17. Juli 2019

Gesundheitsapps

Viele Funktionen, wenig Datenschutz

„Gerade in der Sommerzeit an heißen Tagen bekomme ich schneller Herzprobleme“, erzählte mir neulich ein Verbraucher in der Beratung, „und ich bin ja so froh, dass mein Sohn mich auf dieses mobile EKG aufmerksam gemacht hat, das mir dann über die App zeigt, wie meine Herzkreislauf- und Blutdruckwerte sind. Ich werde sogar gewarnt, wenn diese nicht gut sind. Auf diese Weise kann ich schnell in die Klinik. Das gibt mir ein sehr hohes Sicherheitsgefühl.“

Die rasende technologische Entwicklung macht auch im Gesundheitswesen nicht Halt. Derzeit gibt es beispielsweise über 100.000 Apps mit Gesundheitsbezug. Gesundheitsapps können vielfältige Funktionen in der Diagnostik und Therapie übernehmen. So können unter anderem auch Blut- und Herzwerte einfacher überwacht und dokumentiert werden. Manche Apps dienen der Erinnerung, zum Beispiel an Medikamenteneinnahme, andere bieten eine Alarmfunktion oder dienen als Tagebuch der Symptom- oder Verlaufskontrolle. Dadurch können Patienten in ihrem Selbstmanagement unterstützt werden.

Im oben erwähnten Beispiel handelt es sich um eine App als mobiles EKG mit vier Elektroden, das zur Überwachung des Herzrhythmus geeignet ist, besonders bei Patienten, die bereits einen Eingriff am Herzen hatten. Die Messwerte werden mit patientenindividuellen Voreinstellungen verglichen. Daraufhin bekommt der Patient eine Rückmeldung, ob ärztliche Hilfe nötig ist.

Der Nutzen solcher Gesundheitsapps ist unserer Ansicht nach sehr unterschiedlich zu bewerten. Auf verschiedenen Veranstaltungen berichten uns VerbraucherInnen, dass sie sich dank einer solchen App gesundheitsbewusster verhalten. Die meisten Apps sind jedoch nicht auf ihren Nutzen hin untersucht. So kann es Apps geben, deren Nutzen nicht belegt ist, und die schlimmstenfalls sogar Schaden anrichten können. Schäden können durch Fehlfunktionen oder durch fehlerhafte Anwendung verursacht werden. Fehlerhafte Messungen beispielsweise können falsche, fehlende oder unnötige Diagnosen und Behandlungen nach sich ziehen.

Zudem sind viele Apps bezüglich des Datenschutzes sehr kritisch zu bewerten. Bei zahlreichen Apps kann man nicht wissen, wem die sensiblen Daten anvertraut werden. Daher sollten VerbraucherInnen grundsätzlich den Nutzen einer App gegen mögliche Risiken abwägen, vor allem bezüglich mangelhaften Datenschutzes. Viele insbesondere kostenlose Apps finanzieren sich über Datenhandel und Werbung. In der EU fehlt es bisher an einer Qualitätskontrolle der Apps. Es müssten zudem dringend für Gesundheitsapps Informationspflichten der Hersteller zum Inhalt, Funktionalität und Datenschutz eingeführt werden.

Joanna Batista Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein

Joanna Batista ist Referentin für Verbraucherrecht bei der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. Sie berät Verbraucher unter anderem zu Gesundheits- und Pflegerecht. Dazu zählt auch die Beratung zur Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht.

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