Wertstellungsdatum

  • Hallo,


    immer wieder geistern Mythen durch die Welt bezüglich der Dauer von Überweisungen und daß die Banken in der Zwischenzeit mit dem Geld arbeiteten. Kennt man ja, ne?! Ich mache eine Überweisung von Bank A nach Bank B. Das Geld ist auf dem Konto bei Bank A sofort weg und taucht aber auf dem Konto bei Bank B erst einige Tage später wieder auf. Oft hört man dann den Vorwurf, die Banken würden in der Zwischenzeit, in der das Geld im "Nirgendwo" herumschwirrt, in der Summe kräftig Zinsen damit erwirtschaften. Ist in dieser(!) Form vermutlich eher Blödsinn, und irgendein Finanzexperte erzählt einem in der nächsten Talkshow dann ja auch immer wieder was vom Wertstellungs bzw. Buchungsdatum und daß das Geld in der Zeit zwischen den Buchungen natürlich nicht weg sei, sondern auch zinstechnisch einem immer noch gehören und auch so verrechnet werden würde.


    Nun hab ich aber folgende Beobachtung gemacht. Bei Bank A hab ich ein Giro-Konto, das zwecks größeren Kaufs gut gefüllt war. Es war in meinem Bundesland ein normaler Werktag, ein Donnerstag. Einige andere Bundesländer hatten jedoch Feiertag. Leider funktionierte im Laden meine EC-Karte nicht (beschädigt). Ich mußte dann leider die EC-Karte meines Kontos bei Bank B benutzen. Dies war aber nicht so gut gefüllt und wäre in's Minus gerutscht, wenn ich den Kauf getätigt hätte. Noch im Laden (vor dem Kauf!) hab ich per Smartphone die Überweisung eines ausreichend großen Betrags von Bank A nach Bank B vorgenommen. Das Geld war bei Bank B sofort verbucht, also weg. Daß es bei Bank A nicht sofort auftaucht, erklärt sich von selbst.
    EC-Karte von Bank B gezückt, Ware bezahlt, alles gut. Im Online-Banking von Bank B tauchte auch quasi sofort die Reservierung des Betrags auf. Schon nicht schlecht. Allerdings war noch keine Abbuchung vorgenommen. Diese Abbuchung erfolgte im Verlaufe des nächsten Tages, einem Freitag. Das Geld von Bank A war bei Bank B aber immer noch nicht aufgetaucht. Das Konto bei Bank B stand also erstmal kräftig im Minus.
    Klar, im Verlaufe des Wochenendes rührte sich naturgemäß erstmal nichts. Der von mir überwiesene Betrag wurde bei Bank B erst im Verlaufe des Dienstags(!) gutgeschrieben, womit das Konto erst dann wieder in's Plus kam. Und siehe da - am Ende des Monats wurden mir von Bank B ordentlich Soll-Zinsen für die Überziehung in Rechnung gestellt.


    Bank A sagt, sie verbuchen das Geld sofort. Bank B sagt, sie registrieren die Wertstellung erst mit dem Datum, an dem Betrag bei ihnen "ankommt". Hah, und in der Zwischenzeit "gehörte" das Geld keinem, auch nicht mir.
    Also da würde mich schonmal eine plausible Erklärung interessieren. Bank A zeigt auf Bank B und Bank B auf Bank A. Die zucken jeweils nur mit den Schultern. Aber an irgendeiner Stelle müßte sich (rechtlich gesehen) die Lücke doch schließen lassen.


    Ich nage wegen der Zinsen nicht am Hungertuch, keine Sorge. ;) Aber wo dieser Fall in der Diskussion um das immer wieder bemühte Wertstellungsdatum und den Vorwurf des Mit-Dem-Geld-Arbeiten einzuordnen ist, fände ich sehr aufschlußreich.


    Grüße,
    Mac


    PS: Danke für's Verschieben. Das OT-Unterforum hatte ich übersehen.

  • Hi


    Ne interessante Geschichte,
    daran denkt man eigentlich so lange nicht, bis es einem passiert.
    Tja, wer hatte denn nun das Geld, wer hat daran verdient?
    Hast du eigentlich die entsprechenden Banken mal darauf hin angesprochen oder mit dem Thema konfrontiert,
    wäre interessant zu hören, was sie dazu sagen...
    lg

  • lag denn nun eine der beiden Banken im "Feiertagsgebiet"? Welche? A oder B?

    Die Zentrale von Bank A, also die überweisende Bank (hab im O-Post einmal A und B vertauscht, sorry), hatte an dem Tag nach der vorgenommenen und abgebuchten Überweisung einen Feiertag. Die Zentrale der empfangenden Bank B hatte einen normalen Werktag.

  • Die Krux liegt aber an mehreren Stellen und ist der Beleg, daß diese systemisch bedingten Diskrepanzen immer zu Lasten des Kontoinhabers gehen, und das obwohl es ein Wertstellungs- bzw. Buchungsdatum gibt, das angeblich jegliche technisch unvermeidlichen "Lücken" ausgleichen soll, wie z.B. Zinsverlust oder Überziehungsgebühren.


    1. Bank A hat mir mein Geld sofort abgezogen (ich "besitze" es also nicht mehr), während Bank B es mir trotz der folgenden 2(!) Werktage nicht sofort gutschreibt. Wenn hier das entsprechende Buchungsdatum greifen würde (trotz des temporären Konto-Minus), dürfte mir Bank B nicht für 6 Tage (Donnerstag bis Dienstag) Kontoüberziehung Gebühren abknöpfen. Tun sie aber.
    2. Bank A hatte ja angeblich mit der Kohle nichts mehr am Hut, in dem Augenblick, als sie mein Konto belastet haben. Daß Bank A am Donnerstag einen Feiertag hat, dürfte laut dieser Aussage für den Vorgang der Überweisung keine Rolle mehr spielen. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, daß freitags grundsätzlich alle Überweisungen liegen bleiben.
    3. Die Buchung zu meinen Lasten, nicht nur die Überweisung, die ich direkt bei der Bank vornehme, sondern auch die Abbuchung durch den EC-Karten-Kauf der Ware wird sofort und postwendend auf meinem Konto registriert, wenn auch nur als sogenannte Reservierung. Eine Bank, in dem Fall, die des Händlers bzw. dessen EC-Bezahlsystem hat also die Möglichkeit, eine Buchung umgehend bei meiner Bank anzumelden. Sollte bei Überweisungen ja eigentlich auch so gehen. Dort braucht eine Überweisung aber angeblich mehrere Tage, um ihren Weg von einer Bank zur nächsten zurückzulegen bzw. um bei der empfangenen Bank als Buchung vermerkt zu werden.


    Das Buchungs- bzw. Wertstellungsdatum ist also eine Sache, die speziell für diesen Fall keine Relevanz hat, auch wenn noch so oft das Gegenteil behauptet wird. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Es gibt diese Lücke, in der das Geld quasi im Niemandsland verschwindet und in der es einer Bank egal ist, daß diese zeitliche Verzögerung nicht vom Kontoinhaber verschuldet ist.


    Grüße,
    Mac