23. November 2016

Mit dynamischen Preisen im Internet sparen

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Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Ein Prinzip, das den meisten Verbrauchern bekannt ist. Für ein paar Wochen oder Monate haben Waren häufig einen relativ festen Preis – im Kaufhaus, Supermarkt und im Internet. Was es kostet, steht fettgedruckt neben den Produkten. Daran orientieren sich Verbraucher und vergleichen mit anderen Preisen. Bis es günstiger wird, dauert es oft eine Weile. Das galt bisher. Doch manchmal geht es schneller.

Zuschlagen, wenn es am günstigsten ist. Diesen Wunsch haben vor allem in der Vorweihnachtszeit viele Geschenkesuchende. Als Schnäppchenjäger will jeder den niedrigsten Preis. Wenn die Zeit aber knapp wird, kaufen viele spontan. Doch genau das ist manchmal ein Fehler. Denn Onlinepreise unterliegen Schwankungen. Die können Verbraucher mit etwas Fingerspitzengefühl für sich nutzen.

Dynamische Preise

Unternehmen passen ihre Preise den Marktbedingungen an. Wenn sich viele Kunden für Smartphone, Waschmaschine oder Schuhe interessieren, gehen die Preise nach oben. Bei sinkender Nachfrage, werden die Produkte günstiger. Diese flexible Preisgestaltung ist ebenso von Reiseveranstaltern und in der Hotellerie bekannt. An Tankstellen können Autofahrer das Phänomen seit Jahren sogar täglich beobachten. Fachleute nennen dieses Prinzip „Dynamic Pricing“ – Preise, die innerhalb kurzer Zeiträume schwanken. Ziel ist es, die Schmerzgrenze der Kunden herauszubekommen, also zu erfahren, was Kunden maximal für ein bestimmtes Produkt ausgeben möchten.

Inzwischen nutzen nicht nur Internetshops dieses System, sondern auch stationäre Händler wie Media Markt sowie Lebensmittelketten wie Kaufland, Netto und REWE setzen mitunter digitale Preistafeln ein. Die zeigen funkgesteuert neue Preise an. Verboten ist das laut Gesetz nicht. Gegenüber der Frankfurter Allgemeinen erklärt Wirtschaftsjurist Niko Härting: „Anders als viele glauben, schreibt die Preisangabenverordnung (PangV) in Deutschland weder vor, dass die Preise für alle Leute gleich sein müssen, noch dass sie im zeitlichen Verlauf längere Zeit stabil sein sollen.“ Entscheidend sei, dass jeder Einzelne wissen muss, was ihn sein Einkauf kostet. Heißt: Am Ende des Kaufprozesses müssen Kunden einen Endpreis angezeigt bekommen. Eine Preisbindung gilt nur für wenige Waren wie Bücher oder Tabakwaren.

Algorithmen bestimmen

Im digitalen Zeitalter rauschen permanent sogenannte Preisbots durchs Internet. Sie beobachten unermüdlich die Onlineshops der Konkurrenz und reagieren auf Preisänderungen. Dabei analysieren spezielle Algorithmen die hinterlegten Preise und signalisieren dem eigenen Shopsystem, die Produkte teurer oder billiger anzubieten. Das Preis-Ping-Pong wird manchmal mehrmals am Tag gespielt. Für den Zickzack-Kurs gibt es zwei mögliche Erklärungen: Entweder versucht der Preisserver des Shops auszuloten, ob die Konkurrenz auf den Preiswechsel reagiert und mitzieht. Damit könnte der „Vorreiter“ auch den Preis der Mitbewerber stark beeinflussen. Oder aber die häufig wechselnden Preise sollen Preissuchmaschinen wie idealo.de und günstiger.de beeindrucken, die für Kunden in mehreren Webshops den besten Preis ermitteln. Diese Suchmaschinen setzen nämlich Anbieter, die den Preis gerade eben gesenkt haben, bei identischen Produkten und Preisen oftmals im Ranking nach oben. Denn viele Preissuchmaschinen schauen nur auf die Preissenkungen, nicht aber darauf, ob der Preis kurz zuvor erhöht wurde, um ihn danach wieder senken zu können. Mit diesem Trick können Webshops daher in Preissuchmaschinen eine bessere Platzierung erhalten und Kunden täuschen. Wie willkürlich das System funktioniert, erklären wir in verbraucherblick 11/2016.

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