4. August 2022

Falsche Helfer

Warnungen vor unseriösen Notdiensten wie Rohrreinigern und Kammerjägern sind alltäglich. Die einen verlangen horrende Summen für das Entfernen eines Wespennestes. Andere fordern für eine Kamerafahrt durch verstopfte Abflussrohre Gebühren, die fast der einer ganzen Filmproduktion gleichen. Und wer sich bei zugefallener Tür an den erstbesten Schlüsseldienst aus der Trefferliste einer Suchmaschine wendet, muss sich nicht über eine riesige Rechnung wundern.

Viele kennen längst die Fallen. Und viele unseriöse Anbieter wissen, dass Verbraucher von ihnen wissen. So treibt das Geschäft mit falschen Dienstleistungen immer neue Blüten. Da werden betagte Personen und ihre Angehörige von vermeintlichen Pflegediensten am Telefon überrumpelt. Aktuell häufen sich bei der Verbraucherzentrale Beschwerden über einen Pflegeservice, der unaufgefordert anruft und „Pflegeberatungen“ anbietet. Das Perfide: Die Betroffenen werden am Telefon mit ihrem Namen angesprochen. Meist ist bekannt, dass im Haushalt eine pflegebedürftige Person lebt. Es folgt ein Gespräch über die Leistungen der Pflegeversicherung und die Firma bietet Unterstützung bei Anträgen an. Auch bei Ablehnung folgt kurze Zeit später eine Auftragsbestätigung mit der Aufforderung, eine dreistellige Servicegebühr zu bezahlen. Sicherheitshalber sollte man widersprechen, den angeblich geschlossenen Vertrag widerrufen – auf keinen Fall aber zahlen.

In anderen Fällen erhalten ehemalige Bertelsmann-Kunden Besuch von freundlichen Vertretern, die damit locken, die private Sammlung vermeintlich wertvoller Faksimile-Bücher zu barer Münze zu machen – für eine Vermittlungsgebühr in fünfstelliger Höhe. Wer die Forderung nicht zahlen kann, dem wird noch ein Kredit aufgeschwatzt. Und immer wieder wird mit dem Unwissen der Menschen gespielt und die Unsicherheit im Umgang mit moderner Technik ausgenutzt. Betrüger geben sich beispielsweise als Techniker von Microsoft aus und verlangen Zugriff auf den PC – natürlich nur, um Daten abzugreifen. Oder Handynutzer erhalten eine SMS mit einem Link zum Lieferstatus von angeblichen Paketdiensten. Tatsächlich installiert sich nach dem Klick eine Schadsoftware, horrende Handyrechnung inklusive.

Melden sich vermeintliche Helfer unaufgefordert, sollten sich Betroffene auf kein Gespräch einlassen und schon gar nicht Fremden Zugriff auf ihren PC gewähren. Auch wer mit dem „schnellen Geld“ oder mit riesigen Einsparungen wirbt, hat meist nur sein eigenes Konto im Sinn. Denn unseriöse Dienste wollen nur das „Beste“ der Heimgesuchten – ihr Geld und persönliche Daten.

Ralf Reichertz ist Referatsleiter Recht bei der Verbraucherzentrale Thüringen. Dabei engagiert er sich unter anderem für die Verbraucheraufklärung in den Bereichen Digitales und Datenschutz.