18. Oktober 2020

Der Spion im Smartphone

© Robert Kneschke/Shutterstock

Nachts gehen im ganzen Haus die Lichter an und die Musik dröhnt plötzlich los? Die Heizkostenrechnung ist extrem hoch, obwohl man selbst kaum geheizt hat? Was nach technischen Defekten klingt, hat häufig menschliche Verursacher: Der Ex-Partner zum Beispiel, ein Kollege, die Nachbarn oder andere boshafte Mitmenschen können sich nämlich oft überraschend einfach Zugriff auf das Smartphone, das Tablet oder die Smart-Home-Steuerung verschaffen – und darüber am Leben anderer teilnehmen oder ihnen eben dieses zur Hölle machen.

Das Smartphone oder Tablet wird als Wanze eingesetzt. Was nach einem Spionageroman klingt, kann nicht nur bei Agenten oder Kriminellen vorkommen, sondern auch bei ganz normalen Menschen. „Das passiert mir doch nicht“, mögen viele denken. Doch die Realität sieht oft anders aus, wie Dirk Beerhenke weiß. Er ist Kriminalhauptkommissar bei der Polizei in Köln. Sein Fachgebiet: Cybercrime. Er kennt sie genau, die Fälle, in denen Smartphones beispielsweise zur Überwachung eingesetzt werden. „Zu 95 Prozent sind Frauen diejenigen, die ausspioniert werden“, sagt er. Und besonders oft seien es die Partner oder Ex-Partner, die das machen. 

Kein Hexenwerk

Dazu gehört nicht einmal viel Geschick. Apple beispielsweise hat die Apps „Wo ist“ und „Freunde“ zusammengeführt. So kann man sehr einfach sehen, wo sich der Partner gerade aufhält – vorausgesetzt, er hat sein Handy bei sich und eingeschaltet. Das ist dann in Ordnung und sogar ganz praktisch, wenn beide ihr Einverständnis gegeben haben. Weiß einer von beiden jedoch nicht, dass der andere immer dessen Aufenthaltsort sehen kann, sieht das Ganze schon anders aus. Übrigens hat auch die App Snapchat, die bei jüngeren Menschen sehr beliebt ist, eine Funktion, die auf einer Karte anzeigt, wo man sich gerade befindet. Das sehen dann im Zweifelsfall nicht nur die echten Freunde, sondern möglicherweise auch Menschen, die sich nur als Freunde ausgeben. Schließlich ist es nirgendwo so einfach wie in der digitalen Welt, sich als jemand auszugeben, der man nicht ist.

Bettina Blaß ist seit über 15 Jahren selbstständige Verbraucherjournalistin und Trainerin für Internetthemen. Zuvor war sie Redakteurin für die WISO Monats-CD und bei der G+J Wirtschaftspresse Online stellvertretende Redaktionsleiterin. Ihr Fokus liegt auf den Themen Internet, Finanzen und Immobilien. Privat schreibt sie für ihr Reise- und Genussblog Op jück.