Berechnungsanfrage Depotverwaltung

  • Für meine Finanzen benutze ich derzeit noch eine andere Software, aber damit habe ich folgendes Problem mit der Depotverwaltung.

    Ein ganz einfaches Beispiel mit 2 Buchungen:

    Kauf von Wertpapieren Wert 1000€ 10 Anteile

    Thesaurierung mit Ant. Wert 100€ 1 Anteil

    Wie hoch ist bei "Mein Geld" dann der Gewinn bzw. die Rendite bei gleichem Kurs?

    Mein aktuelles Finanzprogramm rechnet da absolut unterschiedlich zu meiner Bank.


    Eine tagelange Diskussion in dem anderen Forum brachte keine Lösung.

    Es geht mir hier nicht um die ganzen Berechnungen, die sind ja recht komplex.

    Einfach nur den Gewinn in Betrag oder in %.


    Ich würde mich über eine positive und korrekte Antwort sehr freuen.

    Dann werde ich sicher meine Finanzen zum Jahresende umstellen.

    Gruß Rolf

  • Thesaurierung mit Ant. Wert 100€ 1 Anteil

    Thesaurierungen werden bei der KAG vorgenommen. Genau genommen kann man das so nicht in einer Depotverwaltung buchen.


    Begründung:

    Die KAG erhält Gewinne, Ausschüttungen oder was auch immer, zu einzelnen Werten innerhalb des Fondportfolios. Diese werden entsprechend der Fondvorgaben wieder angelegt. Hierfür werden einzelne Werte gekauft oder sie bleiben als Barrücklagen im Fondvermögen erhalten. Im Optimalfall erhält man als Besitzer von Fondanteilen eine Information wie viel pro Anteil thesauriert wurde.


    Betrachtet man hier den Fond selbst ist eine Ausschüttung meistens nur ein "linke Tasche - rechte Tasche" Ereignis. Zahlt ein Unternehmen Dividenden fällt in der Regel der Kurs der Aktie genau um den Wert der Ausschüttung. Die Ausschüttung landet wiederum auf dem Barkonto des Fonds. Der Wert des Fonds verändert sich somit erst einmal nicht. Die Wiederanlage ist im Prinzip auch wieder nur ein linke/rechte Tasche Ereignis. Der Fond kauft Anteile an Wertpapieren und um diesen Preis sinkt das Barvermögen. Am Wert des Fonds ändert ein solches Ereignis nichts.


    Aus Sicht eines Investors, der Anteile dieses Fonds hält ergibt sich eine andere Betrachtung. Er hat einfach nur X Anteile vom Fond für einen Wert X gekauft. Von den ganzen Wiederanlagen bekommt er erst einmal überhaupt nichts mit. Eine Information über die Höhe der Thesaurierung ist für ihn eher Informativ, da er es nirgends verbuchen kann. Der Gewinn und die Rendite ist erst einmal optisch identisch als hätte es nie eine Thesaurierung gegeben.

    Bei einer Thesaurierung bleibt die Anzahl der Anteile gleich. Es erhöht sich nur der Investierte Wert pro Anteil. So gesehen, wäre es schön, wenn man einen Kupon buchen könnte, der den Kaufkurs der betroffenen Anteil entsprechend erhöht. Das Problem bei einem solchen Kupon wäre aber das Valuta-Datum. Thesaurierungen finden innerhalb des Jahres statt aber man bekommt nur den Gesamtbetrag pro Jahr bekannt gegeben. Würde man also einen solchen Kupon buchen, würde dieser auch nur die ungefähre Rendite anzeigen.

  • Vielen Dank für die Erklärung.

    Aber die Thesaurierung ist mir schon klar.

    Mir geht es nur um den berechneten bzw. angezeigten Wert in "Mein Geld".

    Mein aktuelles Finanzprogramm gibt mir, bei dem Beispiel, den Gewinn mit 0% an.

    Meine Sparkasse aber mit 10%, was aus der Sicht des Anlegers eigentlich stimmt.

