13. Dezember 2018

Pflege beginnt mit 30

Pflege – da denkt man sofort an ältere Menschen oder an Heimbewohner. Man hat vielleicht auch die vielen ambulanten Pflegedienste im Blick, die auffällig häufig unterwegs sind. Aus der Ferne sieht Pflege gar nicht so schlimm aus. Sie ist kaum ein Thema für 30-, 40- oder 50-Jährige. Oder doch?

Pflegefälle sind eine Massenerscheinung geworden. Immerhin gelten in Deutschland beinahe drei Millionen Menschen als pflege- und betreuungsbedürftig. Zehntausende arbeiten in Pflegeberufen. Der Nachschub an qualifiziertem Personal wird knapp. Für Plätze in Senioreneinrichtungen gibt es Wartelisten. Nicht zuletzt müssen Jahr für Jahr einige Milliarden Euro bewegt und von den Pflegekassen verwaltet werden. Und die Kosten steigen weiterhin, nicht nur weil es mehr Betroffene gibt, sondern weil der Leistungsumfang und die Qualität der Pflege verbessert wurden dank der Pflegestärkungsgesetze, die mittlerweile in Kraft gesetzt worden sind.

Demografisch steht das „Schlimmste“ wohl noch bevor. Die Ersten aus der Generation der Babyboomer gehen mit Beginn des nächsten Jahrzehnts in Rente oder Pension. Die Jüngeren müssen nicht nur deren wohlverdiente Bezüge erwirtschaften, sondern zunehmend die Finanzierung der Krankenversicherung und der Pflegeindustrie stemmen. Und da die Menschen älter werden, sind auch die Rentenbezugszeiten länger.

Leider geht das Altern nicht nur mit Verschleißerscheinungen einher. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselprobleme und andere chronische Wehwehchen begleiten bei vielen den Lebensabend, schränken die Mobilität ein sowie die Teilhabe an sozialen und kulturellen Angeboten. Freude kommt da nur bei der Pharmalobby auf, die gezielt die Senioren als ihren Markt versteht. Und ein bisschen krank sein gehört doch wohl zum Alter dazu. Tabletten lindern und leisten ihren Teil, das Leben zu verlängern.

Dass der Pflegebereich ein Markt geworden ist mit vielfältigen Facetten, ist nicht zu leugnen. Aber ist dieser Markt gesund? Warum gelingt es in unserer Gesellschaft nicht, das Älterwerden mit dem Gesundbleiben zu verbinden? In der heutigen hektischen Zeit kommt eine gesunde Lebensweise meist viel zu kurz. Zu wenig Bewegung, falsche Ernährung, Stress, zu wenig Schlaf, umgarnt von einem digitalen Spinnennetz, in dem man hoffnungslos gefangen ist. Dort muss sich was ändern. Erst dann werden wir älter ohne immer auch gleich krank zu sein. Also fit ins Alter. Und das fängt mit 30, 40 oder 50 an.

Jürgen Fischer - verbraucherblickDr. Jürgen Fischer

Seit August 2004 ist er geschäftsführender Vorstand der Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern mit Sitz in Rostock. Schwerpunkte des Juristen sind Mietrecht und Energie, speziell das Thema Heizkosten.

 

 

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