14. September 2020

Keine reine Gefühlssache

Wer versteht seine Heizkostenabrechnung? 

Wärme soll heutzutage effizient und kostensparend erzeugt werden. Moderne Technologien unterstützen das. Ob nur der Heizkessel erneuert wird oder man sogar auf erneuerbare Heizenergie umschwenkt: Immer muss auch der Endverbraucher sein Scherflein zum sparsamen Umgang mit den Ressourcen beitragen. Ein wichtiges Hilfsmittel ist die jährliche Heizkostenabrechnung. Meist ist der eigentlichen Abrechnung ein Anschreiben der Hausverwaltung beigefügt, das im besten Falle ein Guthaben oder – nicht selten – eine deutliche Nachzahlung ausweist. 

Am Ergebnis der Jahresabrechnung scheiden sich bereits die Geister. Da habe ich immer wieder den Verdacht, die Glücklichen, denen eine Rückerstattung zuerkannt wird, legen die Abrechnung eher gleich beiseite. Die Nachzahler dagegen verharren zunächst in Vermutungen. Die reichen von: „Das kann nicht sein, ich war ja kaum zu Hause.“ Über: „Die haben falsch abgelesen oder etwas vertauscht.“ Bis hin zu: „Die Messgeräte sind defekt.“ Ja, alles ist möglich, aber in der Praxis eher selten. Deshalb sind diejenigen gut beraten, die ihre Abrechnung mal vom Experten prüfen lassen. Nicht selten zeigt sich, dass die monatlichen Abschlagszahlungen zu gering bemessen sind. Wer über hohe Heizkosten klagt, erhält von dem Berater den Hinweis auf einen hohen Verbrauch bei Kalt- und Warmwasser, denn die an dieser Stelle entstehenden Kosten sind ja auch Bestandteil der Abrechnung. Bei unseren verbundenen Heizanlagen entstehen Verbrauch und Kosten im Wesentlichen im Dreiklang von Brennstoffkosten (Erdgas, Fernwärme usw.), Heiztechnik und Heizverhalten. Die Fehlersuche sollte jeder bei sich selbst beginnen. 

Aber mal ehrlich, wer überprüft im laufenden Jahr die vorhandenen Messgeräte und liest hin und wieder die aufgelaufenen Werte ab? Wer weiß, dass die elektronischen Messgeräte auch die Ablesewerte der Vorjahre gespeichert haben und man diese Werte deshalb gut mit den Angaben der Heizkostenabrechnung vergleichen kann? Ob man also sparsam, aber trotzdem ausreichend heizt oder ob man doch etwas großzügiger mit der Heizung umgeht, ist keine reine Gefühlssache. Bestimmte Zahlen und Werte, die man der Heizkostenabrechnung entnehmen kann, sind da aussagekräftiger. Bewohnt man zum Beispiel 10 Prozent der Fläche eines Gebäudes, müsste man im Prinzip auch etwa 10 Prozent der erfassten Verbrauchseinheiten in seiner Abrechnung haben. Nimmt man die Heizkosten für seine Wohnung und teilt den Betrag durch die Wohnfläche, sollte kein Wert über 10 Euro pro Quadratmeter herauskommen, weil auch dieses Ergebnis ein Indiz für hohe Heizkosten ist. Beschäftigen Sie sich demnächst mal ein wenig mit Ihrer Abrechnung.

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Dr. Jürgen Fischer kommt aus der DMB-Mieterbewegung. Schwerpunkte des Juristen sind Mietrecht und Energie, speziell das Thema Heizkosten. Von 2003 bis 2021 hat er die Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern in Rostock geschäftsführend geleitet.