Depotübertrag vermindert Einstandskurs?

  • Hallo zusammen,


    ich versteh grad die Welt nicht mehr und hoffe auf jemanden, der mir helfen kann:


    Nach dem Depotübertrag hat sich der Einstandskurs im Charting der Portfolioanzeige um die Summe der kaufmännischen Einstandswertkorrekturen bei früheren steuerfreien Dividenden vermindert (die grüne Linie für die Depotbewegungen setzt nach dem Übertrag weiter unten an). Das passiert aber nur bei den beiden Papieren, bei denen noch kein Verkauf stattgefunden hat. Bei zwei anderen Papieren, die zwischenzeitlich auch schon teilweise verkauft wurden, hat sich nichts am Einstandskurs und der grünen Linie im Charting der Portfolioanzeige verändert, obwohl dort immer noch Bestände vorhanden sind, für die ebenfalls steuerfreie Dividenden ausgeschüttet wurden und entsprechend eine kaufmännische Einstandswertkorrektur gebucht wurde.


    Für die Depotumbuchungen hab ich in allen Fällen den durchschnittlichen Kaufkurs ohne Berücksichtigung der kaufmännischen Einstandswertkorrekturen bei Aus- und Einlieferung eingegeben, da die Korrekturen ja nur zur Steuerermittlung maßgeblich sind und sich der spätere Veräußerungsgewinn aus der Differenz aus Verkaufskurs - Kaufkurs errechnet.


    Witzigerweise ändert sich aber auch nichts an der grünen Linie, wenn ich den Kurs von Ein- und Auslieferung verändere, sodass ich im Moment ziemlich auf dem Schlauch stehe ?(

  • Hallo Wolfgang,


    ich hab bei allen Wertpapieren die Kombi-Transaktion "Depotumbuchung" verwendet, da gab es nirgends die Möglichkeit zur Auswahl von exogen oder nicht exogen. Nach der Auslieferung ging es automatisch in der Einlieferung weiter und da nur zwei Depots vorhanden sind, wurde auch gleich das Zieldepot angesteuert. Auch beim späteren Ändern der Buchungen gibt es nirgend das Kästchen zum Ankreuzen.


    Es gab auch keine Möglichkeit zum Tranchen wie bei einzelnen Einlieferungen, aber in den Erträgen werden weiterhin die korrekten Daten der Teilkäufe unter "Bestandschutz und Abgeltungssteuer" angezeigt. Von daher nehme ich an, dass in der Kombi-Transaktion die für den Depotübertrag nötigen Daten schon systemseitig übernommen wurden.

  • Vielleicht hilft das, ich habe aber noch nichts ausprobiert:

    Depotumbuchungen auf Portfolio- oder Depotebene

    Wird auf Portfolio- oder Depotebene ausgewertet und das Kontrollkästchen "Historischer Einstand" auf der Registerkarte "Historische Werte" des Dialogfensters "Einlieferung" ist deaktiviert, dann gilt folgendes:

    Früher wurde in diesen Fällen als umgebuchter Wert, der für die Erfolgs- und Performanceberechnung verwendet wird, der Einstandskurs verwendet. Jetzt wird in diesen Fällen analog zu einer exogenen Einlieferung gerechnet.


    Edit: Text hinzugefügt 15:40


    Ich habe jetzt mal ein paar Transaktionen Depotumbuchungen probiert. Ich kann den Fehler nicht nachvollziehen.

    Könntest Du die Transaktionen mal aufführen (gekauft in Depot 1, umgebucht usw. über Portfolio oder Depot gebucht) mit den entsprechenden Werten - brauchen ja nicht die echten zu sein ;)

    Aber der Fehler muss dabei auftreten.


