Plötzlich Steuernachzahlung trotz gleichem Lohn

  • Hallo ihr Lieben!


    Ich nutze die Software seit Jahren und gehe gerade mit meiner Mutter ihre Steuer durch.


    Sie hat keine Gehaltsänderung und sonst immer so um die 250,- EUR zurückerhalten.


    Für 2021 berechnet das Programm nun aber eine Nachzahlung von 114,- EUR.


    Es gibt hier nur zwei Unterschiede. Für 2021 hatte sie brutto 18,- EUR mehr als 2020, da sie Verletztengeld nach einem Arbeitsunfall erhalten hat.


    Zudem gab es unterjährig einen "Arbeitgeberwechsel". Der alte Chef hat aufgehört und die Firma an seine Tochter übertragen. Daher stehen jetzt auch zwei AG in dem Steuerabruf des Finanzamtes.


    Kann hier vielleicht einer von euch erklären, warum hier eine Nachzahlung fällig werden könnte?


    Herzlichen Dank für´s Lesen und lieben Gruß


    Janine

  • Das ist relativ einfach zu erklären. Das Verletztengeld unterliegt dem Progressionsvorbehalt. Das heißt, durch das Verletztengeld wird der Steuersatz, der sich nach dem zu versteuerndem Einkommen normalerweise ergibt, erhöht. Da das beim Lohnsteuerabzug nicht berücksichtigt werden kann, ergibt sich bei der Steuererklärung eine Nachzahlung,

  • Vielen Dank für Deine schnelle Antwort Gewan. :)


    Meine Mutter bekam 245,- € Verletztengeld, was gesamt 18,- € mehr Jahresbrutto bedeutete.


    Statt 250,- € Rückzahlung muss sie nun 114,- € nachzahlen. Also sogar mehr als sie Leistung erhalten hat.


    Auch wenn ich mir jetzt die Informationen zum Progressionsvorbehalt durchgelesen habe (und leider auch nur zur Hälfte verstanden), dann ist mir noch immer nicht klar, warum ein Arbeitnehmer der einen Arbeitsunfall hatte, quasi dafür auch noch zahlen muss.


    Ist das für Laien irgendwie einfach verständlich zu erklären?


    Tausend Dank!

  • Also für € 250 Verletztengeld ist die Differenz von € 364 zu hoch. Das kann nicht die alleinige Ursache sein. Hat Deine Mutter vielleicht noch andere Lohnersatzleistungen wie Krankengeld oder Kurzarbeitergeld. Wie hoch ist die einbehaltene Lohnsteuer im Verhältnis zum Vorjahr? Es ist natürlich schwierig ohne konkrete Zahlen solche Auswirkungen zu analysieren.

    Der Progressionsvorbehalt wurde eingeführt, weil bei Arbeitnehmern, die eine bestimmte Zeit keinen Arbeitslohn beziehen, sondern sogenannte Lohnersatzleistungen, durch den niedrigeren Gesamtarbeitslohn auch einen niedrigeren Steuersatz haben. Durch den Progressionsvorbehalt soll der Steuersatz für den tatsächlichen Arbeitslohn so hoch sein wie für Arbeitslohn plus Lohnersatzleistungen. Die Begründung dafür ist, dass die Besteuerung nach der Leistungsfähigkeit erfolgen muss.

    Bei der Berechnung wird zunächst das zu versteuernde Einkommen ermittelt. Zu diesem Betrag werden die Lohnersatzleistungen hinzugerechnet und dann der Steuersatz ermittelt. Da der Steuersatz mit der Höhe des Betrages steigt, ist dieser Steuersatz höher als der, der sich nur aus dem zu versteuernden Einkommen ergeben würde. Dieser höhere Steuersatz wird dann auf das tatsächliche zu versteuernde Einkommen angewandt. Da Lohnsteuer aber nur vom Arbeitslohn berechnet wird, kann sich durch die Anwendung eines höheren Steuersatzes einen Nachzahlung ergeben.

    • Offizieller Beitrag

    Meine Mutter bekam 245,- € Verletztengeld, was gesamt 18,- € mehr Jahresbrutto bedeutete.

    Das Verletztengeld hat rein gar nichts mit dem Bruttoarbeitslohn des Kalenderjahres zu tun. Da von diesem auch keine Lohnsteuer einbehalten wird, kannst Du das auch nicht einfach aufaddieren. Es ist somit eben gerade nicht "der gleiche Lohn", so wie Du es in der Überschrift vermutest.


    Zudem wird es sich doch hier bei den 245€ doch wohl eher um einen monatlichen Betrag handeln, der sich dann mit dem tatsächlichen Jahresbetrag als Summe schon ganz anders im Rahmen des Progressionsvorbehaltes auswirkt.


    Du solltest Dir einfach einmal die Steuerberechnung nebst ihrer detaillierten Anlagen und Aufstellungen anschauen. Da kann man alles auf den Euro genau ersehen.