    Die Berechnungen sind schon unterschiedlich, warum auch immer,

    aber welchen Wert zeigt "Mein Geld".

  • Jetzt ist mir Deine Antwort auch klar geworden.

    Aber Deine Beschreibung bezieht sich auf Thesaurierung ohne neue Anteile.

    Bei einer Thesaurierung mit neuen Anteilen erhöhen sich die Anteile und damit auch der Gesamtwert.

    Der Fondwert bleibt dabei identisch.

    In mehreren Versuchen habe ich endlich die Testversion auf einem anderen Rechner installiert bekommen.

    Ich habe keine Möglichkeit gefunden, die Thesaurierung einzugeben.

    Anscheinend geht das bei MeinGeld auch nicht.

    Schade. Dann hat sich das auch erledigt.

  • Bei einer Thesaurierung mit neuen Anteilen erhöhen sich die Anteile und damit auch der Gesamtwert.

    Das ist keine Thesaurierung!

    Du musst hier genau darauf achten ob der Fond "ausschüttend" ist und eine Wiederanlage durch die Depotbank automatisch veranlagt wird oder ob der Fond "thesaurierend" ist. Das ist ein himmelweiter Unterschied.


    Ist der Fond ausschüttend und die Depotbank legt die Ausschüttung wieder neu an, dann lässt sich das in MeinGeld sehr einfach nach stellen.


    Die Ausschüttung wird auf das Verrechnungskonto gebucht. Die Wiederanlage wird dann wiederum im Depot angelegt und als Gegenbuchung im Verrechnungskonto angelegt.


    Mein aktuelles Finanzprogramm gibt mir, bei dem Beispiel, den Gewinn mit 0% an.

    Meine Sparkasse aber mit 10%, was aus der Sicht des Anlegers eigentlich stimmt.

    Das kann man so erst einmal nicht behaupten. Es ist eher eine Frage wie die Daten erfasst wurden.

    Ich nehme hierzu mal dein Beispiel von oben und konkretisiere es etwas mehr.


    Aktueller Depotstand:10 Anteile mit Kurs 100€ = 1000€

    Ausschüttung: 10€ pro Stück = 100€

    Wiederanlage: 1 Stück zu einem Kurs von 100€= 100€

    Neuer Depotstand: 11 Anteile zu 100€ = 1100€ = 0% Rendite


    Nun einmal richtig gerechnet.

    Kauf von 10 Anteilen zum Kurs von 99,09€ = 990,90€

    Ausschüttung 10€ pro Anteil = 100€

    Wiederanlage von 1 Anteil zu 100€

    Depotbestand: 11 Anteile

    aktueller Kurs 100€

    Depotwert neu 1100€


    Mittlerer Kaufkurs neu= (990,90+100)/11 = 99,17 €

    Kaufwert neu = 11*99,09=1090,90€

    aktueller Kurswert = 11*100=1100,00€

    Kursgewinn = 1100-1090,90 = 9,10€

    Gesamtgewinn = 9,10+100 = 109,10€

    Gewinn % = 109,10/1090,90*100=10%


    In MeinGeld wird der erste Kauf genau so erfasst, wie es auch in der Abrechnung steht. Für diese Teile erfasst man dann einen Kupon über die Ausschüttung. In diesem Fall 10€ pro 1 Stück für eine Gesamtstückzahl von 10. Die Wiederanlage verbucht man dann wie einen ganz normalen Kauf von einem Anteil zu genau den Konditionen, wie sie auch in der Abrechnung aufgeführt sind und schon rechnet auch MeinGeld genau so, wie es richtig ist.

    3 Mal editiert, zuletzt von urvater () aus folgendem Grund: Renditeberechnung auf richtige Werte korrigiert. Bin irgend wie in den Zeilen verrutscht. Kursgewinn war noch falsch. Jetzt alles korrekt

  • Hier noch einmal alles etwas besser beschrieben.