    Gruß Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    klar, mach ich gerne:


    Bei Deutsche Post (WKN 555200) gab es folgende Transaktionen (ohne Steuerberücksichtigung):


    26.05.2014 Ankauf 35 Stück 970,10 €
    28.05.2014 Dividende 0,80 €, davon 0,80 € steuerfrei, daher ebenfalls
    28.05.2014 kfm. Einstandswertkorrektur 0,80 €
    28.05.2015 Dividende 0,85 €, davon 0,85 € steuerfrei, daher ebenfalls
    28.05.2015 kfm. Einstandswertkorrektur 0,85 €
    19.05.2016 Dividende 0,85 €, davon 0,85 € steuerfrei, daher ebenfalls
    19.05.2016 kfm. Einstandswertkorrektur 0,85 €
    02.05.2017 Dividende 1,05 €, davon 1,05 € steuerfrei, daher ebenfalls
    02.05.2017 kfm. Einstandswertkorrektur 1,05 €
    08.02.2018 Depotumbuchung innerhalb eines Portfolios Kurs 27,72 €


    Im Portfolio Charting gibt es am 08.02.2018 einen Sprung vom Bestand 35 zum durchschnittlichen Einstandswert 27,72 € zu 24,17 €


    Bei Energiekontor (WKN 531350) gab es folgende Transaktionen (wieder ohne Steuerberücksichtigung):


    15.04.2014 Kauf 140 Stück 1.010,25 € incl. Gebühren
    29.05.2014 Dividende 0,50 €, davon 0,50 € steuerfrei, daher ebenfalls
    29.05.2014 kfm. Einstandswertkorrektur 0,50 €
    23.07.2014 Kauf 100 Stück 1.009,75 € incl. Gebühren
    22.05.2015 Dividende 0,60 €, davon 0,44 € steuerfrei, daher ebenfalls
    22.05.2015 kfm. Einstandswertkorrektur 0,44 €
    27.05.2016 Dividende 0,80 €
    31.03.2017 Teilverkauf 115 Stück 2.002,75 € incl. Gebühren
    28.09.2017 Kauf 130 Stück 2.015,34 €
    08.02.2018 Depotumbuchung innerhalb eines Portfolios Kurs 12,57 €


    Im Portfolio Charting bleibt es bei Bestand 255 zum durchschnittlichen Einstandswert 11,67 €


    Huch, wieso eigentlich nicht 12,57 €? Das müsste dann ja bedeuten, dass hier die Einstandswertkorrektur bereits beim Teilverkauf im März 2017 eingepreist wurde? Zu den Dividendenterminen ist jedenfalls keine Stufe in der grünen Linie und die beim Verkauf hab ich dem neuen Bestandsverhältnis zugeordnet - wobei sie dann ja eigentlich auch eher nach oben hätte gehen müssen :/


    Also so ganz nachvollziehen kann ich die Logik dahinter noch nicht, denn die grüne Linie soll mir doch eigentlich den Depotbestand darstellen. Wenn die sich bei Einstandswertkorrekturen verändert, suggeriert sie ja irgendwo einen zu hohen Gewinn, der im Fall eines Verkaufs zwar versteuert werden muss aber ja nicht nochmal (die Dividende wurde ja schon ausgezahlt) realisiert werden kann. Oder hab ich jetzt ein fettes Brett vorm Kopf? :wacko:

  • Also der Kurs für die Post scheint ja zu stimmen!

    970,10 / 10 = 27,717 - 0,80 - 0,85 - 0,85 - 1,05 = 24,167

    Im alten Depot war der Einstandskurs 27,72€. Bei der Umbuchung wurde dann der alte Einstandswert reduziert um die Dividenden als neuer Einstandswert eingebucht. Oder bin ich müde und verstehe miss.


    Die Energiekontor Aktie muss ich erst mal auf morgen zurückstellen, da werde ich mein Probierdepot bemühen.


    Edit Berechnung Energiekontor 21.02. 12:20:


    1010,25 / 140 = 7,216 - 0,50 = 6,716

    Einstandswert = 6,716 * 140 = 940,24 + 100 Kauf 1009,75 = 1949,99 / 240 = 8,125 (neuer Durchschnittskurs)

    8,125 - 0,44 = 7,685 (für die 240 Aktien)

    Verkauft 115 Aktien verbleiben 240 - 115 = 125 Aktien

    Einstandswert = 7,685 * 125 = 960,625 + 130 Kauf 2015,34 = 2975,965 / 255 = 11,67


    Das scheint ja auch zu stimmen :thumbsup:


    Gruß Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    ganz herzlichen Dank für deine Mühe! Die Berechnungen im Programm sind natürlich genau richtig, der Knackpunkt sind meine Buchungen: Die Dividenden hab ich ja bereits als steuerfrei gebucht, somit waren die zusätzlichen kfm. Einstandswertkorrekturen natürlich völliger Bockmist! Ich hab die jetzt alle storniert und nun passt auch die grüne Linie bei allen Werten wieder mit den tatsächlichen Kaufkursen zusammen :)


