1. September 2011 von Hartmut Fischer
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Politik lässst Senioren im Stich

Politik lässst Senioren im Stich

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1. September 2011 / Hartmut Fischer

Alles nur Lippenbekenntnisse? Landauf, landab fordern die Politiker aller Lager den Umbau von Wohnungen. Wohnraum müsse altersgerecht sein, damit Senioren möglichst lange in ihren eigenen vier Wänden leben können. Doch wenn es um die Unterstützung der Immobilieninhaber geht, sieht es mau aus. Ein Umbau verursacht erhebliche Kosten, die gerade von kleinen und mittleren Vermietern kaum gestemmt werden können. Doch anstatt die finanzielle Förderung auszubauen, sieht der Haushaltsplan für 2012 vor, dass das KfW-Programm „Altersgerecht Umbauen“ nicht fortgeführt werden soll.

Im Haushaltsplan 2012 wurden die Mittel komplett gestrichen. Soweit noch Gelder aus den in den vergangenen Jahren bereitgestellten Mitteln zur Verfügung stehen, sollen diese noch abgewickelt werden. Experten zeigen wenig Verständnis hierfür. „Angesichts der großen Aufgabe, den Wohnungsbestand an die zukünftigen Herausforderungen der Gesellschaft anzupassen, ist dies vollkommen unverständlich“, erklärte beispielsweise GdW-Präsident Axel Gedaschko.

Die aktuelle Studie „Wohnen im Alter“ des Kuratoriums deutsche Altershilfe (KDA) ermittelte einen Mehrbedarf von 2,5 Millionen altersgerechten Wohnungen. Bis 2020 wird dieser Bedarf sogar auf circa drei Millionen steigen.

Circa 20 % der Deutschen (rund 16 Millionen Menschen) sind 65 Jahre und älter. Etwa 3,7 Millionen davon sind mindestens 80 Jahre alt. Bis zum Jahr 2050 dürfte sich die Zahl der über 80-Jährigen auf gut zehn Millionen Menschen fast verdreifachen. Bundesweit leben nach der aktuellen Studie des Bauministeriums nur etwa eine halbe Million Senioren-Haushalte in Deutschland in barriere-armen oder barrierefreien Wohnungen. Das entspricht 1,4 Prozent aller Wohnungen in Deutschland.

Eine Befragung des GdW hat gezeigt, dass bereits im Jahr 2009 rund 5 Prozent der Wohnungen in den Mitgliedsunternehmen barriere-arm oder barrierefrei waren. Das sind rund 300.000 Wohnungen und fast doppelt so viele wie in 2006. Dennoch herrscht hier weiter großer Handlungsbedarf. „Die Versorgung mit bedarfsgerechtem Wohnraum und sozialen Dienstleistungen zu bezahlbaren Mieten wird gerade angesichts schlechterer Einkommensverhältnisse der künftigen älteren Generationen zur zentralen Aufgabe werden“, erklärte Gedaschko. „Wir werden den Staat und insbesondere die Pflegekassen massiv überfordern, wenn wir den Menschen nicht das gewährleisten können, was sie wollen, nämlich länger als bisher in den eigenen vier Wänden zu leben. Die Alternative, die teure Heimunterbringung, kann sich unsere Gesellschaft zudem schlichtweg nicht leisten.“

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