17. Juli 2020

Bürokratischer Hindernislauf

© Benoist/Shutterstock

Luxusbadewannen und ähnlicher Protz, Missbrauchsskandale oder der Umgang mit Frauen und gleichgeschlechtlichen Partnerschaften – die Gründe, warum immer mehr Menschen den Kirchen den Rücken kehren, sind so bunt wie das Leben. Nicht immer sind die Austrittswilligen dabei „vom Glauben abgefallen“. Doch so einfach kommt man der Institution Kirche nicht davon. Selbst der Staat will am Austritt noch mitverdienen. Und nicht zuletzt halten sich manche Mythen hartnäckig wie Schnupfen, beispielsweise, dass man nach einem Austritt nicht beerdigt werden würde.

Im Jahr 2019 haben insgesamt circa 540.000 Menschen ihren Austritt aus einer der beiden großen Kirchen erklärt: 272.771 aus der katholischen und 270.000 aus der evangelischen Kirche (Quelle: Kirchenaustritt.de) – jeweils ein historischer Höchststand, wenngleich 52,1 Prozent aller Deutschen einem dieser beiden Konfessionen angehören. Kirchenaustretende hatten neben den individuellen Gründen vor allem eins: Zeit. Denn in Deutschland kann man nicht mal eben so aus der Kirche austreten. Während beispielsweise in Österreich eine E-Mail an die Stadtverwaltung ausreicht, kann man seinen Austritt hierzulande nur höchstpersönlich erklären – was für Berufstätige nur möglich ist, wenn sie sich Urlaub nehmen.

Formalitäten

In Berlin, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen muss man dazu sogar zum Amtsgericht oder hilfsweise zum Notar. Der Besuch beim Notar ist allerdings immer teurer, da er neben seinen Gebühren und Auslagen auch noch Mehrwertsteuer verlangen muss. In den übrigen Bundesländern spricht man meist bei der Stadtverwaltung vor, also beim Standesamt oder Bürgeramt. In Bremen kann man den Austritt auch direkt bei der Kirche erklären.

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Dirk R. Schuchardt ist seit über 20 Jahren freier Dozent, Autor und Chefredakteur von Rentenfernsehen.de. „Altersvorsorge ist nichts anderes als ein Zwiegespräch mit seinem künftigen Ich!“, ist seine Maxime. In seinen Seminaren beweist er stets, dass das Thema Rente alles andere als langweilig ist.