18. Mai 2022

Durch die Seniorenbrille

Bei immer mehr Senioren rücken aus sozialrechtlicher Sicht die zentralen Herausforderungen in den Mittelpunkt: Reicht die Rente, um den Lebensstandard im Alter zu wahren? Welche Krankenkasse ist zuständig? Ist es möglich, auch im Alter selbstbestimmt allein in den eigenen vier Wänden zu wohnen? Wann zahlt die Pflegekasse? Testament, Vollmachten, Patientenverfügung? Der Übergang vom Erwerbsleben in den Ruhestand sollte daher frühzeitig geplant werden.

Nehmen wir das Thema Rente: Sofern man vor Erreichen der Regelaltersrente von 67 Jahren in Rente gehen möchte, können teilweise erhebliche Abschläge erfolgen. Möglich ist andererseits auch ein Aufschieben für eine Erhöhung der monatlichen Rentensumme. Das gilt es, für sich abzuwägen. Übrigens: Bei der Frage „Lebenszeit gegen Höhe des Rentenentgelts“ entscheiden sich die meisten für einen Abschlag bei der Rentenhöhe und für mehr arbeitsfreie Lebenszeit. Aktuell sollten die Anträge auf Altersrente frühzeitig gestellt werden, da aufgrund der Corona-Pandemie immer noch längere Bearbeitungszeiten bestehen. Wichtig: Nach Erhalt des Rentenbescheids empfiehlt es sich, die zugrunde gelegten Inhalte wie Versicherungszeiten, Kapitalwerte, Beiträge etc. zu überprüfen und gegebenenfalls zu reagieren.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Krankenversicherung. Vielen privat krankenversicherten Menschen ist beispielsweise nicht bewusst, dass nach den „billigen“ Anfangsjahren im Alter erhöhte Beiträge fällig werden, die oftmals einen großen Teil der monatlichen Rente „auffressen“. Daher möchten viele Rentnerinnen und Rentner in die Krankenversicherung der Rentner, die als Bestandteil der gesetzlichen Krankenversicherung wesentlich niedrigere Monatsbeiträge nimmt. Mitglieder der privaten Krankenversicherung sollten sich frühzeitig über die Möglichkeiten für einen Wechsel zurück in die gesetzliche Krankenversicherung informieren, da viele juristische Haken und Ausnahmen überwunden werden müssen.

Sicher können nicht alle Bereiche der Rente im Voraus rechtlich bis ins Detail geplant werden. In den meisten Bereichen sind jedoch ein vorausschauendes Tätigwerden und eine rechtliche Unterstützung möglich. Sinnvoll ist, nicht zu lange zu warten und einen Spezialisten im Rentenrecht, insbesondere aber einen Fachanwalt im Sozialrecht aufzusuchen. Diese findet man beispielsweise über die Homepage der Arbeitsgemeinschaft Sozialrecht im Deutschen Anwaltverein (DAV).

Rechtsanwältin Charlotte Guckenmus, LL.M., ist Fachanwältin für Medizinrecht, Fachanwältin für Sozialrecht und Mitglied des Geschäftsführenden Ausschusses der Arbeitsgemeinschaft Sozialrecht im Deutschen Anwaltverein (DAV).