9. August 2023

Ist Stromsparen schon selbstverständlich?

Verbraucher sparen überall Energie, ob bei Strom, Gas oder Fernwärme. Der Stromverbrauch der Privathaushalte zum Beispiel sank laut Mieterzeitung 3/2023 im Jahr 2022 erstmals um 8,3 Prozent. Ob sich dies 2023 zu einem nachhaltigen Trend entwickelt, bleibt abzuwarten. Und trotzdem besteht bundesweit ein riesiger Energiebedarf. Investitionen, zum Beispiel in die Off-Shore-Stromerzeugung auf Nord- und Ostsee sind nicht nur deshalb notwendig, sondern auch, weil eine Abkehr von fossilen und nuklearen Energiequellen immer mehr voranschreitet.

Viele Verbraucher verhalten sich aus Klimaschutzgründen, also aus Überzeugung, energiesparend. Trotzdem muss man davon ausgehen, dass der zu Beginn dieses Jahres einsetzende, zum Teil auch überzogene Anstieg bei Abschlagszahlungen für Strom, Gas und Fernwärme so stark wie nie auf das Nutzerverhalten einwirkt. Ich war erstaunt als ich Ende 2022 meine Heizkostenverteiler ablas und rund 20 Prozent weniger Verbrauchseinheiten notieren konnte. Verbunden mit der Mitteilung meiner Wohnungsgesellschaft, dass die Preise für Heizung und Warmwasser bis 2024 stabil bleiben, tendiere ich trotzdem nicht zu Freudensprüngen, sondern versuche, weitere Möglichkeiten für Einsparungen aufzuspüren, zum Beispiel beim Strom- und Wasserverbrauch. Dabei habe ich in den letzten Jahren vielen Ratsuchenden Tipps für effiziente Nutzung der Heizung und der Elektrogeräte geben können.

Das allein genügt aber nicht. Voraussetzung fürs Sparen ist die aktuelle Kenntnis des eigenen Verbrauchs. Dafür gibt es für alle Medien Messgeräte, die nicht nur zum Jahresende abgelesen werden sollten. Wer zweifelt, ob das, was ihm in Rechnung gestellt wird, wirklich verbraucht wurde, sollte mal für eine gewisse Zeit seinen Tages- oder Wochenverbrauch ermitteln. Dann bekommt man ein Gefühl für das eigene Verhalten und wird kaum noch sagen können: „Das kann doch gar nicht sein, die haben falsch abgelesen!“. Viele der Hinweise zur Senkung des Verbrauchs sind altbekannt. Natürlich ist eine neue Kühl- und Gefriereinheit effizienter als das alte Gerät. Diese ECO-Geräte sind in der Anschaffung aber recht teuer und es braucht einige Jahre, bis sich diese Investition rechnet. Also nicht vorschnell einen Austausch vornehmen. Mein Energiereferent gab mir eine Faustregel in die Hand: Erst wenn das Gerät anfällig für Mängel wird und eine Reparatur wirtschaftlich nicht mehr vertretbar ist, dann schau nach einem neuen Energiesparmodell.

Dr. Jürgen Fischer kommt aus der DMB-Mieterbewegung. Schwerpunkte des Juristen sind Mietrecht und Energie, speziell das Thema Heizkosten. Von 2003 bis 2021 hat er die Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern in Rostock geschäftsführend geleitet.