Bonitätsprüfung kostet. Gegen Zahlungsausfall gibt es noch weitere Mittel.

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Bonitätsprüfung kostet. Gegen Zahlungsausfall gibt es noch weitere Mittel.

„Bonität prüfen!“ lautet ein Standard-Ratschlag aus Gründerleitfäden. Doch nicht für jedes Unternehmen macht das Einholen von Bonitätsinformationen Sinn. Ohnehin sind solche Dienste nur ein Element im Kampf gegen Zahlungsverzögerung und Zahlungsausfälle. Und recherchieren kann man zunächst einmal selbst, ohne dass es einen viel kostet.

Teuer und ärgerlich: Keine oder verzögerte Zahlung

Eins ist sicher: Kein Unternehmer wünscht sich Kunden, die ihre Rechnung nicht, nicht komplett oder nicht rechtzeitig bezahlen. Jeder Zahlungsausfall und jede Zahlungsverzögerung ist finanziell belastend und emotional frustrierend.

Deshalb ist es ein großer Vorteil, wenn Sie die bisherige Zahlungsmoral eines neuen Kunden einschätzen können. Und zwar am besten, bevor Sie ein größeres Angebot abgeben oder einen Liefervertrag unterschreiben. Doch bedenken Sie auch, was gegen das Einholen von Bonitätsinformationen sprechen kann.

Eine Bonitätsprüfung kostet und muss interpretiert werden

  • Bonitätsprüfung kostet
    Ausreichende und verlässliche Bonitätsinformationen haben ihren Preis. Große Wirtschaftsauskunfteien schließen meist Rahmenverträge oder verlangen eine Mitgliedschaft. Das kostet in der Regel ab einem mittleren dreistelligen Euro-Betrag aufwärts. Allgemeine Preislisten sucht man vergeblich.Dienste für Einzelauskünfte gibt es ebenfalls. Dort kosten selbst relativ magere Datensätze schnell einen zweistelligen Eurobetrag. Dabei handelt es sich dann oft um Infos aus öffentlichen Bekanntmachungen und Registerauszügen, eventuell ergänzt um Hinweise auf frühere Inkassovorgänge.
  • Die Bewertung der Auskünfte ist anspruchsvoll
    Eine seriöse Bonitätsprüfung liefert keine Gewissheiten wie „Anständiger Kunde, der zahlt mit Sicherheit“. Schon deshalb nicht, weil sich alle Informationen auf die Vergangenheit beziehen. Vielmehr erhalten Sie ein Bündel an Detailinformationen. Sie erfahren vielleicht, dass vor zwei Jahren ein Inkasso-Verfahren gegen das Unternehmen eingeleitet wurde. Wie viel Eigenkapital die letzte Bilanz ausweist. Und dass die Gesellschaft in fünf Jahren dreimal ihren Sitz gewechselt hat. Aber was folgt daraus?Solche Informationen können nur im Kontext sinnvoll bewertet werden. War die Inkasso-Forderung streitig und wurde deshalb nicht bezahlt? Welche Eigenkapitalquote ist in der Branche für ein Unternehmen dieser Größe üblich? Sprechen die Umzüge für schnelles Wachstum oder mangelnde Solidität? Manche Dienstleister ordnen Ergebnisse einer Farbskala von grün über gelb bis rot zu. Doch macht das die Informationen wirklich nachvollziehbar?

Bewährte Strategien zur Risikobegrenzung

Zum Glück ist die Bonitätsprüfung nur ein Element zur Sicherung der eigenen Zahlungsansprüche. Gerade für kleinere Unternehmen und einzelne Selbstständige lassen sich andere Bausteine oft einfacher nutzen.

Zunächst einmal müssen Sie sich ein Bild der Situation machen:

  • Um welche Summe geht es?
  • Wie viel wissen Sie bereits über das Unternehmen?
  • Was können Sie selbst noch herausfinden?
  • Gibt es konkrete Verdachtsmomente, die auf mangelnde Bonität hindeuten?

Erstens: Zahlung sinnvoll strukturieren

Handeln Sie Anzahlungen sowie Abschlagszahlungen oder Teilzahlungen aus. Das sollten Sie sich bei größeren Aufträgen zur Regel machen. Nicht nur, aber besonders dann, wenn Sie die Zahlungsfähigkeit eines Interessenten nicht einschätzen können. (Bei handfesten Zweifeln gibt es keine Alternative zur Vorauszahlung.)

