15. September 2017

Apps für Kinder und was Eltern wissen sollten

© SFIO CRACHO/Shutterstock.com

Die „Appifizierung“ schreitet voran. Täglich kommt eine Fülle neuer Angebote hinzu. Schnell installiert, ausprobiert und auf Wunsch wieder gelöscht stehen Apps für ein vermeintlich risikofreies Angebot. Doch Apps bergen auch Gefahren, insbesondere für Kinder und Jugendliche.

  • Kostenfallen: Die Stiftung Warentest hat in ihrer Juni-Ausgabe 50 überwiegend kostenlos angebotene Smartphonespiele unter die Lupe genommen. Fazit: Gratis-Apps können teuer werden. Viele sind so programmiert, dass Kinder und Jugendliche zunächst schnell große Fortschritte erzielen, dann aber ohne weitere Spielvarianten oder virtuelle Spielwährungen – die echtes Geld kosten – kaum weiterkommen.
  • Werbung: Die in den meisten Apps eingebundene Werbung ist sehr bedenklich. Sie wird nicht deutlich genug von den tatsächlichen Inhalten der App getrennt und es wird teilweise für Onlinedienste geworben, die nicht für Minderjährige geeignet sind.
  • Mangelhafter Datenschutz: Im Hinblick auf den Datenschutz ist die häufige Einbindung von sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter und Co zu bemängeln. Die Kinder werden aufgefordert, das Spiel bei Facebook zu teilen oder Freunde einzuladen. Darüber hinaus sammeln viele Apps Daten der Spieler, die für das Spiel nicht notwendig sind.
  • Kaum Kinderschutz: In einigen Apps sind Kinder nicht ausreichend vor einer Kontaktaufnahme durch anonym agierende Online-Mitspieler geschützt.

Um zu vermeiden, dass ein Kind mit unangebrachten App-Inhalten konfrontiert wird, sollten Eltern Apps am besten im Voraus testen und ihre Kinder so gut es geht beim Spielen begleiten. Informationen liefern die Bewertungen von Nutzern oder seriösen Portalen. Eine PIN oder ein Passwort für App-Käufe verhindert, dass Kinder Apps kaufen oder während eines laufenden Spiels etwas bezahlen können. Kinder können noch nicht wissen, welche Zugriffsrechte einzelne Apps bei der Installation einfordern und ob ihre Privatsphäre geschützt ist. Vor dem Installieren einer App im Store von Google Play oder Apple wird angezeigt, welche Berechtigungen die App auf dem mobilen Gerät einfordert. Eltern können die Zugriffsrechte beschränken. Einige Spiele sind auch im Offline-Modus ohne Internetverbindung spielbar, sodass Kinder vor anderen Online-Mitspielern geschützt sind.

Aus meiner Sicht ist es dringend notwendig, dass Kinder und vor allem deren Eltern bereits vor dem Herunterladen einer Kinder-App Informationen erhalten, ob die App im Laufe der Nutzung kostenpflichtig wird, wie sich die App finanziert (Werbung oder In-App-Käufe) und ob Social-Media-Tools in die App integriert sind. Für weitere Informationen zu diesem Thema gibt es einen lesenswerten Leitfaden des Bundesministeriums für Justiz und Verbraucherschutz: Verbraucherfreundliche Best-Practice bei Apps.

 

Kolumne von Dr. Annabel Oelmann. Dr. Oelmann ist seit April 2016 Vorstand der Verbraucherzentrale Bremen. Zuvor leitete sie sieben Jahre lang u.a. die Gruppe Finanzen und Versicherungen der VZ Nordrhein- Westfalen. Ihre Themenschwerpunkte sind Geldanlage, Kredite, Versicherungen und Altersvorsorge.

Cover der aktuellen Ausgabe von Verbraucherblick

Mehr wissen,
besser entscheiden

verbraucherblick ist ein digitales Magazin für alle, die mehr wissen wollen. Lesen Sie monatlich detaillierte und unabhängige Berichte über für Sie relevante Verbraucherthemen.