Helfer-Dokus im Visier des Finanzamtes: Steuernachzahlung für Teilnehmer
Bogen rund

Helferdokus im Visier des Finanzamtes

Steuernachzahlungen für Teilnehmer


Das Haus muss dringend renoviert werden, aber die Kasse ist klamm? Kein Problem – das Fernsehen hilft. Bei so genannten Helferdokus bekommen Familien finanzielle Unterstützung in Form von Renovierungs- und Modernisierungsmaßnahmen. Doch nun erwartet die Familien ein böses Erwachen.

Kostenlose Renovierung? Nicht ganz

„Zuhause im Glück“, „Einsatz in vier Wänden“ oder „die Bauretter“ – im Privatfernsehen boomen Helferdokus. Ein tatkräftiges Team aus Handwerken hilft binnen kurzer Zeit zumeist sozial benachteiligten oder vom Schicksal gebeutelten Familien.

Durch längst überfällige und kostspielige Renovierungen an den oftmals baufälligen Häusern sollen die Familien zumindest finanziell ein wenig entspannter in die Zukunft blicken können. So der Plan der  Macher der Sendung. Doch jetzt steht vor dem renovierten Haus auch das Finanzamt auf der Matte.

Unangenehme Post von Produzenten der Sendung

Bange wurde nun den Kandidaten der aktuellen Staffel von „Zuhause im Glück“. Diese erhielten von der Produktion der Sendung ein Schreiben mit dem verheißungsvollen Titel „Information über verändertes Vorgehen der Finanzämter“.

Im Brief teilt die Produktion mit, dass bei ihnen gerade eine Betriebsprüfung vom Finanzamt Köln durchgeführt wird. Der Prüfer hatte unheilvolle Nachrichten: Die Renovierungsleistungen bei den Familien seien steuerpflichtig. Daher müssten diese bei ihnen als steuerpflichtiges Einkommen angesetzt werden. Falls dies bisher nicht geschehen sei, müsste man die Steuererklärung des betreffenden Jahres korrigieren – sonst drohen steuer- und gegebenenfalls sogar strafrechtliche Konsequenzen.

Zudem musste die Produktion dem Betriebsprüfer alle Namen und Adressen früherer Teilnehmer mitteilen. Die Familien dürften nun nach und nach Post von Ihren Finanzämtern bekommen.

Horrende Steuernachzahlungen bei klammer Familienkasse

Gleiches geschah in der Vergangenheit bereits den Teilnehmern des Formates „Einsatz in vier Wänden“. Im Jahre 2008 wurde das Haus der Familie von Grund auf renoviert. Vier Jahre später dann das böse Erwachen: das Finanzamt forderte sage und schreibe 160.000 Euro Nachzahlung, wovon allein 40.000 Euro aufgelaufene Zinsen darstellten.

Steuerpflicht nichts Neues

Nun sind der Produktion die steuerrechtlichen Folgen seit mindestens sechs Jahren bekannt. Warum die Kandidaten nicht bereits vor Beginn davor ausdrücklich gewarnt werden, ist nicht bekannt. Doch dürfte diese Behandlung im Grunde auch keine Überraschung darstellen. Denn Geld und Sachleistungen unterliegen nun mal der Einkommensteuer.

Bereits 2008 hatte der Bundesfinanzhof entschieden, dass Preisgelder aus Fernsehshows als sonstige Einkünfte versteuert werden müssen (Aktenzeichen IX R 39/06). Dazu gehört auch der in den Helfer-Dokus durch die Renovierung erhaltene geldwerte Vorteil.

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11 Kommentare

Kommentar hinterlassen
  1. 1
    Heidi Memmel

    Komisch die Reichen werden immer reicher und die Armen, denen werden Steine in den Weg gelegt.
    Viele dieser Familien sind schon vom Leben so gebeutelt (Krankheit, Tod, unzumutbare Wohnverhältnisse) Endlich wird Ihnen geholfen.
    Wie sollen den diese armen Leute diese Steuernachzahlungen bezahlen, von was den?
    Wie kann man so kaltherzig sein.

  2. 2
    ALH-6011

    Ist das deutsch: erstmal halb die Wahrheit hören und dann über die Regierung schimpfen? Oder machen das die Menschen auf der ganzen Welt?
    Alle möchten in diesem sicheren Rechtsstaat leben, die intakte Infrastruktur nutzen, im Notfall Soziale Leistungen beziehen. RTL und Co. möchte großzügig Ausgaben absetzen um Steuern zu sparen.
    Aber keiner soll Steuern zahlen müssen. Nicht die Bedürftigen, die hier Leistungen erhalten haben, die andere von der Steuer absetzen möchten. Nicht die Reichen, weil die müssen für ihr Geld hart arbeiten und Arbeit soll sich schließlich lohnen.
    Meine Frage an alle, ob Klugscheißer oder nicht, wo soll das Geld herkommen für unsere Straßen, Sozialleistungen etc.? Gehen wir wieder zu Fuß, dann brauchen wir keine Autobahn. Kanäle brauchen wir auch nicht, wir heben, wie vor 250 Jahren einen Graben aus und machen hier unser Geschäft…..dann braucht keiner mehr was zahlen…..
    Gratitude is the best attitude