Auch die Bezahlweise kann ein Baustein sein. Wenn es um viele kleinere Aufträge oder Bestellungen geht, kann die Abwicklung über einen Zahlungsdienstleister wie PayPal sinnvoll sein. Das kostet zwar zunächst mehr. Aber durch das Ausfiltern von Nichtzahlern kann es sich lohnen.

Zweitens: Vertragliche Absicherungen einbauen

 Mit klugen und wirksam formulierten Klauseln können Sie Ihre Ansprüche an der Ware bis zur Bezahlung absichern. Dazu lassen sich beispielsweise ein Eigentumsvorbehalt und/oder andere Sicherungsrechte vereinbaren. Der Zweck ist es, dass Sie sich die Ware bei Nichtbezahlung oder im Insolvenzfall zurückholen können.

Überlassen Sie die Formulierung einem Anwalt. Solche Vereinbarungen können viel Geld wert sein. Durch zusammenkopierte Klauseln sparen Sie im Ernstfall nichts.

Drittens: Dem Bauchgefühl und den eigenen Augen vertrauen

Vertrauensseligkeit ist beim Einschätzen möglicher Geschäftspartner fehl am Platz. Doch prinzipielles Misstrauen ist genauso falsch. Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl und Ihrer Menschenkenntnis. Die sind zwar nicht unfehlbar, aber meist ein guter Ratgeber.

Außerdem lohnt es sich, die Augen offenzuhalten: Wie tritt der Gesprächspartner auf, was liest man im Internet über das Unternehmen, wie passen Anspruch und Wirklichkeit zusammen?

Sie müssen kein Detektiv sein, um selbst ein wenig zu recherchieren. Zwei Beispiele: Unter Insolvenzbekanntmachungen.de können Sie die Bekanntmachungen der Insolvenzgerichte durchforsten. Unter Handelsregister.de finden Sie Basisinformationen zu Kapitalgesellschaften wie einer GmbH, eingetragenen Kaufleuten (e. K.) sowie zu einer OHG oder KG. Und selbst Arbeitnehmer-Bewertungen wie unter Kununu oder Kundenkommentare bei Google Maps helfen, das Gesamtbild abzurunden.

Fazit

Das Einholen von Bonitätsinformationen hat dann seinen Wert, wenn Preis und Aufwand zur Forderungshöhe passen. In der Regel ist dieser Weg nur bei regelmäßigem Bedarf an Auskünften sinnvoll. Auch andere Maßnahmen wie Bürgschaften, Forderungsausfallversicherungen oder Factoring erfordern Beratung oder eigene Fachkenntnis.

Einfacher zu haben sind der eigene Instinkt, eigene Recherchen, eine gute Vertragsgestaltung und sinnvolle Zahlungsweisen. Die Entscheidung über Ihr geschäftliches Risiko kann Ihnen ohnehin kein Bonitätsdienstleister abnehmen.

Apropos: Auftrag+ macht Abschläge einfach

Sie wollen wie oben empfohlen Abschlags- und Teilrechnungen verwenden? Mit dem MeinBüro-Modul Auftrag+ geht das einfach. Eine ausführliche Schritt-für-Schritt-Anleitung liefert der Beitrag „Erstellen von Teilrechnungen“. Praxisinformationen zu Teil- und Abschlagsrechnungen lesen Sie in „Was ist eine Abschlagsrechnung?“ und „Akonto, aber pronto! Alles über Abschlagszahlungen“.

Zum Weiterlesen

  • Unter den Bonitätsdiensten sind CRIF Bürgel, die in Vereinsform organisierte Creditreform und in Bezug auf Privatkunden auch die Schufa die Marktführer in Deutschland. Einzelauskünfte gibt es beispielsweise bei der CRIF-Tochter Supercheck Bonität.
  • Das Bundeswirtschaftsministerium stellt eine Checkliste zur Bonitätsprüfung (PDF, 277 KB) bereit.
  • Irgendwann kann es natürlich trotzdem passieren, dass ein Kunde nicht pünktlich zahlt. Dann gilt: „Keep cool“. Zum Glück unterstützt MeinBüro Sie beim Mahnwesen.

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