2. März 2022

70 Prozent Rabatt und mehr

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Torsten Heinze ist 30 Jahre alt, Speditionskaufmann – und Extreme-Couponer. Wenn er einkauft, dann mit ordentlich Rabatt, 70 Prozent oder auch mehr. Denn der Schnäppchenjäger aus dem hessischen Hanau weiß, wie er verschiedene Rabattaktionen von Herstellern und Händlern geschickt kombinieren kann. Im Interview verrät er seine Tricks und gibt Verbrauchern Ratschläge zum Couponing.

Quelle: Torsten Heinze

Quelle: Torsten Heinze

Herr Heinze, was ist Extreme-Couponing?
Der Begriff stammt aus den USA. Es geht darum, Rabattaktionen so zu nutzen und miteinander zu kombinieren, dass man als Verbraucher möglichst viel Geld spart. Ich habe vor circa sechs, sieben Jahren eine Sendung gesehen, die hieß auch so: „Extreme Couponing“. Man konnte zum Beispiel verfolgen, wie eine Mutter mit Coupons einen Rieseneinkauf von mehreren Tausend Dollar im Einkaufswagen hatte, aber am Ende nur ein paar Dollar bezahlt hat. Das war natürlich alles gescripted, aber die Idee fand ich toll, und wollte sie in Deutschland ausprobieren.

Und, wie gut geht das in Deutschland?
Das geht hervorragend, das ist mittlerweile sogar ein Riesentrend! Es gibt zahlreiche Seiten, auf denen man Tipps und Tricks findet. Ich versuche, mein Wissen als Experte weiterzugeben über meine Community Coupon-Palme. Dort gibt es Links zu aktuellen Coupons und anderen Aktionen. Ein bisschen ist das ja auch ein Sport – wie viele Prozente kann ich sparen? Das gibt mir schon einen Kick.

Wie funktioniert das Sparen mit Coupons denn am besten?
Man muss sich informieren und den geeigneten Zeitpunkt abwarten. Denn am meisten bringt es, wenn man verschiedene Rabattaktionen miteinander kombiniert. Hersteller und Händler sprechen sich da aus logistischen Gründen selten ab, wenn beispielsweise beim Händler ein bestimmtes Produkt in den Abverkauf kommt, weil er Regalplatz benötigt, und der Hersteller Rabatte vergibt, damit ein bestimmtes Produkt unter die Leute kommt, damit es bekannter wird. Und das kann man oft nutzen. Coupons gibt es direkt im Supermarkt, auf der Internetseite des Herstellers, als Sonderangebot des Händlers. Und dann kann man natürlich noch Payback und Cashback mit ins Spiel bringen – Payback vom Händler, Cashback vom Hersteller.

Und das kann man alles miteinander kombinieren?
Genau! Payback-Karten bringen schon mal oft zehn Prozent auf den Einkauf – man zahlt dafür mit seinen Daten, aber spart eben auch Geld. Cashback wiederum funktioniert über die Hersteller, da fotografiere ich nach dem Einkauf den Kassenzettel ab und schicke das per App oder per E-Mail, und der Hersteller überweist mir dann noch mal einen kleinen Betrag. Da habe ich dann beispielsweise schon mal grob gerechnet 20 Prozent. Dann nehmen wir an, es gibt gerade ein Sonderangebot des Händlers auf ein bestimmtes Waschmittel, weil er das loswerden will, und gibt 50 Prozent Rabatt darauf. So, da wären wir schon einmal bei 70 Prozent. Aber jetzt habe ich noch einen Coupon des Herstellers für genau dieses Waschmittel von 20 Prozent. Insgesamt zahle ich dann nur noch 10 Prozent vom Preis, also statt beispielsweise 10 Euro nur noch 1 Euro für das Waschmittel. Man muss sich da also schon ein bisschen reinfuchsen und auch mal Geduld haben.