    Du fragst dich jetzt sicher, weshalb ich die Einstandswertkorrekturen überhaupt gebucht habe? Tja, weil ich mich von meiner Depotbank aufs Glatteis führen ließ, die die Werte nach jeder Dividende mit vermindertem Einstandswert weiterführte und auch die neue Bank jetzt die verminderten Einstandswerte abbildet. Wahrscheinlich bekommen die anders die nachträgliche Versteuerung der Dividende (erst beim Verkauf) nicht auf die Reihe. Aber vielleicht sollte ich bei einem Verkauf mal drauf bestehen, dass die mir dann auch den kompletten Gewinn - berechnet vom verminderten Einstandswert - auszahlen :evil:

  • Nicht übereilt handeln :) hatte ich schon mal 15. Dezember in "verminderter Einstandskurs" gepostet.


    Abgeschrieben bei Börse.de

    Im Körperschaftsteuergesetz, insbesondere § 27, ist geregelt, dass ein Unternehmen via steuerlichem Einlagenkonto Kapitalrücklagen bilden kann. Wenn diese Kapitalrücklagen aufgelöst werden, können sie als steuerfreie Dividende ausgeschüttet werden. Der Hintergrund ist dieser, dass es sich formal nicht um eine Ausschüttung aus dem operativen Gewinn (die zu versteuern ist) handelt, sondern um die Auflösung einer Kapitalrücklage. In dem Sinne handelt es sich um eine steuerfreie Dividende. In der Vergangenheit haben unter anderem die Deutsche Telekom und die Deutsche Post von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Für den Anleger ist die Ausschüttung einer solchen steuerfreien Dividende natürlich zunächst sehr erfreulich: Denn es gibt eine Gutschrift, die nicht versteuert werden muss.

    Doch es gibt hier auch einen Nachteil einer solchen steuerfreien Dividende: Die Ausschüttung selbst ist zwar steuerfrei, jedoch wird der Einstandskurs der Aktie um die Höhe der erhaltenen Ausschüttung gemindert. Das hat solange keine Auswirkungen, wie der Anleger diese Aktie im Depot behalt. Verkauft er bzw. sie diese Position jedoch, dann kann sich der gesunkene Einstandskurs negativ auswirken. Denn bei einem Gewinn mit dieser Position wird dieser noch vergrößert, da der Einstandskurs verringert wurde. Der Kursgewinn muss dann entsprechend höher besteuert werden.

  • Genau das meinte ich mit dem Satz: "Wahrscheinlich bekommen die anders die nachträgliche Versteuerung der Dividende (erst beim Verkauf) nicht auf die Reihe." ;)


    Dass beim Verkauf der um die Dividende erhöhte Gewinn versteuert werden muss, ist mir schon klar. Aber ich denke mal, dass mir die Bank trotzdem nur den tatsächlichen Gewinn auszahlen wird, auch wenn sie jetzt im Depot den steuerpflichtigen Gewinn ausweist.

  • Aber ich denke mal, dass mir die Bank trotzdem nur den tatsächlichen Gewinn auszahlen wird, auch wenn sie jetzt im Depot den steuerpflichtigen Gewinn ausweist.

    Die Bank zahlt dir den vollen Verkaufspreis aus - wenn Sie nur den Gewinn auszahlen würde, hättest du ein schlechtes Geschäft gemacht. Die Gewinnermittlung ist davon unabhängig!

    Wenn du eine Aktie für 100 Euro kaufst und für 110 verkaufst, zahlst du beim Kauf die 100 Euro an die Bank. Beim Verkauf überweist sie dir dann die 110 Euro. Für den Gewinn wird anders gerechnet - hier wird dann die steuerfreie Ausschüttung (gehen wir von 5 Euro aus) dem Verkaufsgewinn hinzugerechnet.

    Also im Endeffekt:

    Verkaufspreis 110 - Einkaufspreis 100 = vorläufiger Gewinn 10. Zusätzlich die Kaufpreisminderung von 5 ergibt einen Gewinn von 15, den die Bank als zu versteuern nimmt und darauf dann KESt und SolZ einbehält.