WISO Kaufmann unter LINUX

  • Läuft WISO Kaufmann (bzw. WISO Software allgemein) eigentlich auch unter LINUX oder zumindest unter Wine.


    Schön wäre es, wenn sich endlich mal jemand die Mühe machen würde, eine richtige LINUX-Lösung für Klein-und Mittelbetriebe aufzulegen. Die Lösung, Software unter Wine laufen zu lassen ist ja eigentlich nur eine Krücke und kann nicht die endgültige Lösung sein


    Es gibt viele Betriebe, die sich einfach die teueren Lizenzkosten eines Windows-Systems sparen würden und auch nicht das Geld für eine teuere ERP-Lösung ausgeben können (fängt ja bekanntlich bei ca. 3.000,00 € pro Arbeitsplatz an). Buhl / WISO könnte hier einen gewaltigen Beitrag leisten, um auch LINUX in Klein-und Mittelbetrieben zum Durchbruch zu verhelfen.


    Ich wäre jederzeit bereit, an der Umsetzung für eine reine LINUX-Software aktiv mit zu arbeiten.


    Wer in dieser Richtung ähnlich denkt wie ich, kann gerne per EMail Kontakt mit mir aufnehmen.


    EMail-Adresse: <!-- e --><a href="mailto:rier@dr-consult.net">rier@dr-consult.net</a><!-- e -->

  • Hallo DR_CONSULT,


    dies ist nun der dritte Anlauf dir eine konkrete Antwort zu geben und ich muss mich immer zurückhalten nicht polemisch zu werden. :wink: Nicht wegen dir oder der Frage, doch aber wegen des Themas, das täglich tausendfach in Foren und Newsgroups diskutiert wird.


    Es gibt einige Gründe und über diese läßt sich einzeln sicherlich diskutieren, doch die Gesamtheit der Gründe macht eine Umsetzung schwierig.


    Zum einen ist da die einfach Frage, die sich jedes Unternehmen stellen muss, nach dem Kosten-Nutzen-Faktor. Welche Kosten habe ich und welche Gewinne sind zu erwarten. Dies ist der Hauptgrund für die bisher fehlende Umsetzung kaufmännischer Software auf das System Linux.


    Das Standardgegenargument hierzu ist aber: es gibt so viele Leute, die dann ganz auf Linux umsteigen würden und sicherlich sehr viele Käufer einer solchen Umsetzung. Diese Gegenargument stelle ich nun aber einmal, aufgrund meiner ganz persönlichen Sichtweise, in Zweifel. Viele Linux-Geeks setzen auf Open Source und Freeware und es ist zweifelhaft, ob die plötzlich zahlende Kundschaft werden. Weiterhin bezweifele ich den Umstieg vieler Windows-Nutzer auf Linux.


    Zum anderen ist da schlicht und einfach die Schwierigkeit (und damit verbunden auch hohe Kosten) einer Umsetzung. Kaum eine Software ist aus einem Guss und es werden immer wieder Tools und Bestandteile anderer Hersteller lizensiert und verwendet. (In Bezug auf Kaufmann und Büro komplett ist dies zum Beispiel der Formulargestalter von List&Label.) Man muss somit entweder alle lizensierten Bestandteile selber neu entwickeln (enorme Zusatzkosten) oder die anderen Hersteller ebenfalls dazu bekommen auf Linux umzuschwenken. (Ich weiß, Crosscompiling ist seit geraumer Zeit möglich.) Oder man verzichtet auf solche Features, was aber der Software sicherlich nicht gut tut.


    Gegenargumente hier: Crosscompiling (kompilieren = Übersetzen eines in einer Quellsprache geschriebenen Programmcodes in ein äquivalantes Programm einer Zielsprache.) ist auch ohne großen Aufwand durch parallele Entwicklung möglich.


    Ein weiterer Grund, der einer schnellen Umsetzung widerspricht sind nicht zuletzt die offiziellen Stellen. Seit Januar sind UStVA, Lohnsteuerbescheinigungen u. a. elektronisch unter Verwendung der ElStEr Schnittstelle an die Finanzämter zu übertragen. ElStEr gibt es derzeit, soweit mir bisher bekannt, nur als Windowsversion. (siehe auch http://www.elster.de
    Ähnlich sieht es auch mit der ITSG http://www.itsg.de aus. Soweit ich weiß, gibt es hier ebenfalls nur Windowsversionen.


