24. April 2021

Extrarente: Reform der privaten Altersvorsorge

Reicht meine Rente für ein gutes Leben im Alter? Ist mein Riester-Vertrag gut oder zahle ich unnötige Gebühren? Verkauft mein Lebensversicherer meine Police auch bald an einen Investor? Die Niedrigzinsphase stellt alle Beteiligten vor einige Fragen und große Herausforderungen, die Lösungen brauchen.

Starke Auswirkungen auf langfristige Geldanlagen wie Altersvorsorge: Minizinsen belasten vor allem sicherheitsorientierte Produkte wie kapitalansparende Versicherungen und Sparprodukte bei Banken. Eine attraktive Rendite gibt es nicht mehr. Trotzdem gilt: Wer im Alter nicht verzichten will, muss zusätzlich privat vorsorgen. Das Problem: Verbrauchern werden oft unrentable und unflexible Produkte angeboten. Dabei sollte die private Altersvorsorge den Menschen dienen. Deshalb fordern wir zusammen mit unserem Dachverband, dem Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), die Einführung eines öffentlich-rechtlich organisierten Standardprodukts für private Altersvorsorge: die Extrarente. Und so könnte sie aussehen.

Die Extrarente bündelt die Interessen der Verbraucher und vertritt sie am Kapitalmarkt, ohne selbst Gewinne erzielen zu müssen. Deswegen enthält sie keine unnötigen Kosten, wodurch die spätere Rente für Verbraucher deutlich höher ausfällt. Dazu legt die Extrarente vor allem breit gestreut in Aktien an und erzielt damit langfristig eine höhere Rendite als viele private Vorsorgeverträge. Dafür können Verbraucher erst ab dem Renteneintritt über ihr Geld verfügen. Auch die Extrarente ließe sich fördern wie die Riester-Rente. Grundsätzlich ist sie aber ohne Förderung denkbar.

Die Extrarente soll per Gesetz allen Verbrauchern in Deutschland offenstehen. Arbeitgeber sollen eine Einzahlung anbieten müssen. Der zusätzliche Aufwand für Betriebe wäre gering, denn sie führen bereits heute Sozialabgaben und Steuern vom Arbeitslohn ab. Sie müssten weder zur Extrarente beraten noch für die Auszahlungen haften. Wer selbstständig ist, kann direkt einzahlen. Die gesetzliche Rente ist besser als ihr Ruf. Für die meisten Verbraucher ist und bleibt sie das Fundament der Alterssicherung. Eine ergänzende private Zusatzvorsorge ist sinnvoll. Ohne eine unabhängige und gut informierte Beratung sind Verbraucher kaum in der Lage, ein passgenaues und kostengünstiges Produkt auszuwählen. Deshalb fordern wir für Verbraucher eine einfache, kostengünstige und renditestarke Vorsorge – die Extrarente. 

 

Dr. Annabel Oelmann ist seit April 2016 Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen. Zuvor leitete sie sieben Jahre lang u.a. die Gruppe Finanzen und Versicherungen der VZ Nordrhein-Westfalen. Ihre Themenschwerpunkte sind Geldanlage, Kredite, Versicherungen und Altersvorsorge.