24. Januar 2023

Heut Abend wirds später

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Für viele Arbeitnehmer gehört es zum Arbeitsalltag, auch mal länger zu bleiben: 2021 haben die Deutschen rund 1,31 Milliarden Überstunden geleistet – mindestens jede zweite davon unbezahlt. Nach einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts (BAG) müssen Firmen jetzt die Arbeitszeiten ihrer Mitarbeiter systematisch erfassen, wie schon 2019 vom Europäischen Gerichtshof festgelegt worden ist. Was bedeutet das in der Praxis? Müssen Überstunden bezahlt werden und in welchen Fällen darf man den finanziellen Ausgleich ablehnen?

Arbeiten Sie auch mal eine Stunde länger am Schreibtisch oder in der Werkshalle, wenn ein Auftrag fertig werden muss? Dann sind Sie kein Einzelfall. Dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zufolge hat im Gesamtjahr 2021 jeder Beschäftigte im Schnitt 31,9 Überstunden geleistet, mehr als jede zweite davon unbezahlt. Insgesamt haben die Deutschen in diesem Jahr rund 1,31 Milliarden Überstunden geleistet, davon 713 Millionen unbezahlt. Und im ersten Halbjahr 2022 waren es nach ersten Schätzungen 15,8 Überstunden pro Arbeitnehmer. Die Beschäftigten machten 654 Millionen Überstunden – ebenfalls mehr als jede zweite unbezahlt.

Das IAB beobachtet einen langfristigen Trend zu weniger bezahlten und mehr abgefeierten Überstunden, also mehr Extrastunden, die auf Arbeitszeitkonten fließen, über die sie später wieder ausgeglichen werden können. Die Gründe: Erstens gebe es einen Rückgang bei den Arbeitern, für die bezahlte Überstunden traditionell eine höhere Bedeutung hätten, während die Gruppe der Angestellten zugenommen habe, die weniger bezahlte Überstunden leisteten. Zweitens bestehe ein enger Zusammenhang zwischen der steigenden Bedeutung von in Freizeit ausgeglichenen Überstunden und der zunehmenden Verbreitung von Instrumenten zur Flexibilisierung der Arbeitszeit, wie dem mobilen Arbeiten und Arbeitszeitkonten. Und drittens hätten die Betriebe auf eine schwächere Nachfrage infolge der Corona-Krise mit einer Reduktion der Überstunden reagiert.

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Christina Anastassiou arbeitet seit 2003 als freie Journalistin mit einem Schwerpunkt auf Finanz- und Wirtschaftsthemen. Die Diplombiologin mit dem Zusatzfach Betriebswirtschaftslehre schreibt über Geldanlagen, Finanzierung und mittelständische Unternehmen. Außerdem interessiert sie sich sehr für Gesundheit, Medizin und andere Verbraucherthemen.