19. April 2023

Was ist der Haushaltsführungsschaden?

Wer seine Rechte einfordern will, sollte sie erstmal genau kennen. Geschädigte haben zwar einen Anspruch auf umfangreichen Schadensersatz und Schmerzensgeld, doch die gegnerische Versicherung wird einem nicht unter die Nase reiben, was sie als alles zahlen müsste. So entsteht ein eher unbekannter Schadensersatzanspruch nach einem Verkehrsunfall: der Haushaltsführungsschaden.

Dieser Schaden wird ersetzt, wenn man nach einem Unfall notwendige Haushaltstätigkeiten nicht erledigen kann. Der Anspruch kann aus einem Verkehrsunfall entstehen sowie aus allen personenschädigenden Unfällen, etwa wegen eines Hundebisses. Wer unverschuldet durch einen Unfall geschädigt wurde, lässt sich in aller Regel ein Attest ausstellen, um die Vorgesetzten über die häusliche Genesung zu informieren. Damit pausiert zwar die Pflicht, arbeiten zu gehen, aber wer erledigt die Aufgaben im Haushalt? Waschen, Putzen, Reparaturen, Betreuung von Familienmitgliedern, Versorgen der Haus- oder Hoftiere sowie Einkaufen und Kochen gehören zum Alltag – schwierig mit gebrochenem Fuß oder Arm.

Da der Haushaltsführungsschaden bei der Kfz-Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers angemeldet werden muss, überrascht es kaum, dass über den Anspruch nicht aufgeklärt wird. Die Unwissenheit des Unfallopfers schützt vor etwaigen Schadensersatzforderungen. Diese können in Form einer Kostenerstattung für eine Haushaltshilfe oder als Geldbetrag für einen fiktiven Schaden erfolgen. Für die Berechnung gibt es unterschiedliche Modelle, die sich an den vermeintlichen Kosten einer Haushaltshilfe orientieren. Auch wenn Familie oder Freunde helfen, geht man nicht leer aus.

Interessant ist, dass es für Haustiere noch keine einheitliche Auslegung gibt. Ob eine Vernachlässigung der tierischen Freunde eine „ersatzfähige Position“ im Haushaltsführungsschaden darstellt, wird meist am Einzelfall entschieden. Gerichte verneinten bisher einen Anspruch, wenn Tiere primär der Liebhaberei oder dem Vergnügen dienen. Andererseits können zum Beispiel Wachhunde oder Nutztiere erstattungsfähig sein.

Anwälte können aufklären, welche Ansprüche, in welcher Höhe man geltend machen kann. Bei Unfallopfern gehören die Kosten der anwaltlichen Beratung und Vertretung ebenfalls zum Schadensersatz. Der Suchdienst anwaltauskunft.de des Deutschen Anwaltvereins (DAV) bietet eine schnelle Kontaktaufnahme zu Rechtsbeistand in der Nähe, um einzufordern, was Betroffenen zusteht.

Swen Walentowski, Rechtsanwalt, ist Redaktionsleiter und Sprecher von anwaltauskunft.de, das Rechtsportal des Deutschen Anwaltvereins. Das Portal richtet sich an Verbraucher und bietet Informationen und Tipps zu rechtlichen Alltagsfragen.