Je höher das Einkommen, desto leichter können unerwartet hohe Kosten aufgrund von Krankheit, Pflege oder eines Todesfalls weggesteckt werden. Das sieht zumindest der Staat so und berechnet anhand des Einkommens eine zumutbare Belastung. Bis zu diesem Betrag kann man bestimmte Kosten nicht von der Steuer absetzen. Erreichen die Kosten allerdings eine „unzumutbare“ Höhe, lässt das Finanzamt die Kosten zu. Wie berechnet sich diese Grenze? Und welche Kosten werden davon erfasst? Das zeigen wir hier.
Schnelleinstieg
- Was ist die zumutbare Belastung bei der Einkommensteuer?
- Wie hoch ist die zumutbare Belastung?
- Wie wird die zumutbare Belastung berechnet?
- Zumutbare Belastung: kostenloser Rechner
- Bei welchen Kosten wird keine zumutbare Belastung abgezogen?
- Wie kann ich die zumutbare Eigenbelastung errechnen?
- Warum sind Krankheitskosten nicht komplett absetzbar?
Was ist die zumutbare Belastung bei der Einkommensteuer?
In manchen Fällen sieht der Staat eine geldliche Unterstützung für finanzielle Belastungen vor – und lässt zu, dass die Kosten von der Steuer abgesetzt werden. Solche Kosten heißen im Steuerrecht „außergewöhnliche Belastungen“. Zu ihnen zählen zum Beispiel Krankheitskosten, Pflegekosten, Beerdigungskosten, Kosten für die Beseitigung von Unwetterschäden, usw.
Bis zu einer gewissen Höhe geht der Staat allerdings davon aus, dass du diese außergewöhnlichen Belastungen selbst zahlen kannst. Diese Höhe nennt man im Steuerrecht „zumutbare Eigenbelastung“ oder einfach nur „zumutbare Belastung“. Sie richtet sich nach der Höhe deiner Einkünfte (§ 33 Abs. 3 EStG).
Wie hoch ist die zumutbare Belastung?
Die zumutbare Belastung wird für jeden individuell berechnet. Je geringer das Einkommen, desto mehr Unterstützung erhältst du. Zusätzlich zählen noch weitere Faktoren wie zum Beispiel dein Familienstand oder ob und wie viele Kinder du hast.
Wie wird die zumutbare Belastung berechnet?
Die folgende Tabelle zeigt, wie die zumutbare Belastung berechnet wird. Sie beträgt immer den angegebenen Prozentsatz des Gesamtbetrags deiner Einkünfte. Dabei spielt es eine entscheidende Rolle, ob du ledig oder verheiratet bist und ob du Kinder hast.
Familienstand | Gesamtbetrag der Einkünfte bis 15.340 Euro | Gesamtbetrag der Einkünfte bis 51.130 Euro | Gesamtbetrag der Einkünfte über 51.130 Euro |
---|---|---|---|
Ledig ohne Kind | 5 % | 6 % | 7 % |
Verheiratet | |||
ohne Kind | 4 % | 5 % | 6 % |
mit 1 oder 2 Kindern | 2 % | 3 % | 4 % |
mit mehr als 2 Kindern | 1 % | 1 % | 2 % |
Für diese Kosten gilt die zumutbare Belastung
- Krankheitskosten (privat bezahlt)
- Medikamente (mit Rezept & privat bezahlt)
- Medizinische Hilfsmittel (Brille, Rollstuhl, Gehilfen … privat bezahlt)
- Kur (privat bezahlt)
- Beerdigungskosten
- Unterhaltskosten
- Kosten für Pflegeheim (privat bezahlt)
- Kosten rund um die Geburt
Die zumutbare Belastung wird stufenweise ermittelt
Das bedeutet, dass immer nur der Teil deiner Einkünfte, die die erste Stufe übersteigen, dem Prozentsatz der nächsthöheren Stufe unterliegen.
Beispiel: Zumutbare Belastung berechnen
Die zumutbare Belastung wird wie folgt stufenweise ermittelt:
Für die beiden ist die Tabellenzeile „mit 1 oder 2 Kindern“ wichtig.
Ihr Gesamtbetrag der Einkünfte ist höher als die Grenze der 1. Stufe. Deshalb wird zunächst für 15.340 Euro der entsprechende Anteil der zumutbaren Belastung berechnet.
1. Stufe: 15.340 Euro x 2 % = 306 Euro
Der Gesamtbetrag der Einkünfte liegt unterhalb der Grenze der 2. Stufe. Im nächsten Schritt wird also auf die Differenz zwischen dem Gesamtbetrag der Einkünfte und 15.340 Euro (1. Stufe) die zumutbare Belastung mit dem Prozentsatz der 2. Stufe berechnet.
2. Stufe: (50.000 Euro – 15.340 Euro) x 3 % = 1.039 Euro
Zum Schluss werden die Ergebnisse je Berechnungsstufe zusammengerechnet. Daraus ergibt sich die zumutbare Belastung.
Zumutbare Belastung insgesamt: 306 Euro + 1.039 Euro = 1.345 Euro
Für die beiden bedeutet das: Erst, wenn ihre außergewöhnlichen Belastungen diesen Wert übersteigen, bekommen sie bei der Steuererklärung mehr Geld zurück.
Zumutbare Belastung: kostenloser Rechner
Mit WISO Steuer kannst du kostenlos deine zumutbare Belastung berechnen:
Du möchtest WISO Steuer ausprobieren?
Starte jetzt einfach deinen kostenlosen Test. Anonym, ohne Verpflichtungen und so lange du möchtest. Erst bei der Abgabe an das Finanzamt fallen Gebühren an.
Das heißt: Null Risiko für dich.
Bei welchen Kosten wird keine zumutbare Belastung abgezogen?
Die oben genannten Kosten wie Krankheits- oder Pflegekosten nennt man auch allgemeine außergewöhnliche Belastungen. Hier wird immer eine zumutbare Eigenbelastung errechnet und abgezogen.
Es gibt aber auch Kosten, bei denen keine zumutbare Belastung abgezogen wird. Diese wirken sich dann bereits ab dem ersten Cent steuerlich aus. Das ist bei den besonderen, außergewöhnlichen Belastungen der Fall. Darunter fallen unter anderem Unterhaltsleistungen (zum Beispiel Ehegattenunterhalt), der Ausbildungsfreibetrag, sowie Behinderten- und Pflegepauschbetrag.
Wie kann ich die zumutbare Eigenbelastung errechnen?
Du willst bereits im Voraus wissen, ob du Geld zurückbekommst? WISO Steuer berechnet automatisch die zumutbare Belastung in der Steuererklärung – und das auf den Cent genau!
Muss ich die Eigenbelastung selbst berechnen?
Nein. Das übernimmt das Finanzamt. Du musst lediglich die entsprechenden Ausgaben in der Steuererklärung angeben. Den Rest prüft dann das Amt. Mit WISO Steuer siehst du aber schon im Vorhinein, wie viel Geld du zurückbekommen wirst.
Kosten planen
Warum sind Krankheitskosten nicht komplett absetzbar?
Du willst Krankheitskosten komplett absetzen, aber das Finanzamt zieht immer automatisch eine zumutbare Belastung ab? Klingt unfair, schließlich kannst du nichts für deine Krankheit. Dies ist aber rechtens, wie nun der Bundesfinanzhof entschieden hat.
Der Bundesfinanzhof hat erneut entschieden, dass die Kürzung der Krankheitskosten um eine zumutbare Belastung nicht verfassungswidrig ist (VI R 11/16, VI R 32/13 und VI R 33/13).
Hol dir dein Geld zurück