    Die Depotrendite berechnet sich wie folgt: ("aktueller Depotwert"-"Einstandswert"-"Zuzahlungen"+"Auszahlungen")/(Einstandswert+Zuzahlungen)


    Einstandswert

    10 Stück zum Kurs von 99,09€ = 990,90€

    Auszahlungen

    10 Stück a 10€ = 100€

    Einzahlungen

    1 Stück zum Kurs von 100€

    aktueller Depotwert

    11 Stück zu 100 € = 1100€

    Ergibt (1100-990,90-100+100)/(990,90+100)=10,00092%


    Deine Depotbank kann dir aber auch einfach nur die Ausschüttungsrendite bei einem Kurs von 100€ anzeigen.

    In diesem Fall hättest du 100€ bei einem Depotwert von 1000€ erhalten. Das ergibt genau 10%.


    Wenn du die ersten 10 Anteile aber auch für 100€ gekauft hast, dann ist deine aktuelle Depotrendite bei einem Kurs von 100€ Stück und einer Ausschüttung und Wiederanlage von 100€ nur 9,09091%.

  • Jetzt hole ich einmal meine Glaskugel heraus. Ich vermute bei deinen Angaben spontan, dass es sich bei deinem Depot um ein Deka Depot handelt, welches du mit dem Abschluss eines Fond- oder Aktiensparplans erhalten hast. Wenn ich mit meiner Vermutung recht habe, dann kann man das so zwar auch in einer Finanzsoftware abbilden, allerdings ist dort dann die Auswertung etwas anders.


    Ein Depot wird in einer Finanzsoftware anders behandelt als es ein Unternehmen macht, dass hier lediglich Aktien- oder Fondsparpläne anbietet. Letztere behandeln ein Depot immer im Zusammenhang mit dem internen Verrechnungskonto, was dem Sparer meistens nicht bekannt ist. In diesem Fall ist die Renditeberechnung etwas anders. Hier werden Ausschüttungen als Zinsen ins Verrechnungskonto gebucht. Nimmt man nun die Wertentwicklung von Depot und Verrechnungskonto zusammen, kommt man auch auf 10% Rendite, wenn sich der Kurs der Anlage zwischen ursprünglichen Kauf, Ausschüttung, Neuanlage und Endwert nicht ändern würde.

  • Super. Ganz herzlichen Dank.

    Das muss ich mir erstmal ausdrucken und in Ruhe durcharbeiten.

    Du hast schon recht, es handelt sich um ein Deka-Depot.

    Daß die Sparkassen anders rechnen, als die Finanzprogramme habe ich auch schon gemerkt.

    Da ich langjähriger Programmierer war, aber leider wenig kaufmännische Erfahrungen habe, gehe ich der Sache gerne bis auf den Grund.

    Analysieren ist mein zweites Hobby.

    Ich habe ja viel Zeit (bin Rentner) und zum Lernen ist es nie zu spät.

    Ich versuche eben nachzuvollziehen, wie die Banken und die Finanzprogramme rechnen.


    Bei Deiner ausführlichen Beschreibung ist das für mich fast ein Studium.

    Dafür werde ich sicher Tage benötigen.


    Nochmals vielen Dank.

  • Bei Deiner ausführlichen Beschreibung ist das für mich fast ein Studium.

    Eigentlich ist es gar nicht so kompliziert.

    Wichtig ist nur, dass man die unterschiedlichen Kontotypen und deren Funktionsweise nicht durcheinander bringt. Auf ein Depot kann man nun einmal kein Bargeld einzahlen, dafür aber eine unbestimmte Anzahl an Wertpapieren zu einem bestimmten Kaufkurs hinterlegen. Aus diesem Grund benötigt man eben immer ein Verrechnungskonto zu einem Depot, von dem aus die Käufe abgehen und Ausschüttungen eingehen.

    Die Sparkassen "verstecken" dieses Konto vor dem Sparer und zeigen ihm so die Rendite seiner tatsächlichen Einzahlungen ein. Für einen Sparer ist das eigentlich gut, da er so seine Investition mit einem Sparkonto oder Sparbrief vergleichen kann.