Sektsteuer

Des Kaisers neue Steuer

Das Jahr 2020 würden die meisten wohl gerne aus dem Gedächtnis streichen. Ein Gläschen Sekt kann dabei durchaus hilfreich sein. Interessant dabei: Auf die Brause fällt eine eigene Steuer mit gar kaiserlichem Hintergrund an! Wir geben einen Überblick über die Sektsteuer. In diesem Sinne: Auf den Kaiser!

Es war einmal… Die Geschichte der Sektsteuer

„So eine neue Kriegsflotte, das wärs!“ Dachte sich damals Kaiser Wilhelm II, als er seine Flotte mit der britischen verglich. „Was bräuchten wir noch? Eine Wasserstraße zwischen Nord- und Ostsee. Breitere Häfen. Größere Werften. Und Waffen, viele neue Waffen!“ Leider fehlte in der Staatskasse hierfür das nötige Kleingeld. Doch: Not macht ja bekanntlich erfinderisch.

So fragte Wilhelm seine Gefolgschaft, mit welcher Steuer seine Wünsche denn am besten realisierbar seien. Ein gewisser Herr Johann Jacob Söhnlein aus Wiesbaden hatte einen Vorschlag: Eine Steuer auf Werbeanzeigen in der Zeitung muss her! Doch die Verleger des Landes liefen Sturm. So ließ Wilhelm von der Idee des Herrn Söhnlein ab. Doch was stellte Herr Söhnlein denn gleich noch her? Schaumwein! Das war es. Her mit der Schaumweinsteuer! Und 1902 war’s auch gleich so weit. 50 Pfennig Sektsteuer pro Flasche waren nun fällig.

Doch die zusätzliche Steuer machte die prickelnde Brause so teuer, dass sie sich jetzt keiner mehr leisten konnte. Die Verkäufe von Schaumwein brachen ein. Und die Steuereinnahmen der Luxussteuer waren gleich null.

Zu Beginn des Dritten Reichs wurde die Sektsteuer auf Eis gelegt. Der Konsum des Schaumweines und damit die Sektindustrie sollte gefördert werden. Und tatsächlich, die Maßnahme trug Früchte: von gut 5 Millionen Liter stiegt der Sektverbrauch auf 26 Millionen Liter jährlich!

Doch die Steuer war ja nur auf null gesetzt, nicht abgeschafft. Und die fast versiegte Einnahmequelle wurde Anfang des Zweiten Weltkrieges als Kriegsabgabe wiederaufbereitet. Zunächst wurde die Sektsteuer auf 3 Reichsmark pro Flasche festgesetzt. Nach massiven Beschwerden wurde sie wieder auf 1 Mark pro Flasche gesenkt. Ein Glück! Denn so begann die Steuerquelle zu sprudeln. 1965 lagen die Einnahmen bei 135 Millionen Euro.

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Sektsteuer in Zeiten der Bundesrepublik: Schampus für alle!

Und heute? Kaiser Wilhelm II samt Kriegsflotte leben nur noch in den Geschichtsbüchern fort. Die Sektsteuer ist jedoch lebendig wie eh und je. Bezahlt wird die Abgabe vom Produzenten, sobald der Sekt das Lager verlässt. Als indirekte Steuer fließt diese komplett dem Bund zu.

Die Einnahmen aus der Sektsteuer ebben jedoch seit Jahren ab. Vom Spitzenwert aus dem Jahr 2011, satten 454 Millionen Euro, sind sie inzwischen weit entfernt. Knapp 384 Millionen Euro spülte sie im Jahr 2019 in die deutsche Staatskasse.

Wie viel Sektsteuer fällt auf eine Flasche Sekt an?

Die Höhe der Sektsteuer hängt vom Alkoholgehalt des Getränks ab. Unter 6 Prozent fallen je Hektoliter 51 Euro an. Bei einem höheren Alkoholgehalt, was die meisten Schaumweine betrifft, liegt die Steuer bei 136 Euro je Hektoliter.

Pro Flasche Sekt (0,75 Liter) fallen ganze 1,02 Euro Steuer an. Zusätzlich verdient der Staat durch die Mehrwertsteuer an der Brause, die mit 19 Prozent zu Buche schlägt ( Wurde von Juli bis Dezember 2020 auf 16 Prozent gesenkt).

Wenn eine Flasche des beliebtesten Sektes im Angebot wieder 2,99 Euro kostet, fallen somit an:

  • 1,02 Euro Sektsteuer
  • 0,48 Euro Umsatzsteuer (19 Prozent)

Die restlichen 1,49 Euro darf die Sektkellerei ihr Eigen nennen. Abzüglich der Kosten für Produktion, Flaschen, Vertrieb, Werbung bleibt nicht mehr allzu viel für den Produzenten übrig.

Fällt die Sektsteuer nur auf Sekt an?

Nein. Ursprünglich war sie zwar nur auf Schaumwein fällig. Doch wie so oft wurde die Steuer dann ausgeweitet. Heute fällt sie gleich auf mehrere Arten von Getränken an:

  • Schaumweine (Sekt, Champagner, Crémant)
  • Wein aus frischen Weintrauben, Portwein
  • Traubenmost, Apfel – und Birnenwein
  • Sherry, Met

Gibt es sektsteuerfreie Alternativen?

Du möchtest prickelnde Brause trinken, gönnst dem Staat aber keine zusätzliche Steuer? Eine sektsteuerfreie Alternative bieten Perlweine oder Seccos, die einen Kohlensäuregehalt von unter 3 bar ausweisen.

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