  3. 3
    Realist

    Die “kalte Enteignung” der Deutschen hat begonnen. Natürlich fängt man bei den Schwächsten an. Dem deutschen Steuerzahler wird das Geld aus der Tasche gezogen um es an Systemfremde – ohne messbare Gegenleistung – zu verschenken. Der Deutsche soll arbeiten, zahlen und den Mund halten. Aber selber schuld: die dümmsten Kälber wählen ihre Schlächter selber! Dieses Land wird untergehen – in wenigen Jahren ist es soweit. Die Ignoranz, Dummheit und Trägheit der deutschen “Gutmenschen” und geistig verwirrten deutschen Deutschlandhasser wird sein Übriges dazu tun. Mir tut es Leid für und um unsere Kinder. Hätte ich damals gewusst, was heute in unserem Land vor sich geht, hätte ich keine Kinder in die Welt gesetzt.

  4. 4
    Steuerbär

    Wenn die Show (als Betrieb) die Kosten als BA geltend macht und der jeweiligen Familie die Kosten in Rechnung stellt schuldet der Betrieb erstmal die USt. an das FA. Danach lässt man die Forderung fein rumliegen und bucht diese auf zweifelhafte Forderungen bis sie verjährt ist und mahnt sie erst danach an. Die Firma erklärt dann Einrede wegen Verjährung und bezahlt nichts. Die Firma bleibt dann auf der Forderung “sitzen” und verbucht diese von zweifelhafte Forderungen mittels Einzelwertberichtung aus. 🙂

  5. 5
    Steuerknecht

    Einem Nackten kann man nicht in die Tasche greifen oder anders ausgedrückt, wer nichts hat muss nichts bezahlen, wer ein Haus hat, bzw. Renoviert bekommt, hat eine Wertsteigerung erhalten und hier kann der Fiskus notfalls in das Haus vollstrecken. Damit ist der Sinn der Sendung ad ab surdum geführt.

  6. 6
    supermario99

    Wenn RTL das so steuert, dass die Familie die Auftraggeber sind, dürfte das keine Probleme mehr geben. denn wer dann zahlt, ist sowohl dem Handwerker als auch dem Finanzamt egal…

  7. 7
    Thomas Müller

    Ich würde rechtlich dagegen vorgehen, denn dass sind keine Preisgelder, die in einer Show gewonnen wurden.
    Wenn ich mich recht entsinne ist das Urteil auch auf regelmäßige Gewinne z.B. bei Pokerspielern / “Berufsspielern” bezogen, was auch richtig ist, wenn die Leute davon leben und sonst keine Einkünfte haben.
    Wenn ich einem Verwandten Geld gebe, damit der sein Haus sanieren kann, wird das bei ihm auch nicht versteuert.
    Und wenn dieser kaum Einkünfte hat, kann ich das sogar als außergewöhnliche Kosten (Stichwort Unterstützung) bei meiner Steuer geltend machen. RTL kann das zwar sicher nicht, aber Betriebsausgaben, die zum Betreiben einer Sendung gehören sind das auf jeden Fall. Also da hat der BP m.E. über das Ziel hinaus geschossen und auch nicht Recht! Prüft das bitte noch Mal richtig!

  8. 9
    Nobbi

    Nobbi
    Es kommt darauf an, wie die Verantwortlichen dieser “Helferdokus” den Material- und Lohnkosteraufwand steuerlich geltend machen. Wenn diese Kosten als Betriebsausgaben aufgeführt
    werden, müssen sie auch auf er anderen Seite als Einnahmen deklariert weren.

  9. 10
    sicher

    Echt jetzt? Deutschland zieht noch den Toten das Geld aus der Tasche, irgend ein Gesetz/Paragraph wird sich schon dafür finden…ein Hoch auf die Schwarzarbeit

  10. 11
    Jan

    Die Aufwendungen für die Sanierungen wurden doch bestimmt an anderer Stelle versteuert, Lohnsteuer der Arbeiter, Mehrwertsteuer auf die Materialien etc. Das hier doppelt abkassiert wird kann ich nicht nachvollziehen. Wenn ich direkt einen Arbeiter beauftrage und Materialen beschaffe muss ich doch auch nicht zusätzlich einen Geldwerten Vorteil versteuern…. um unser Steuerrecht zu verstehen braucht man drei Anwälte und 5 Betrüger

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