Wo gibt es denn die meisten Coupons und Rabatte?
Das meiste spielt sich im Drogeriebereich ab. Ich persönlich kaufe mir nur noch Drogerieartikel, wenn ich mindestens 70 Prozent Rabatt kriege. Bei Lebensmitteln ist das anders, da achte ich mittlerweile mehr auf Qualität.

Lohnt sich das Couponing im Alltag oder kostet das zu viel Zeit?
Das kostet schon viel Zeit, wenn man das richtig ausreizen will. Aber selbst wenn jemand das nur nebenbei macht, kann er dabei den einen oder anderen Euro sparen. Dabei helfen neben meiner Seite auch diverse Facebook-Gruppen und Apps wie beispielsweise Scondoo und Coupies. Auch couponplatz ist eine ordentliche Seite, wo man mal reinschauen kann, die gehört Arcado, einer der zwei großen Clearing-Firmen in Deutschland. Die andere heißt Valessis. Diese Firmen werden von Herstellern beauftragt, Produkte unter die Leute zu bringen – eben über Coupons mit saftigen Rabatten.

Worauf sollte man denn achten?
Manche Gutscheine gelten nur im Original. Wenn jemand sie also online stellt, und ich sie ausdrucke, gelten sie nicht. Dann stehe ich an der Kasse und muss doch den ganzen Preis zahlen. Ebenso wichtig sind die Bedingungen auf dem Coupon: Wie lange kann ich ihn nutzen? Viele sind rund drei Monate lang gültig, manche aber auch nur einen Monat oder gleich ein ganzes Jahr lang. Außerdem sollte man prüfen: Für welche Produktgruppen gilt der Coupon? Und ab welchem Einkaufswert kann man ihn einsetzen? Manche gelten beispielsweise erst ab einem Einkaufswert von zehn Euro. Daneben gibt es oft noch diese Treuepunkte-Aktionen, meist bringen die aber wenig. Denn die Prämien für so Treuepunkte, zum Beispiel ein Topfset, werden meist extra für diese Aktion produziert, entsprechend ist auch die Qualität und entsprechend ist die unverbindliche Preisempfehlung dann auch ein Fantasiepreis, der Wert suggerieren soll. Davon würde ich eher abraten.

Was halten Sie denn vom Black Friday und ähnlichen Aktionstagen?
Das ist ähnlich. Im Netz kann man da eher keine Schnäppchen machen. Tatsächlich ist dies dann eher im Elektronikhandel um die Ecke möglich, da hat der lokale Handel meist das bessere Angebot. Außer bei sogenannten „Error Fares“, wenn ein Amazon-Händler etwas aus Versehen zu billig mit einem Tippfehler einstellt. Oder wenn er im Verkaufsranking aufsteigen will und dann erstmal gnadenlos über Preissenkungen geht. Solche Aktionen finden Interessierte zum Beispiel bei meiner Facebook-Gruppe AMZ-Hunter. Aber diese Aktionen gibt es unabhängig vom Black Friday.

Was machen Sie denn mit den ganzen Produkten, die sie so günstig bekommen?
Ich lagere das Meiste zu Hause im Regal, ich habe da einen ganzen Vorrat. Einmal hatte ich zum Beispiel 1500 Seifen sehr günstig bekommen, die habe ich dann gespendet. Ich spende oft Sachen. Und wenn jemand zu Besuch kommt, kriegt der erstmal ein Körbchen und darf sich Sachen einpacken. Familie und Freunde freuen sich da natürlich!

Haben Sie sonst einen Tipp für unsere Leser?
Im Laden einfach mal nach Rabatten fragen, das kann nicht schaden. Besonders im Elektronikbereich oder bei Kleidung. Hier hilft es auch, wenn man damit argumentieren kann, dass ein Konkurrent im Netz billiger ist. Meist kommen die Händler einem dann entgegen. Oft lohnt es sich, ein Produkt mit leicht beschädigter Verpackung zu wählen und zu sagen: Ich würde das gerne für jemanden als Geschenk kaufen, ob man wegen der beschädigten Verpackung einen kleinen Rabatt bekommt. Das klappt meistens.