21. Dezember 2022

Neue Leitung, hohe Kosten?

Es herrscht Buddelstimmung in Deutschland. Kleine Bagger graben vielerorts schmale Gräben auf. Der Glasfaserausbau ist in vielen Gemeinden und Städten schon im Bau oder zumindest geplant. Doch soll man seine Wohnung oder sein Haus an das Glasfasernetz anschließen lassen? Die Antwort darauf lautet Ja. Aber Vorsicht: Die Verkäufer und Vermarkter der superschnellen Leitungen erzählen viel und versprechen noch mehr. Günstig sind die Tarife zwar nicht, aber aus mindestens einem Grund lohnt es sich.

Zunächst einmal sollte man sich erkundigen, zu welchen Konditionen ausgebaut wird. In einigen Fällen, zum Beispiel bei einem Ausbau mit Förderung durch Land oder Bund, kommt der Anschluss kostenlos in den Keller – ohne weitere Verpflichtungen. Allerdings ist dies nicht die Regel. Im sogenannten eigenwirtschaftlichen Ausbau haben die Glasfaseranbieter folgendes Geschäftsmodell: Die Kosten für die Tiefbauarbeiten und den Anschluss im Keller werden vom Anbieter übernommen, wenn man einen Zweijahresvertrag für die Internet- und Telefonnutzung abschließt. Die Verbraucherzentrale rät zu einem billigen Tarif. Für die meisten Haushalte sind 100 Mbit/s derzeit (noch) vollkommen ausreichend. Die meisten angebotenen Zusatzoptionen in den Verträgen sind unnötig.

Auch in Sachen Router gilt: Meist kann der vorhandene Router weiterverwendet werden. Und falls nicht, rechnet es sich eher, einen neuen Router zu kaufen, statt ihn jahrelang beim Anbieter zu mieten. Steht der Ausbau dann vor der Tür, erfolgt zunächst eine Ortsbegehung mit dem Anbieter. Dabei werden der Leitungsweg und die Lage des sogenannten Glasfaserabschlusspunktes im Keller oder in der Wohnung festgelegt. In der Regel gibt es dazu ein Begehungsprotokoll. Später erfolgt das eigentliche Buddeln. Die Glasfaserleitung wird ins Haus gelegt. Seien Sie neugierig wie ein Kind auf der Baustelle, wenn die Arbeiten im Gange sind. Fotografieren Sie ruhig die Baugrube. Falls es zu Bauschäden kommt, haben Sie später Beweisfotos für die Reklamation. Liegt die Glasfaserleitung dann im Haus, muss sie aber erst noch geschaltet werden. Dies dauert auch wieder einige Wochen bis Monate. Ab dann können Sie über Glasfaser surfen.

Aber was tun, wenn der Glasfaseranbieter im Monat 10 bis teilweise 50 Euro teurer ist als der herkömmliche Anschluss per VDSL oder Kabel? Nach zwei Jahren Mindestvertragslaufzeit können Sie wieder zu anderen Infrastrukturen zurück wechseln. Der Glasfaseranschluss ist und bleibt aber im Haus. Und das ist das eigentlich Wichtige.

Michael Gundall ist Ingenieur für Medientechnik und bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz im Fachbereich Digitales und Verbraucherrecht tätig. Er berät unter anderem zu den Themen Internet, Glasfaser, Fernsehtechnik.