Keine Einkommensteuererklärung abgegeben, obwohl Erklärungspflicht bestand

    • Offizieller Beitrag

    Der Arbeitgeber hat eine Änderungskündigung ausgesprochen. Der Sitz der Firma wurde verlegt und die Leute, die nicht mit an den neuen Standort gehen konnten/wollten, bekamen halt diese Art Schmerzensgeld. Ich war dort 5,5 Jahre beschäftigt und erhielt für jedes Jahr ein halbes Gehalt an Abfindung.

    Spricht schon einmal gegen die Anwendung der ermäßigten Besteuerung nach § 34 EStG und zutreffendem Eintrag in Zeile 19 der Lohnsteuerbescheinigung. Zudem müsste für eine ermäßigte Besteuerung des Abfindungsbetrags, die Abfindung höher sein als der bis Jahresende zustehende reguläre Arbeitslohn im Falle des unveränderten Fortbestehens des Arbeitsverhältnisses. Das scheint bei der Höhe auch nicht zwingend erfüllt.

  • So, hier mein abendlicher Report. ;) Weiß zwar nicht, ob das überhaupt noch jemanden interessiert, aber ich denke mir, vielleicht ist es gut, ein angefangenes Thema auch zu Ende zu bringen. Kann ja mal für jemanden nützlich sein.


    Heute bin ich schon etwas ruhiger gewesen. Den Einspruch wollte ich ja auf jeden Fall angehen; hatte mich aber gedanklich für den schlimmsten Fall bereits irgendwie mit dieser hohen Nachzahlung abgefunden.


    Obwohl ich mich erst morgen mit der ganzen Materie intensiver auseinandersetzen wollte, kreisten natürlich auch heute das ein oder andere Mal meine Gedanken um das Thema. Und mit etwas Abstand brachten mich verschiedene Überlegungen dazu, tatsächlich an der Berechnung des Finanzamts zu zweifeln.

    • Lt. Webrecherche wird sogar einfachsten Steuerprogrammen größtenteils korrekte Berechnung attestiert. Es ist deshalb irgendwo unlogisch, dass sie schon bei einer relativ einfachen Konstellation versagen.
    • Mit der Nachzahlung und der bereits geleisteten Steuer auf die Abfindung würde die zusätzliche Zuwendung nahezu pulverisiert. Das KANN einfach nicht fair und beabsichtigt sein.
    • Ich habe einen Brutto-/Nettorechner bemüht und einfach mal den gesamten Bruttoverdienst (inkl. Abfindung) des Jahres 2013 eingegeben. Die so ermittelte Einkommenssteuer lag etwa in Höhe der von WISO errechneten Steuer.


    Hinzu kam, dass ich zu meiner Verblüffung lesen musste, dass bis zu 2/3 aller Einsprüche Erfolg hätten, weil sich die Finanzämter sehr oft verrechnen bzw. Dinge falsch bewerten. Das hätte ich nun absolut nicht gedacht.



    Ich hatte ja schon geschrieben, dass der Grundtarifbetrag krass abweicht zwischen WISO und Finanzamt. Jetzt hab ich mir grad mal alles angesehen und wisst ihr was: Ich denke, ich werde keine Probleme beim Einspruch haben. Denn so wie ich das sehe, hat das Finanzamt folgenden Fehler gemacht: Bei der 19. heißt es ja „Entschädigungen / Arbeitslohn für mehrere Kalenderjahre (in 3. enthalten)“. Und in 3. steht „Bruttoarbeitslohn“. Dort habe ich natürlich das letzte Gehalt aus 2013 PLUS die Abfindung eingetragen. Schließlich hieß es ja bei 19: in 3. enthalten. Das Finanzamt hat aber nochmal die Abfindung dazu addiert! Ist ja logisch, dass ich dann auch wesentlich mehr Steuern hätte zahlen müssen.


    Werd mir morgen alles nochmal in Ruhe durchsehen, aber das dürfte wohl die Ursache des Übels sein. Mir fiele echt ein Stein vom Herzen, denn die Begründung des Einspruchs wäre sogar für mich super leicht.



    Okay … ich bleib jetzt hier erstmal weg und melde mich wieder, wenn alles abschließend geklärt ist. Möchte nochmal allgemein Danke für eure Unterstützung sagen, aber insbesondere miwe für seine Ratschläge und Geduld danken. Auch wenn ich zunächst gar nicht daran dachte, dass ich eine Chance gegen den Bescheid hätte, hat er mir etwas Hoffnung zurückgegeben. Eine Hoffnung, die sich nun als nicht unbegründet herausstellt.


    Außerdem möchte ich mich entschuldigen, dass ich sofort auf der Software rumgehackt habe, ohne überhaupt eine Ahnung von irgendwas zu haben. Es lag einfach daran, dass ich nicht erwartet hätte, dass das Finanzamt einen solchen Fehler macht. Sorry WISO!

