15. Mai 2019

Gegensteuern

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Der Bund der Steuerzahler mobilisierte Anfang 2018 bundesweit mehrere Hundert Rentner. Allein in Nordrhein-Westfalen meldeten sich fast Hundert Ruheständler. Mit der Initiative will der Verein auf einen Umstand aufmerksam machen, der in Zukunft immer stärker wird: Wer sich heute aus dem Berufsleben verabschiedet, versteuert 76 Prozent seiner monatlichen Bezüge. Jeder nachfolgende Rentnerjahrgang muss allerdings noch mehr versteuern. Die Quote steigt jährlich, bis 2040 voll versteuert werden muss.

Bei allen, die ab 2040 erst aus dem Job aussteigen, unterliegt also die gesamte monatliche Rente voll dem Zugriff des Fiskus. „Je später aber der Renteneintritt, umso wahrscheinlicher wird ein möglicher Fall der Doppelbesteuerung“, sagt Fatih Yüksel, Steuer- und Rentenexperte beim Bund der Steuerzahler in Düsseldorf. Das bedeutet: Die Rente wurde zuvor aus bereits versteuertem Einkommen angespart. Die heutigen Auszahlungen unterliegen dann nochmals der Steuer. „Der Bundesfinanzhof und das Bundesverfassungsgericht verfolgen hier eine klare Linie. Es darf keinen einzigen Rentner geben, der doppelt Abgaben zahlt“, sagt Yüksel. Angesprochen sind vor allem Freiberufler und Unternehmer, die in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt haben. „Viele haben sich gemeldet, die darüber hinaus einen durchgehenden Versicherungsverlauf nachweisen sowie sämtliche Steuerbescheide zur Verfügung stellen können“, meint Yüksel.

Vermutlich läuft die Aktion auf ein Musterklageverfahren hinaus. Die Steuerexperten des Bundes der Steuerzahler wollen dies einreichen, sobald sie einen Betroffenen gefunden haben, der die Voraussetzungen erfüllt: Ein Rentner, der stattliche Beträge teilweise aus hohen versteuerten Gewinnen in die gesetzliche Rentenkasse eingezahlt hat, wird sich stellvertretend für andere engagieren. „Wir gehen davon aus, dass Selbstständige mit Renteneintritt zwischen 2016 und 2018 sowie Arbeitnehmer, die zwischen 2018 und 2024 in den Ruhestand gehen, von einer Doppelbesteuerung betroffen sein könnten“, sagt Yüksel.

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Eva-Maria Neuthinger arbeitet seit rund zehn Jahren als freie Wirtschaftsjournalistin. Die studierte Diplom-Kauffrau publiziert in renommierten Wirtschaftsmagazinen und Fachzeitschriften, im Schwerpunkt zu Steuern-, Altersvorsorge-, Immobilien- und Finanzierungsthemen.