraussetzung für den Werbungskostenabzug ist, dass das Disagio marktüblich ist (§11 Abs. 2 Satz 4 EStG). Lange galt hierfür eine 5-Prozent-Grenze. Die wurde jedoch vom BFH über den Haufen geworfen (BFH-Urteil vom 08.03.2016, IX R 38/14). Jetzt werden mehrere Anhaltspunkte unter die Lupe genommen, um zu vergleichen, ob das Disagio marktüblich ist: Kredithöhe, Laufzeit des Kredits, sowie das Finanzierungsobjekt.

Weitere Bereiche mit Disagio

Obwohl vielleicht das Darlehen die bekannteste Situation ist, wo das Disagio angewandt wird, gibt es auch noch weitere Bereiche. In einigen Fällen versteckt es sich in höheren Kosten für dich, obwohl du selbst nicht direkt in Berührung mit dem Disagio kommst.

Kreditkarten

Auch bei Kreditkarten tritt das Disagio auf. Dabei stellt das Abgeld eine Art Servicegebühr dar, die der Händler, der die Zahlung mit Kreditkarte anbietet, an die Bank zahlt. In diesem Bereich wird es oft auch Merchant Service Fee genannt. Doch auch wenn du eigentlich außen vor bleibst, trägst du die Kosten doch indirekt mit. Denn Händler legen das Disagio oft auf Kunden um, und zwar in Form von Preisanpassungen oder Gebühren für Kreditkartenzahlungen.

Anleihen

Oft werden Anleihen nicht zu ihrem tatsächlichen Nennwert ausgegeben, sondern mit einem Disagio. Für dich als Anleger hat das einen großen Vorteil: Du zahlst für die Anleihen weniger als den Nennwert. Die Zinsen, die du erhältst, werden jedoch auf den Nennwert berechnet – die Rendite steigt also.

Information zum Thema

Wie sieht's bei Aktien aus?

Bei Aktien ist das Disagio nicht möglich, denn das ist laut §9 des Aktiengesetzes verboten. Es kommt jedoch nicht selten vor, dass Unternehmen Aktien mit einem Agio verkaufen.

Devisen

Ein weiterer Bereich, in dem das Disagio häufig vorkommt, ist der Handel mit Fremdwährung. Besser bekannt ist es hier unter der Bezeichnung „Geldkurs“. Banken kaufen Fremdwährung mit einem Abgeld ein. Dieser liegt meist zwischen zwei und vier Prozent unter dem Nennwert. Für den Weiterverkauf an Verbraucher schlägt die Bank jedoch ein Agio drauf – du zahlst also mehr für die Fremdwährung, als sie tatsächlich wert ist.

Disagio in die Steuererklärung eingeben

Wird das Disagio in die Steuererklärung eingetragen? Grundsätzlich nein. Denn es zählt zu deinem Privatvergnügen. Nur in einem Fall kannst du es von der Steuer absetzen: Und zwar dann, wenn du für die Finanzierung einer vermieteten Immobilie einen Kredit mit Disagio aufnimmst. Dann gehört es zu den Schuldzinsen.

Dafür gehst du zu Thema hinzufügen > Weitere Einkunftsarten > Sparer und Vermieter > Vermietung von eigenem Wohnraum und anderen Räumen.

Disagio WISO Steuer Screenshot

FAQ: Disagio & Steuern

Was versteht man unter einem Disagio?

Disagio ist ein Prozent-Anteil, den die Bank vom Gesamtwert deines Wertgegenstands (zum Beispiel Darlehen) einbehält.
Nur, wenn du eine Immobilie vermietest. Dann kannst du das Disagio auch als Werbungskosten der Immobilie angeben.
Ein Disagio kann sich lohnen, wenn du mit dem Darlehen eine Immobilie kaufen möchtest, die du dann auch vermieten willst. Ansonsten muss man vorsichtig rechnen, ob du mit einem Disagio günstiger als mit anderen Zinsangeboten wegkommst.
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