15. November 2018

Holen Sie Ihre Datenhoheit zurück!

Verbraucherdaten werden ein immer wichtigeres Wirtschaftsgut. Mit ihm verdienen Unternehmen große Summen. Vielen Verbrauchern ist der Handel nicht bewusst. Oder sie fühlen sich ohnmächtig angesichts der intransparenten Geschäfte. Was online täglich geschieht, würden wir in unserer analogen Bargeld-Welt empört zurückweisen. Höchste Zeit, dass wir uns als Verbraucherinnen und Verbraucher um unsere Daten kümmern und unsere Rechte nutzen.

Immer wieder werden unsere Daten als die Währung des 21. Jahrhunderts beschrieben. Nun, Geld wird als Zahlungsmittel nicht wegfallen, aber an der Datengeschichte ist schon etwas dran. Das sieht man allein daran, dass viele Anwendungen im Internet kostenfrei sind. Das Geschäftsmodell der Tech-Firmen kommt ohne Bezahlung in der „alten“ Währung aus. Es ist also höchste Zeit, sich mit dem Schutz der eigenen Daten zu befassen. Das kostet Mühe. Denn es wird Verbrauchern schwergemacht. Den Wenigsten ist wirklich klar, wer auf unsere Daten zugreift, was damit angestellt wird und welchen Wert die Informationen haben.

In der Bargeld-Welt wäre ein derartiges Abschöpfen von Daten höchst befremdlich. Stellen Sie sich vor: Die Verkäuferin im Supermarkt würde Ihren Kassenzettel mit Ihrem Namen versehen und abheften. Der Ladeninhaber würde Ihr Kaufverhalten an andere Ketten oder gar an Versicherungen verkaufen. Wenn Sie Alkohol, Zigaretten oder fettes Fleisch mögen, könnte sich das negativ auf Entscheidungen bei Ihrem Versicherer auswirken. Die Handelsketten ohne Onlineshopping bekommen durch bargeldloses Bezahlen und Kundenkarten ein gehöriges Stück vom Datenkuchen ab.

Datenspuren vermeiden, Auskünfte einfordern
Verbraucher können dagegenhalten, indem sie Datenspuren vermeiden. Niemand sollte sich an Gewinnspielen per Postkarte oder im Internet beteiligen, die nur den Zweck haben, Daten einzusammeln. Die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) hat die Rolle von Verbrauchern gestärkt. Petra Normalverbraucherin kann bei einer Firma eine Komplett-Auskunft über alle persönlichen Daten verlangen, die über sie vorliegen. Davon sollten Sie Gebrauch machen und wichtiger noch: Fordern Sie die Löschung Ihrer Daten! Wenn Sie den Verdacht haben, dass Sie einer Weitergabe oder Verarbeitung nicht zugestimmt haben, sollten Sie sich beim Landesdatenschutzbeauftragten beschweren. Die DSGVO ist ein erster Schritt. Bei der anstehenden Verabschiedung der E-Privacy-Verordnung auf EU-Ebene muss die Politik die Verbraucherechte stärker schützen.

Die Verbraucherzentralen halten zum Datenschutz Informationen und Musterbriefe bereit unter www.verbraucherzentrale.de. Als Verbraucherschützer haben wir auch die Abmahnbefugnis.

 

Ralph Walther - Verbraucherzentrale Thüringen- verbraucherblickDr. Ralph Walther ist seit 2007 Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Thüringen. Nach seinem Studium der Chemie in Leipzig und Jena arbeitete er zunächst als Referent für Umwelt, Produkte und Dienstleistungen bei der Verbraucherzentrale Thüringen.

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