  • Kleine Zwischenmeldung: Der Bescheid zur Steuererklärung 2014 ist heute angekommen. Der Erstattungsbetrag stimmt auf Heller und Pfennig mit dem der Software überein! :mega freu: Zu 2013 gibt's allerdings noch nichts Neues ... :rolleyes:

  • Ja ... ich melde mich auch nochmal. Tut mir leid, dass es so lang gedauert hat. Es war einiges los bei mir in den letzten Wochen, deshalb war der Thread hier ein bisschen in den Hintergrund gerückt. Aber nun möchte ich euch doch noch über den versprochenen Ausgang informieren.


    Zitat

    ... da Du ja bestimmt einen Antrag auf Aussetzung der Vollziehung gestellt hast ...


    Nein, das hatte ich nicht, da ich hoffte, sie würden es innerhalb der Frist (ca. 4 Wochen) prüfen und korrigieren können. Tja ... Fälligkeit war am 20. März und ab 13. war ich unterwegs. Da ich bis dahin nichts gehört hatte, habe ich dann am 12. die Forderung erstmal ausgeglichen, um zusätzlichen Mahnkosten zu entgehen. Tja, nach meiner Rückkehr am 22. März fand ich dann den neuen Steuerbescheid vor, der genau mit dem von der Software ermittelten Erstattungsbetrag endete! :D Meine Freude könnt ihr bestimmt nachvollziehen.


    Okay ... ich denke, die Berechnung unter Berücksichtigung der Fünftelregelung ist nicht korrekt gewesen, so wie es ja miwe4 schon weiter oben schrieb:


    Zitat

    Zudem müsste für eine ermäßigte Besteuerung des Abfindungsbetrags, die Abfindung höher sein als der bis Jahresende zustehende reguläre Arbeitslohn im Falle des unveränderten Fortbestehens des Arbeitsverhältnisses. Das scheint bei der Höhe auch nicht zwingend erfüllt.


    Aber da sowohl das Programm (was anscheinend immer mit der Fünftelregel rechnet) als auch das Finanzamt diese trotzdem angewandt haben, soll es mir egal sein. Ich nehm es dann mal als eine Art Schmerzensgeld. 8) Die Rückerstattung der zuvor überwiesenen Forderung ging übrigens sehr schnell. Ob das immer so ist oder an meinem Fax lag, vermag ich dabei nicht zu sagen.


    Lasst euch nochmal drücken, dass ihr mir damals so zugeredet habt. Ich weiß nicht, wie das Ganze sonst geendet hätte, weil ich doch ob der hohen Nachzahlung ziemlich kopflos umhergerannt bin. Meine erste Steuererklärung und dann so etwas. Puh ... aber ist ja alles gutgegangen. DANKE, LEUTE!!

  • Zitat

    ... und zeigt, daß es sich eigentlich immer lohnt, etwas tiefer in die Materie einzudringen ...


    DAS kann ich absolut unterschreiben. Und zwar generell für alles um das Thema Finanzen! Ein Thema, um das ich mir so gut wie keine Gedanken gemacht habe bis letztes Jahr. Das Geld reichte halt nicht, was sollte ich mir da auch noch extra Gedanken drüber machen. :D Irgendwie kam ich so halbwegs über die Runden. Es war allerdings mehr ein Tanz auf dem Vulkan. Wäre irgendwas passiert, wozu ich eine größere Menge Geld benötigt hätte, wäre ich echt am A**** gewesen.


    Nun habe ich mir aber vorgenommen, mich mehr zu kümmern und nicht so in den Tag zu leben frei nach dem Motto " ... wird schon gut gehen." Zeit wird's mit 53. :whistling: Und so führe ich seit 2015 ein Haushaltsbuch/Kontenverwaltung und habe dadurch schon einige Einsparungen realisieren können. Mehr Glück als Verstand hatte ich mit den Kreditbearbeitungskosten (immerhin knapp 1.000 EUR). Glaubt es oder glaubt es nicht: An Silvester (!) las ich zufällig, dass es 2014 ein Urteil gab, dass diese für unzulässig erklärt und man auch rückwirkend eine Erstattung erreichen kann. Nur: für meinen Vertrag setzte an Neujahr (!) die Verjährung ein. Hab dann schnell gefaxt und Briefe geschrieben usw.. und im Mai hat man mir tatsächlich den Betrag überwiesen! Okay ... es war auch wohl viel Kulanz seitens der Bank dabei, denn wenn sie sich stur gestellt hätten, wäre ich leer ausgegangen. Immerhin hatte ich nicht rechtzeitig die Aufhebung der Verjährungsfrist beantragt. Dennoch ... zu früheren Zeiten sind mir solche Dinge durch die Lappen gegangen, weil ich mich null damit beschäftigt habe.


    Verdrängung von unangenehmen Dingen ist keine Lösung! Wenn man sich der Thematik stellt, kann man anfangen, zu handeln und so manches stellt sich als gar nicht so schlimm bzw. handlebar raus.


    Sorry, dass ich so abgeschweift bin. Das gehörte ja eigentlich gar nicht in diesen Thread. Es war mir aber ein Bedürfnis, das noch zu erwähnen. Vielleicht ist es ja nützlich für den ein oder anderen Leser.