Leider kommt es immer wieder vor: Ein paar Tage schlechtes Wetter, und schon ist man krank. Und oft auch ausgerechnet dann, wenn es überhaupt nicht passt. Man kann also krankheitsbedingt nicht arbeiten. Aber was, wenn man nicht gleich wieder gesund wird und deswegen längere Zeit ausfällt? Wann man Krankengeld bekommt und was das für die Steuererklärung bedeutet.
Schnelleinstieg
Arbeitslohn oder Krankengeld?
Bekomme ich Krankengeld, sobald ich einen Tag krank war? Nein – das erhält man erst, wenn man eine längere Zeit am Stück krankgeschrieben ist. Wie lange man Anspruch auf den Arbeitslohn hat und ab wann die Krankenkasse für dich eintritt, erfährst du in den folgenden Abschnitten.
Erst zahlt der Arbeitgeber…
Zunächst zahlt der Arbeitgeber den vollen Arbeitslohn weiter. Und zwar für die ersten 6 Wochen. Im besten Fall bist du bis dahin wieder gesund und gehst wie gewohnt wieder zur Arbeit. Nun erhältst du deinen Lohn.
Länger als 6 Wochen krank
Bist du jedoch länger als 6 Wochen krank, muss der Arbeitgeber den Lohn nicht mehr weiterzahlen. Jetzt kommt das Krankengeld ins Spiel.
…und dann kommt das Krankengeld von der Krankenkasse
Wenn du länger als 6 Wochen krank bist, bekommst du eine Lohnersatzleistung: Das Krankengeld.
Krankengeld für gesetzlich Versicherte
Bist du gesetzlich krankenversichert, springt ab der 7. Woche die Krankenkasse ein. Von nun an erhältst du Krankengeld anstatt Arbeitslohn. Der Anspruch auf Krankengeld besteht tageweise für die Dauer der Arbeitsunfähigkeit. Für einen vollen Monat werden 30 Tage berechnet. Allerdings wird es innerhalb von 3 Jahren, längstens 78 Wochen gezahlt.
Krankengeld für privat Versicherte
Wer privat krankenversichert ist, erhält unter Umständen kein Krankengeld. Denn das ist nicht automatisch in der privaten Versicherung enthalten. In der Regel vereinbarst du eine Krankengeld-Zahlung zusätzlich zu deinem „normalen“ Vertrag.
Voraussetzungen für das Krankengeld
- Du bist Mitglied in einer gesetzlichen Krankenkasse
(privat meist nicht per se inkludiert) - Ein Arzt bescheinigt die Arbeitsunfähigkeit lückenlos
- Du musst die Krankschreibung innerhalb von 1 Woche bei deiner Krankenkasse einreichen
Krankengeld + Arbeitslohn?
Der Anspruch auf die Lohnersatzleistung besteht eigentlich bereits vom 1. Tag an. Hat der Arbeitgeber in den ersten 6 Wochen aber den Lohn weitergezahlt, bekommt man in dieser Zeit nicht noch zusätzlich Krankengeld. Die Krankenkasse zeiht diese 6 Wochen von den 78 Wochen maximal Zeit ab. Für das Krankengeld bleiben in der Regel also noch 72 Wochen übrig.
Wie viel Krankengeld bekomme ich, während ich krank bin?
Das Krankengeld ist geringer als der Arbeitslohn. Es beträgt 70 Prozent des letzten Bruttolohns, aber maximal 90 Prozent des Nettogehalts.
Einmalzahlungen in den letzten 12 Monaten, z. B. Weihnachts- oder Urlaubsgeld, werden bei der Berechnung des Krankengelds ebenfalls berücksichtigt. Zudem ist das Krankengeld auf Tageshöchstsätze gedeckelt. 2022 kann das tägliche Krankengeld daher maximal 112,88 Euro pro Tag betragen.
Das so errechnete Krankengeld ist ein Bruttowert. Das heißt, dass wie bei deinem Arbeitslohn zunächst die Sozialversicherungsbeiträge abgezogen werden. Also die gesetzliche Renten-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung. Die Hälfte dieser Beiträge sowie die gesamte Krankenversicherung übernimmt die Krankenkasse. Du zahlst also nur die andere Hälfte.
Aktuell (2022) beträgt der Abzug bei
- Kranken mit Kindern / unter 23-Jährige: 12,025 Prozent
- Kinderlose über 23 Jahren: 12,2 Prozent
Den Betrag, der danach übrig bleibt, erhältst du als Krankengeld netto auf dein Bankkonto überwiesen.
Beispiel Krankengeld Auszahlung
Bruttolohn 3.000 Euro x 70 Prozent = 2.100 Euro
aber maximal Nettolohn 1.970 Euro x 90 Prozent = 1.773 Euro
Monatlich erhält Stefan also brutto 1.773 Euro bzw. täglich 59,10 Euro
Nach Abzug der Sozialversicherung bekommt Paul für einen vollen Monat netto 1.554 Euro überwiesen bzw. tageweise 51,80 Euro.
Wann erfolgt die Auszahlung?
Die Krankenkasse zahlt das Krankengeld rückwirkend aus. Und immer nur bis zu dem Datum, an dem die aktuellste Krankmeldung vom Arzt ausgestellt wurde. Es kommt also nicht darauf an, bis wann dich der Arzt krankschreibt.
Beispiel Berechnung Krankengeld
Auf Basis der Krankmeldung zahlt die Krankenkasse das Krankengeld für den Zeitraum vom 15.07. bis zum 03.08.
Krankengeld in die Steuererklärung eintragen?
Du hast Krankengeld erhalten? Dann gibt es eine gute Nachricht: Es ist steuerfrei. Es gibt jedoch auch einen Haken: Du bist verpflichtet, eine Steuererklärung abzugeben. Denn die Lohnersatzleistung unterliegt dem Progressionsvorbehalt. Das bedeutet, dass dieses zur Berechnung des Steuersatzes mit einbezogen wird. Der Prozentsatz der zu zahlenden Steuer steigt dadurch. Das führt zu einer höheren Besteuerung des übrigen Einkommens.
Die Steuererklärung ist Pflicht!
Für die Steuererklärung eines Jahres ist all das Krankengeld interessant, was du in diesem Steuerjahr auch erhalten hast. Diese Summe trägst du in die Steuererklärung ein. Mit WISO Steuer geht das besonders einfach, denn du kannst alles automatisch eintragen lassen. Dafür aktivierst du einfach den Steuer-Abruf und schon musst du nichts mehr abtippen!
Wo trage ich Krankengeld in die Steuererklärung ein?
Wenn du es nicht automatisch mit dem Steuer-Abruf ausfüllen lässt, kannst du dein Krankengeld ganz einfach hier eintragen:
Steuererklärung > Ersatz für Einkommen > Erhaltene Leistungen
Achtung Jahreswechsel
Eine Besonderheit ergibt sich jedoch zum Jahreswechsel: Hast du das Krankengeld für Dezember erst im Januar von der Krankenkasse ausgezahlt bekommen, gehört der Betrag in die Steuererklärung des folgenden Jahres. Grund ist das sogenannte Zufluss-Abfluss-Prinzip. Steuerliche Einnahmen gelten in dem Steuerjahr als eingenommen, in dem sie auf dem Konto gutgeschrieben wurden.