14. Januar 2022

Erst anbiedern, dann abzocken

© Motortion Films/Shutterstock

„Bei Geld hört die Freundschaft auf“ und „Geld verdirbt den Charakter“. Diese Volksweisheiten kommen nicht von ungefähr und in der Kombination sind sie besonders heimtückisch. Tatsächlich gibt es Zeitgenossen, die das sorgsam gestrickte familieninterne Konstrukt eines älteren Menschen von Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung und Testament so geschickt manipulieren können, dass die Familie plötzlich außen vor ist. Das beginnt meist schleichend. Kann man sich vor dreister Erbschleicherei überhaupt schützen?

Jede volljährige Person sollte für den Fall, dass sie nicht mehr selbst entscheiden kann oder gar verstirbt, Vorsorge getroffen haben. Es ist ein Irrglaube, dass Ehegatten, Kinder oder Eltern automatisch für ihre Angehörigen Entscheidungen treffen dürfen. Die wichtigen Dokumente, die jeder besitzen sollte, sind: Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung und Betreuungsverfügung. Leider wissen nicht alle Bescheid über diese Dokumente und was sie bedeuten. Selbst in Krankenhäusern und Pflegeheimen kennt das Personal nicht immer die Rechtslage, so ist es für schwarze Schafe ein leichtes Spiel, Macht über wehrlose Personen zu erlangen.

Nur Originaldokumente

Jedes Dokument, welches Macht über mich an eine andere Person verleiht, muss von der bevollmächtigten Person immer im Original vorgelegt werden. Je höher das Rechtsgut, desto höher werden die Anforderungen an die Urkunde. Für die Kündigung eines Zeitschriftenabos wird eine E-Mail mit dem Scan der Vorsorgevollmacht ausreichen. Aber was ist, wenn es um den Verkauf einer Immobilie oder sprichwörtlich um Leben und Tod geht? Um das Dokument vor Fälschung zu bewahren, kann es helfen, die mehreren Seiten an einer Ecke zu schuppen. Dabei werden die linken oberen Ecken der Seiten umgeknickt, geheftet und am besten noch über alle Seiten erstreckend gestempelt oder beschrieben. Einzelne Seiten können so schwerlich manipuliert werden. Am besten hat jedes Blatt auch Datum und Unterschrift. Vorgedruckte Formulare sind bei der Vollmacht nur die zweite Wahl. Bei ihnen gibt es häufig „Ja“ und „Nein“ zum Ankreuzen. Wenn nun ein Betrüger alle Kästchen ankreuzt, ist das Dokument ungültig. Eine Vollmacht mit ausformuliertem Fließtext ist deutlich schwieriger zu manipulieren.

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Dirk R. Schuchardt ist seit über 20 Jahren freier Dozent, Autor und Chefredakteur von Rentenfernsehen.de. „Altersvorsorge ist nichts anderes als ein Zwiegespräch mit seinem künftigen Ich!“, ist seine Maxime. In seinen Seminaren beweist er stets, dass das Thema Rente alles andere als langweilig ist.