    Gegenargument: Wenn mehr Hersteller auf Linux setzen würden, müssten die offiziellen Stellen reagieren.



    Alles in allem kann man diese Diskussion hauf diese Weise noch lange führen, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Ich sehe jedoch aufgrund der mir vorliegenden Informationen schlicht und einfach die mangelnde Gewinnmöglichkeit (verbunden mit zu hohen Kosten) als Ursache einer bisher nicht vorhandenen Linuxumsetzung. Wenn die Unternehmen reele Gewinnchancen für ein solches Produkt sehen, bin ich mir sicher, dass sehr schnell eine Umsetzung erfolgen wird. Bisher sind noch immer Marktnischen besetzt worden, wenn Gewinne zu erzielen sind. Doch sehe ich diese Möglichkeit erst dann, wenn ein Ruck durch die Softwarebranche Richtung Linux geht. Und zwar gesamt. Derzeit ist dieser noch nicht da.


    Es ist eben nicht leicht, einen bestehenden Standard zu stürzen, egal ob dieser nun gut oder weniger gut ist. :) Ich hoffe, ich konnte einigermaßen deutlich machen, welche Gründe meiner Meinung nach an einer fehlenden Umsetzung schuld sind, ohne zu polemisch zu sein oder irrational zu werden. Was deine Frage nach Erfahrungen mit Wine angeht, so muss ich diese leider auslassen, weil mir dort keine Erfahrungen vorliegen. Wenn ich zeitlich dazu komme, probiere ich dies aber mal aus.

    "Wenn du im Recht bist, kannst du dir leisten, die Ruhe zu bewahren und wenn du im Unrecht bist, kannst du dir nicht leisten, sie zu verlieren. " Mahatma Ghandi

  • Hallo und vielen Dank für die Antwort,


    ich will an dieser Stelle nicht groß gegen argumentieren. Bei Leuten, die relativ festgefahren sind, hilft dies bekanntlich ja auch nicht.
    Zu Deiner Information bezüglich Elster. Es gibt mittlerweile selbstverständlich auch Elster-Module, die für Linux entwickelt wurden, bzw. in Java oder in Python geschrieben sind und somit von der Plattform unabhängig sind.


    Dies wäre ja zum Beispiel mal ein Gedankenansatz für die zukünftige Softwareentwicklung.


    Nun - es bleibt wohl nichts anderes übrig, als doch eine eigene Lösung zu entwickeln, bzw. auf derzeitigen ERP OpenSource-Lösungen aufzusetzen und diese mit weiter zu entwickeln.


    Es kann Euch durchaus passieren, daß Ihr irgendwann den Markt verpennt habt. Wenn alle Software-Entwickler Linux-Software stricken, braucht Ihr nicht auch noch anfangen, dann bleibt besser bei Windows.


    Aus meiner Sicht (als Unternehmensberater, der täglich bei Kunden im IT-Bereich unterwegs ist) weiß ich, dass insbesondere kleine Unternehmen sowas von sauer auf Microsoft sind, weil man Ihnen permanent richtig Kohle mit Software-Lizenzen für Betriebssystem und Office-Lösungen aus der Tasche zieht. Insbesondere in flauen Zeiten überlegt man sich halt, ob man z. B. von einem funktionierenden Betriebssystem Windows NT auf ein Windows XXXX - Server umsteigt, weil Microsoft hierfür einfach keinen Support mehr liefert.


    Industriekunden steigen insbesondere im Automatisierungsbereich sehr gerne auf LINUX um, weil hier eben gewisse Kontinuität verhanden ist (10- Jahres-Zyklus).


    Aber - wie gesagt, es liegt mir fern, Euch bekehren zu wollen. Macht einfach brav weiter.


    Mit (inter-)nettem Gruß


    Dieter Rier
    DR-CONSULT